Auszeichnung durch Markus Blume
Kunstminister verleiht Wasserburg die Denkmalschutzmedaille: Darum ist das eine besondere Ehre
- VonHeike Duczekschließen
13 Mal hat Staatsminister Markus Blume die Denkmalschutzmedaille 2022 verliehen. Eine Preisträgerin sticht besonders hervor: die Stadt Wasserburg. Denn diese wird für ein Bemühen ausgezeichnet, das in die Zeit der Energiekrise passt.
Wasserburg – Große Ehre für die Stadt Wasserburg: Gestern haben Staatsminister Markus Blume und Generalkonservator Professor Mathias Pfeil Bürgermeister Michael Kölbl die Denkmalschutzmedaille 2022 überreicht. Eine besondere Auszeichnung, denn Wasserburg erhält sogar einen besonderen Preis: in der erstmals ausgelobten Kategorie „Klimaschutz“.
Die Verleihung fand in der Säulenhalle der Alten Münze in München statt. Mit dabei war auch Stadtbaumeisterin Mechtild Herrmann. Sie verkörpert mit ihrer Person das Bemühen der Stadt, den Spagat zu schaffen: die Bewahrung der historischen Gebäudesubstanz und das Bemühen, auch auf Denkmälern Anlagen für erneuerbare Energien zu installieren. Das war bisher ein Problem, doch Wasserburg packt es an und ist Modellstadt in Bayern, wenn es darum geht, Klima- und Denkmalschutz unter einen Hut zu bringen. Bürgermeister Michael Kölbl zeigte sich beim Redaktionsgespräch mit dem neuen Klimaschutzmanager der Stadt. Albert Bernstetter, überzeugt: Klimaschutz und Denkmalschutz seien zwei Nachhaltigkeitsthemen, die nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten.
+++ Weitere Artikel und Nachrichten aus der Region Wasserburg finden Sie hier. +++ So sieht es auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, das einen neuen Preis ins Leben gerufen hat, der dieses Bemühen würdigt.
Herausragende Leistung Wasserburgs
Markus Blume als Staatsminister für Wissenschaft und Kunst und Generalkonservator Professor Mathias Pfeil betonten in ihren Reden beim Festakt in München „die herausragende Leistung“ der Stadt Wasserburg. Das hier entwickelte „intelligente Konzept“ nehme Rücksicht auf die Gestaltung der Altstadt und ihre Dachlandschaft, wenn es um die Integration von Energiesystemen gehe. Es werde – „nicht, wie so oft derzeit realisiert“– wahllos eine möglichst große PV-Anlage realisiert. Die Stadt stelle sich vielmehr bewusst der Frage nach der sinnvollen und effizienten Größe. Sie sei bereit, individuelle Lösungen zu entwickeln, die nicht nur die Produktion von Strom, sondern auch die Frage der Speicherung und Verteilung beinhalten würden.
Da im Modellprojekt Wasserburg die Bürgerinnen und Bürger und die Stadt Lösungen gemeinsam erarbeiten würden, seien die Ergebnisse nicht eins zu eins übertragbar auf andere Städte und Gemeinden. Die lösungsorientierte Herangehensweise sei jedoch ein Vorbild auch für andere Kommunen und könne als Modell übertragen werden. Außerdem würden in Wasserburg auch neue Technologien und technische Systeme angewendet, deren Anwendung auch Nutzen für andere Städte hätten.
Das Landesamt für Denkmalpflege spricht von einem „umfänglichen Projekt“. Dass die Stadt bereit sei, es zu stemmen, werde ebenfalls als herausragende Leistung bewertet.
Mit der Denkmalschutzmedaille wurden gestern 13 Preisträgerinnen und Preisträger geehrt – zwölf davon sind private Bauherren und eine Stiftung, Wasserburg ist die einzige Kommune.
Markus Pöhmerer fordert mehr Tempo
Einer der sich seit vielen Jahren, also auch schon vor der Energiekrise und der Einführung des Modellprojekts, für Photovoltaik in der Altstadt eingesetzt hat, ist Stadtrat Markus Pöhmerer (Wasserburger Block). Er freut sich über die Verleihung der Medaille, fordert jedoch noch mehr Tempo ein bei der Umsetzung von PV-Anlagen im historischen Stadtkern. „Es ist allerhöchste Eisenbahn“, betont er angesichts der Notwendigkeit, Deutschland und die Kommunen von der Abhängigkeit von russischem Gas zu befreien. Pöhmerer hofft auf ein Umdenken. Er erinnert daran, dass ein Antrag auf eine Photovoltaikanlage auf dem Anwesen Knoppermühle 3 vor Jahren aufgrund der Gefahr, dass die Optik der historischen Dachlandschaft gestört werden könnte, abgelehnt worden war. Die Anlage wäre von der Rampe aus bei der Einfahrt in die Altstadt sichtbar gewesen. Pöhmerer wird den Antrag wiederholen – schließlich stehe die Eigentümergemeinschaft des Gebäudes mit 54 Wohneinheiten einstimmig dahinter. Das Haus wurde 1991 erbaut, ist also kein Denkmal, aber in das historische Ensemble der Altstadt integriert. Pöhmerer findet: „Wir müssen vorwärts kommen, sonst schaffen wir die Energiewende in einer historischen Stadt wie Wasserburg nicht oder zu spät.“