Warum Wasserburg ein Wasserparadies ist
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Dass es selbst jetzt in der Sommerhitze problemlos aus dem Hahn fließt, hat Wasserburg optimalen Bedingungen im Quellgebiet zu verdanken. Und einer Entscheidung der Stadtväter und Stadtmütter, die vor 131 Jahren fiel.
Wasserburg – 1888 steht in frisch aufgemalten roten Lettern auf dem Wasserhochbehälter. Er ist die Nummer eins in Wasserburg, nicht nur, weil er als erster von heute vier Hochbehältern gebaut wurde, sondern auch, weil er der Stolz der Stadt ist. In kaum einer Kommune gibt es einen Hochbehälter, der so viele Jahre auf dem steinernen Buckel hat und nach wie vor so verlässlich im Dienst ist. Für Bürgermeister Michael Kölbl hat die Anlage deshalb „Denkmalcharakter“.
Eine Gussleitung stammt noch aus 1888
„Lobpreiset Ihr Quellen den Herrn“, hat der Vorgänger von Bürgermeister Michael Kölbl auf das Mauerwerk schreiben lassen. Auch dem heutigen Rathauschef fällt es nicht schwer, dieser Aufforderung zur Lobpreisung zu folgen, denn der historische Hochbehälter ist bis heute Dreh- und Angelpunkt der Trinkwasserversorgung. Er sorgt für den notwendigen Druck und ist über zwei Leitungen – eine davon stammt ebenfalls aus dem Jahr 1888 – die zentrale Verbindung zum Quellgebiet Fuchsthal.
Aus artesischen Quellen im Fuchsthal
Hier entspringt das Wasserburger Wasser: aus artesischen Quellen, das heißt: Das Wasser tritt hier natürlich an die Oberfläche, ohne Pumpenunterstützung. Da die Quellen sieben Meter höher liegen als der Hochbehälter, fließt das Wasser über die fünf Kilometer Luftlinie bis zur Anlage in der Nähe des Badria stets bergab: Auch hierbei kann die Stadt deshalb auf technische Unterstützung verzichten.
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Das Wasser ist so rein, dass es laut Josef Mayer, Betriebsleiter Wasser bei den Stadtwerken, nicht aufbereitet werden muss – weder durch eine Filterung, noch durch eine Entschwefelung, oder Chlorung. Das kühle Nass aus den Quellen im Fuchsthal ist außerdem kalkabscheidend. Diese Reinheit ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass die 131 Jahre alte Gussleitung noch immer funktioniert. „Die ist quasi unkaputtbar“ stellt Mayer fest.
Wassergewinnung ohne Energieaufwand durch Pumpen und technische Aufarbeitung: „Das ist echte Nachhaltigkeit“, freut sich Kölbl angesichts der Tatsache, dass dasn Naturprodukt direkt aus der Quelle direkt im Wasserhahn der Bürger landet.
Bis dahin benötigt ein Tropfen Regen zwar zehn Jahre, doch die Schatzkammer der Quellen im Fuchsthal ist groß genug, um immer für Nachschub zu sorgen. 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr könnten hier entnommen werden, 1,3 Millionen benötigt die Stadt, die auch Kooperationen mit Pfaffing, Edling und Babensham hat, berichtet Stadtwerkechef Marius Regler.
Dass Wasserburg ein Wasserparadies ist, hat die Stadt also nicht nur den Quellen zu verdanken, sondern auch dem historischen Hochbehälter, der gestern wieder in Betrieb genommen wurde – nach einer Sanierung des Innenlebens mit Erneuerung des Schiebers, der Rohrleitungen und der Elektrotechnik und einer Außensanierung mit Freilegung, Abdichtung und Isolierung. 200 000 Euro haben die Maßnahmen gekostet.
Wichtig für den Wasserfluss
Im vergangenen halben Jahr hat ddie Numemr eins dafür einmal eine Dienstpause eingelegt. Jetzt, nachdem die Generalsanierung abgeschlossen ist, speichert der Hochbehälter wieder wie eine überdimensionale Badewanne das Trinkwasser, wechselt es zweimal am Tag aus und verteilt es über das Stadtgebiet. Der Alte kann zwar „nur“ 250 Kubikmeter fassen, der benachbarte Neue schafft 3000 Kubikmeter, doch dafür ist der historische Behälter wichtig für den Wasserfluss. Und dafür, dass die Verbindung zum Fuchsthal nie abbricht. Denn an heißen Tagen wie gestern benötigen die Wasserburger fünf Millionen Liter Wasser. Im Winter sind es dementsprechend weniger. Gedrosselt werden die artesischen Quellen jedoch nicht, denn Wasser sucht sich einen anderen Weg, wenn es ausgebremst wird, erklärt Wassermeister Mayer. Wasser, das nicht benötigt wird, gelangt vor Ort in den Schwarzmoosbach.
Gebühren kostendeckend
Für das, was die Bürger aus dem Hahn entnehmen, zahlen sie 98 Cent pro Kubikmeter inklusive Umsatzsteuer – ein niedriger Preis im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, wie Kölbl betont. Gewinne darf die Stadt mit ihrem wertvollen Wasser nicht machen. Die Gebühren müssen kostendeckend berechnet werden.