Förderung „Neustart Kultur“
Wachgeküsst wie Dornröschen: Wasserburger Tanzstudio Belaqua kommt aus der Corona-Pandemie zurück
- VonRegine Falkschließen
Das Tanzstudio des Theaters Wasserburg begeisterte mit berührenden Choreografien bei seiner Jahresaufführung. „Märchenhaft“ wurde das Happy End gefeiert. Was den Auftritt so besonders machte.
Wasserburg – Das Tanzstudio Belacqua startete seine Aktionsreihe „tanz mal fünf“ mit einer nahezu märchenhaften Jahresaufführung aller Tanzklassen. Auch Szenen aus Dornröschen wurden dabei aufgeführt – und ähnlich wie im Märchen die Prinzessin, erwachte die Tanzschule nach zweijähriger Corona-Pause zu neuem Leben. Es war allerdings nicht der Kuss eines Prinzen, der sie erweckte, sondern engagiertes Weitermachen der Leiterin Uta Ziegler und nicht zuletzt die Förderung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm „Neustart Kultur“, Hilfsprogramm „Dis-Tanzen“ des Dachverband Tanz Deutschland.
Ohne diese Förderung keine Aufführung
Uta Ziegler erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ohne diese Förderung hätte ich keine Aufführung machen können. Wir haben ja immer noch Corona, da kann ich nicht 120 Zuschauer im Theatersaal Platz nehmen lassen – und Eintritt für halbstündige Aufführungen wollte ich auch nicht verlangen.“
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Uta Ziegler trotzte dem Mangel an Tanzlehrern und den gesunkenen Schülerzahlen – die Leiterin ließ sich von den groben Auswirkungen der Corona-Krise nicht aus dem Konzept bringen und stellte nach zweijähriger Pause unter dem Titel „tanz mal fünf“ ein beachtliches Programm auf die Beine: Mit „Tagen der offenen Tür“, einem „#ferientanzen“, Schnupperkursen, Workshops und weiteren Angeboten im November. Das alles kann dank der Förderung eines Hilfsprogramms von „Neustart Kultur“ kostenlos angeboten werden.
Den Anfang des fünfmonatigen Reigens machten die Schülerinnen und Schüler der Wasserburger Tanzschule mit ihrer beeindruckenden Jahresaufführung im Saal des Theaters Wasserburg.
Zum Thema „Geschichten, Märchen, Fabeln“ zeigten die verschiedenen Tanzklassen ihre künstlerischen Interpretationen, die sie gemeinsam mit ihren Tanzlehrerinnen und -lehrern in den vergangenen Monaten erarbeitet haben.
Anders in diesem Jahr wurden die Darbietungen in drei etwa dreißigminütige Blöcke zerlegt mit Pausenzeiten dazwischen.
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„Coronakonform“ präsentierten „die Kleinen“ Motive zu Rotkäppchen und Szenen aus Schneewittchen, „Dornröschen“ wiederum als klassisches Ballett, wenngleich in moderner Fassung. „Die Tanzlehrerinnen und -lehrer hatten vollkommen freie Hand, die Geschichten selbst zu formen“, so Ziegler. Sie selbst hatte mit der Zwergengruppe intensiv gearbeitet und freut sich, dass gerade die Jüngsten viel Lob vom Premierenpublikum erhielten.
Die Hip-Hop- und Contemporary-Gruppen mit jugendlichen Tänzerinnen und Tänzern zeigten ihr Können in einer energiegeladenen Interpretation von „The Queen“ und „Vom guten Wesen: Utopie einer Ringeltaube“ im zweiten Block.
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Richtig unter die Haut ging die tänzerische Interpretation des Gedichts „Traumland“ des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allen Poe dann im dritten Block: Melanie Feller, Tanzlehrerin am Tanzstudio Belacqua, und Stefanie Scheidler, Tanzpädagogin aus Rosenheim, entwickelten gemeinsam eine sinnliche Choreografie für 20 bis 30 Tänzerinnen – und zeigten, was Modern Dance alles kann.
Berührende Choreografie
Denn es berührt sehr, wie sich die einzelnen Körper einander begegnen und vorsichtig wieder lösen, um in fließende Formen überzugehen: Mal bilden sie (rotgewandet) temperamentvolle Feuerflammen, dann erheben sich gespenstisch weiße Wesen als „böse Engel auf dem verlassenen Weg“. Mal bilden die Körper (blau gekleidet) klare Wasserstrudel, oder lassen (in grünem Gewand) wogende Schlingpflanzen erahnen – begleitet vom eingesprochenen Gedicht und untermalt von passender Musik. Eine Entführung in die eigene Welt der Sinne und Empfindungen.