Max Müller und seine Liebeserklärung an die Operette
Wo die „Leich“ lag: Ein „Rosenheim-Cop“ begeistert als Sänger auf Schloss Amerang
In seiner Rolle als „Rosenheim-Cop“ hat der Schauspieler und Sänger Max Müller bereits auf der Schlossbühne in Amerang ermittelt. Nun ist er als Sänger zurück und begeistert sein Publikum mit Stücken aus Operetten. Kenntnisreich enthüllt Müller aber auch musikhistorische Details zu den Werken und deren Urhebern.
von Angela Pillatzki
Amerang - Premiere war im April in Wien, jetzt hat Max Müller sein neues Musikprogramm „Operette nach Maß“ im Rahmen der Festspiele Schloss Amerang vorgestellt - „exklusiv“, wie Ortholf Freiherr v. Crailsheim nicht ohne Stolz in seiner Anmoderation betonte. Mit Müller war zudem eine Filmcrew des ORF angereist, die an einer Dokumentation über den „Polizeiobermeister Michi Mohr“ und die „Rosenheim Cops“ arbeitet. Dazu muss man wissen, dass die TV-Serie auch im Nachbarland Österreich äußerst populär ist. Welche Rolle spielt dabei Schloss Amerang? Der pittoreske Ort war tatsächlich Kulisse in nicht nur einer Krimi-Episode.
Humor ist fester Teil des Programms
Wo seinerzeit die „Leich“ lag – nämlich auf der Bühne - da startete Max Müller, 1965 in Klagenfurt am schönen Wörthersee geboren, seine Liebeserklärung an die Operette.
Die Einführung gelang aufgrund des scheppernden Tons etwas holprig, was Müller, sehr zur Belustigung des Publikums, mit einem kindlich verblüfften „Oh je, oh je“ kommentierte. Der mit dem Headset verknüpfte Sender wurde flugs neu unter den Frack des Sängers manövriert und sollte wenig später für einen weiteren Lacher sorgen, als jener nämlich feststellte: „Es ist soweit! Der Sender ist mir durch die Hosn grutscht!“. Gott sei Dank ohne Konsequenzen für den weiteren Ablauf des Programms.
In kleinster Besetzung und mit Bariton statt Tenor
Der Titel „Operette nach Maß“ ist dem Umstand geschuldet, dass die männlichen Partien in diesem Genre in der Regel für Tenöre bestimmt sind. Nachdem Müller von seiner Stimmlage her Bariton ist, wurde ihm die Musikauswahl sozusagen auf den Leib geschneidert. Trefflich gelungen sind diese musikalischen Arrangements von Anselm Schaufler auch, was ihre Instrumentalisierung betrifft, in kleinster Besetzung mit zwei Violinen, Viola und Violoncello (Adamas Quartett). Am Klavier Müllers langjähriger Bühnenpartner Volker Nemmer.
Humor ist bei Max Müller immer fester Bestandteil des Programms. Das kann die Art des Vortrags sein, Tonfall und Mimik, oder aber das Stück an sich. Müller singt liegend, sitzend und tanzend, singt im Dialekt, in stilisiertem Hochdeutsch (Ralph Benatzky), Oxford-Englisch (Sir Arthur Sullivan) und auf Französisch (Jacques Offenbach). Beim Vortrag des Lieds „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ aus Emmerich Kálmáns „Csárdásfürstin“ überrascht der Kärntner sogar mit einer Strophe auf Ungarisch. Einfach nur schön intoniert der Sänger „Brüderlein und Schwesterlein“ aus der berühmten Strauß-Operette „Die Fledermaus“.
Originelle Fundstücke
Die Stücke wechseln sich ab mit pointierten Texten, die der Mime genüsslich rezitiert. Originelle Fundstücke wie die „Gedanken zur Fächerpraxis“, welchen zu entnehmen ist, dass der Fächer auf der rechten Wange „ja“ bedeutet und der Fächer auf der linken Wange „nein“, während schnelles Fächern „Ich liebe einen anderen“ impliziert.
Die Operette mit ihrem liebenswerten, wenn auch aus der Zeit gefallenen Personal, ihren eingängigen Melodien, schmalzigen Texten und exotischen Settings, bietet viel Stoff für einen kurzweiligen Abend. Doch Max Müller wäre nicht Max Müller, wenn er an gegebener Stelle nicht auch ernste Töne anschlagen würde.
In Franz Lehars Operette „Das Land des Lächelns“, 1929 in Berlin uraufgeführt, verliebt sich die Tochter eines österreichischen Grafen in einen chinesischen Prinzen.
„Meine Liebe, deine Liebe, die sind beide gleich“ heißt es im Duett des ungleichen Paares. „Als Gott die Welt erschuf, waren alle Menschen gleich (…) und es gab nicht weiß und gelb und schwarz und arm und reich“. Hitler habe die Operette geliebt.
Dunkle Schatten über heiterer Musik
Fast unbemerkt ist Müller vom Singen zum Sprechen übergegangen, während die Musik weiterspielt.
Dass viele Komponisten und noch mehr Librettisten jenes Genres Juden gewesen seien, das habe allerdings nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten gepasst. Also seien die Namen jüdischer Autoren kurzerhand aus den Programmheften entfernt worden.
Die Künstler selbst flüchteten ins Exil, manche begingen Selbstmord, andere starben im KZ.
Im Fall des „Walzerkönigs“ Johann Strauß Sohn habe Goebbels „in geheimer Reichssache“ dafür gesorgt, dass der Familienstammbaum rückwirkend „arisiert“ worden sei.