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200 Flüchtlinge mehr: Diese Probleme kommen auf Helfer zu und so werden Geflüchtete unterstützt

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Von: Anja Leitner

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ehemalige Krankenhaus Wasserburg Claudia Hinz
Das ehemalige Krankenhaus Wasserburg soll als Notunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge genutzt werden. Im Interview: Claudia Hinz, Flüchtlings- und Integrationsberaterin Fachdienstleiterin Asyl/Migration Caritas Zentren in Stadt und Landkreis Rosenheim. © re/Norbert Kotter

200 Geflüchtete ziehen in das ehemalige Krankenhaus in Wasserburg. Wie stemmen soziale Einrichtungen diesen Mehraufwand? Claudia Hinz von der Flüchtlingsberatung der Caritas im Interview.

Wasserburg - Das ehemalige Wasserburger Krankenhaus soll kurzfristig in eine vorübergehende Unterkunft für Flüchtlinge umgewandelt werden. Damit kommen auf die Stadt Wasserburg und die Flüchtlingsberatung der Caritas viele Aufgaben zu. Claudia Hinz, Flüchtlings- und Integrationsberaterin Fachdienstleiterin Asyl/Migration Caritas Zentren in Stadt und Landkreis Rosenheim, im Interview.

Frau Hinz, wie bewältigt die Flüchtlingsberatung der Caritas den vermutlich aufkommenden Mehraufwand, wenn 200 Geflüchtete ins ehemalige Krankenhaus einziehen?

Claudia Hinz: Durch die vermehrte Zuweisung das ganze Jahr über wird es immer herausfordernder allen Geflüchteten, die dieses wünschen, in einer angemessenen Zeit zu beraten. Erschwerend kommt hinzu, dass Ämter und Behörden mit einer hohen Arbeitsbelastung zu kämpfen haben, schwer zu erreichen sind und lange Bearbeitungszeiten haben. So verzögert sich die Beratung und es sind oft mehrere Termine bei uns nötig. Aktuell kommen auf einen Berater in Vollzeit auf circa 400 Klienten. In der Beratungs- und Integrationsrichtlinie der Regierung wurde ein Schlüssel von 1 zu 150 festgeschrieben, was aber durch die Deckelung der Stellen durch die Regierung dieses Jahr nicht umsetzbar ist.

Das ehemalige Krankenhaus Wasserburg soll als Notunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge genutzt werden.
Das ehemalige Krankenhaus Wasserburg soll als Notunterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge genutzt werden. © Norbert Kotter

Wie viele Geflüchtete betreut die Caritas zurzeit in Wasserburg? Wo sind die Geflüchteten untergebracht?

Hinz: Es sind 223 Geflüchtete in 24 vom Landratsamt angemieteten Unterkünften untergebracht. Das Spektrum reicht von der Gemeinschaftsunterkunft der Regierung, mit circa 80 Personen, über Containerunterkünfte und vom Landratsamt angemietete Wohnungen und Privatunterkünfte. Hier ist keine Anzahl der Personen erfasst. Dies sind nun nur die Zahlen der Stadt Wasserburg. Unsere Berater sind auch für die umliegenden Gemeinden Albaching, Edling, Pfaffing, Amerang und Eiselfing zuständig.

Wie viele Mitarbeiter der Caritas sind in Wasserburg vor Ort, um die Geflüchteten zu beraten?

Hinz: Aktuell sind fünf Flüchtlings- und Integrationsberater und eine Migrationsberaterin in Teilzeit mit Sitz in Wasserburg für den Nördlichen Landkreis zuständig. Ergänzt wird das Angebot vor Ort noch durch eine Integrationslotsin zur Beratung, Ausbildung und Unterstützung von Ehrenamtlichen.

Brauchen Sie mehr Mitarbeiter oder zusätzliche Unterstützung aus der Bevölkerung?

Hinz: Grundsätzlich wäre eine Aufstockung der Stellen sehr wünschenswert, um die steigende Anzahl an Geflüchteten zu beraten. Für die Ukraine wurden in 2022 zusätzlich 1,5 Beratungsstellen von der Regierung genehmigt, wobei das Landratsamt nur für eine Stelle die Kofinanzierung zusichern konnte. Wir als Wohlfahrtsträger müssen pro Beraterstelle einen mittleren fünfstelligen Betrag selbst finanzieren. Natürlich ist auch die Unterstützung durch Ehrenamtliche, vor allem für Alltags- und Begleitsituationen unersetzlich, da wir dies als Beratungsdienst nicht leisten können.

Welche Angebote gibt es von der Caritas für die Geflüchteten?

Hinz: Wir bieten Beratung für Geflüchtete in allen Lebensbereichen an. Ziel ist es, hier Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, damit die Geflüchteten zunehmend selbstbestimmt in Deutschland leben können. Dazu gehört unter anderem das Erklären von Bescheiden und Briefen, die Unterstützung bei Anträgen, die Vermittlung zu Bildungsangeboten und die psychosoziale Beratung. 
Mit unseren Unterstützungskräften bieten wir Hilfestellung beim Ausfüllen von Formularen an.
Die Integrationslotsen bieten Veranstaltungen und Beratung für die aufnehmende Gesellschaft und für Ehrenamtliche an. Außerdem initiieren wir immer wieder Projekte für die Klienten selbst, sowie die aufnehmende Gesellschaft, zum Beispiel Workshops an Mittel- und Berufsschulen und Veranstaltungsreihen, und vernetzen uns hier mit lokalen Partnern.

Gibt es bei der Caritas auch psychologische Unterstützung für die oft traumatisierten Geflüchteten?

Hinz: In der Flüchtlings- und Integrationsberatung, wie auch in der Migrationsberatung bieten wir eine Psychosoziale Beratung an. Für weiterführende und spezialisierte Beratung verweisen wir an andere Stellen wie den Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas oder TAFF/Therapeutisches Angebot für Flüchtlinge von der Diakonie.

Welcher Aspekt ist Ihnen besonders wichtig?

Hinz: Der Fokus unserer Arbeit liegt in der Integration/Inklusion - hier auf beiden Seiten: der aufnehmenden Gesellschaft, sowie auch den Geflüchteten. In der Beratung ist es uns wichtig, die Klienten dabei zu unterstützen, gut in Deutschland anzukommen, selbstständig ihren Weg hier zu gehen oder auch in die Heimat zurückzukehren. Auch dass Klienten, die oft sehr komplexen, rechtlichen Zusammenhänge ihrer Situation verstehen und eigenverantwortlich Handeln und entscheiden, steht für uns im Mittelpunkt der Beratung.

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