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Der Milchmann aus Reichertsheim

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"In diesem Kurzzeiterhitzer mit Plattentauscher wird die hofeigene Milch pasteurisiert und gekühlt", sagt Georg Hanslmeier. Fotos eig
"In diesem Kurzzeiterhitzer mit Plattentauscher wird die hofeigene Milch pasteurisiert und gekühlt", sagt Georg Hanslmeier. Fotos eig © OVB

Flexibel sein, frei, ein breites, abwechlungsreiches Arbeitsfeld haben, selbstständig arbeiten und entscheiden können - das alles gefällt Landwirt Georg Hanslmeier am "Bauer sein".

Reichertsheim - "Von der Pike auf" hat Georg Hanslmeier seinen Beruf gelernt. "Ich bin sehr gerne Landwirt!", sagt er mit Überzeugung. Schon als Kind war dem heute 44-Jährigen klar, dass er den elterlichen Hof in Albanstett bei Reichertsheim übernehmen wird. Er war auf der Landwirtschaftsschule und hat auch seinen Meister gemacht.

2005 hat der rührige Landwirt den 50-Hektar-Milchvieh-Betrieb von Vater Georg übernommen. "Aber wir waren schon seit 1989 eine Vater/Sohn-Gesellschaft GbR."

Auf die Idee zur Pasteurisierung und Direktvermarktung kam Hanslmeier nach der Lektüre eines Info-Blattes. "Super, dachte ich, das ist unsere Zukunft!"

Den Vater überzeugen, einen Pasteurisier-Erhitzer auftreiben und kaufen, Genehmigungen einholen, einen Molkerei-Lehrgang machen, eine kleine Molkerei im Hof bauen und Kunden finden, das klingt heute so einfach. Aber so leicht war es natürlich nicht - alles fängt mal klein an.

Mit der Pasteurisierung und Direktvermarktung eines Teiles der Milch seiner 60 Kühe hat Georg Hanslmeier vor zwölf Jahren eine Nische gefunden, von der er mit seiner Familie leben kann. "Das ist ganz wichtig, denn zuzahlen zu unserer vielen Arbeit wäre ein Unding. Es muss sich auch lohnen, klar." Und diese Niesche macht ihm auch noch Freude. "Ein Produkt von Anfang bis Ende herzustellen, das die Kunden schätzen, das ist sehr schön und befriedigend. Ich kann voll hinter dem stehen, was ich tue."

Pasteurisieren heißt übrigens, dass die Milch nach dem Melken auf sechs Grad gekühlt, dann kurzzeitig auf 75 Grad erhitzt und gleich wieder gekühlt wird, "dabei werden mögliche Keime abgetötet." Und die Milch werde haltbarer. "Aber Inhaltsstoffe, Vitamine und der Geschmack bleiben erhalten", betont Georg Hanslmeier. Möglich macht diesen Prozess ein sogenannter Plattentauscher, in dem die Milch im Gegenstrom gekühlt, erhitzt und wieder gekühlt wird. "Das spart Energie".

Erst war "Klinkenputzen" bei seinen zukünftigen Kunden angesagt. Er bot die pasteurisierte Milch im Umkreis von 20 Kilometern an, fand schnell feste Kunden, die sich heute ihren Morgenkaffee, das Müsli oder den Pudding ohne die gute Hanslmeier-Milch gar nicht mehr vorstellen können.

Und das Beste: die Milch steht im praktischen Zwei-Liter-Pott, der so schön in die Kühlschranktüre passt, immer frisch vor der Tür, frei Haus geliefert von Hanslmeiers Fahrern. "Unsere frische Milch soll ja möglichst schnell zum Kunden kommen." Gekühlt ist die Hanslmeier-Milch etwa sechs Tage haltbar.

Zweimal wöchentlich kommen die Fahrer auf ihren Touren etwa 20 Kilometer rund um Reichertsheim bei allen etwa 650 Haushalten vorbei, die regelmäßig die pasteurisierte Milch im Abo beziehen. Die leeren unzerbrechlichen Makronon-Flaschen nehmen die Fahrer dabei wieder mit, sie werden am Hof gereinigt und neu befüllt.

Pasteurisiert wird nur ein Teil der Milch, je nach Anfrage der Kunden. Den Rest liefert Georg Hanslmeier, wie jeder andere Milchbauer auch, an die Molkerei.

Strohlager und viel Platz

Und seine Kühe? Denen geht es richtig gut. Im großen Laufstall haben die "Milch-Damen" alles, was so ein Kuh-Herz begehrt: Strohlager, viel Platz, viel frische Luft durch Ventilatoren, nette Ansprache im großen Melkstand, eine rotierende Bürste für die fesche Frisur - und sie bekommen hofeigenes Futter, das garantiert gentechnikfrei erzeugt wurde. "Nur wenn es den Tieren gut geht, bringen sie Leistung. Wenn uns irgendwas fehlt, laufen wir auch nicht rund", lacht der sympathische Landwirt und zeigt auf die vielen vorbeisausenden Schwalben, die sich seit vielen Jahrzehnten im Stall ebenfalls wohlfühlen.

Gegen Bio hat Hanslmeier nichts, ist aber auf seinem konventionell betriebenen Hof auch glücklich. "Nachhaltigkeit liegt mir am Herzen. Man muss zum Beispiel den Böden wieder zuführen, was man ihnen entnimmt. Das gewährleisten ständige Bodenproben, die jeder verantwortungsvolle Landwirt entnehmen und sich danach richten sollte."

Für den Erfolg helfen alle am Hof mit und alle sollen zufrieden sein, das wünscht sich Georg Hanslmeier - seine Frau Christine, die drei Kinder Christoph, Theresa und Georg, seine Eltern Georg und Maria.

Sohn Christoph wird auch bald die Landwirtschaftsschule besuchen. Es ist geplant, dass der 16-Jährige einmal den Hof übernimmt. Aber bis dahin packt Georg Hanslmeier noch kräftig an: "Als Bauer muss man Idealist sein, kein Träumer."

Näheres zum Milchmann-Bauernhof unter Telefon 08073/772 oder www.hanslmeier-milch.de. eig

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