- vonSophia Huberschließen
Es ist kein Geheimnis: Chöre leiden seit Jahren unter Nachwuchsproblemen, Männerchöre sind davon besonders stark betroffen. Nun können sie seit einem Jahr nicht mehr proben. Droht Corona die Traditionsvereine auzulöschen?
Amerang/Griestätt – „Unser Altersdurchschnitt liegt bei über siebzig“, sagt Christoph Ried, Vorsitzender des Männergesangsvereins Amerang. Die Gefahr, dass der MGV nicht mehr bestehen wird, gab es also schon vor Corona. Nun befinden wir uns bereits im zweiten Jahr der Pandemie, die Chöre können seit März nicht mehr proben. Da stellt sich die Frage, ob nun das endgültige Aus droht. Entsprechende Sorgen machen sich breit.
Ein Mitglied hat bereits aufgehört
Ried macht sich auf jeden Fall Sorgen. „Einer hat bereits angekündet, dass er auch nach Corona nicht mehr zu den Proben kommen wird“, sagt der Vereinsvorsitzende. Von einem Bekannten hat er außerdem traurige Neuigkeiten von einem Chor aus der Rosenheimer Umgebung erfahren. „Die lösen sich komplett auf“, so Ried. „Wir hoffen, dass das bei uns nicht passiert, aber Sorgen mache ich mir schon.“
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Die Chöre kommen aus der Übung
Als Chor stehen sie nämlich vor einem weiteren Problem. „Man kommt aus der Übung“, sagt Ried. Natürlich können einige Übungen zuhause gemacht werden. „Wir versuchen, immer wieder, Tipps zu geben, was zuhause gesungen werden kann“, so Ried. „Einige machen das bestimmt auch“, aber es sei natürlich nicht zu vergleichen mit Präsenzproben.
Auch das Gemeinschaftsgefühl fehlt. Über E-Mail halten die derzeit achtzehn aktiven Mitglieder Kontakt, „aber das gemeinsame Singen und danach sich auf ein Bier treffen, das fehlt schon.“
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Die Gemeinschaft fehlt
Das bestätigt auch Martin Weinzierl, Vorsitzender des Männergesangsvereins Griesstätt. „Die Gemeinschaft geht ab“, sagt er. Er macht sich zwar noch keine Sorgen, dass die Zwangspause Konsequenzen für den Chor haben könnte. „Bei uns ist es eher so, dass die meisten Leute gar nicht erwarten können, wieder zu singen“, sagt Weinzierl. „Wir stehen alle in den Startlöchern.“ Doch schade findet er es trotzdem, dass das aktive Chorleben brach liegt. „Die Struktur fehlt“, erklärt er. Normalerweise haben das Vereinsleben und die damit einhergehenden Auftritte das Jahr strukturiert, das sei nun nicht mehr der Fall.