Seit 20 Jahren aus Soyen im Einsatz
Krieg in der Ukraine? Ingrid Freundl schickt Hilfsgüter ins Land und beobachtet die Situation mit Sorge
- VonSophia Huberschließen
Den Konflikt an der Grenze zur Ukraine erfüllt viele Menschen mit Sorge. Ingrid Freundl beobachtet die Lage noch genauer. Die Soyenerin schickt seit 20 Jahren Hilfsgüter in das krisengebeutelte Land.
Soyen – Seit Wochen stehen russische Truppen an der ukrainischen Grenze. Eine Situation, die viele Menschen beunruhigt. Mit ganz besonderer Sorge beobachtet Ingrid Freundl die Lage, sie ist seit über 20 Jahren Organisatorin des Soyener Standortes der Osteuropahilfe und bringt regelmäßig Hilfsgüter nach Rumänien, Moldawien, Lettland und eben auch in die Ukraine.
„Wir sind sogar die größte Hilfsaktion, die in die Ukraine liefert“, erklärt Freundl mit Stolz. Den Hauptsitz hat die Osteuropahilfe in der Schweiz, dort wurde sie von Pater Rolf Philipp Schönenberger gegründet. In Soyen ist der größte Standort deutschlandweit.
Lastwagen mit Hilfsgütern wird alle zwei Monate gepackt
Alle zwei Monate packen Freundl und ihre fleißigen Helfer einen Lastwagen, mit den Gütern, die Spender bis dahin bei Freundl abgegeben haben. Etwa sechs Stunden brauchen sie für das Packen, je nachdem, wie groß die Sammlung ist und aus was sie besteht.
Meistens, so Freundl, seien es Kleidungsstücke, Haushaltswaren und Hygieneartikel. Die werden alle von ihr auf die Qualität geprüft. „Bei manchen Sachen fehlt zum Beispiel ein Knopf, den nähe ich dann an“, erklärt sie. „Manche Sachen können wir aber gar nicht verwenden.“
Mit Krankenhausbetten fing es an
Denn Freundl legt Wert darauf, dass die Gegenstände in gutem Zustand sind. Aber nicht nur Gewand wird nach Osteuropa gesendet, auch Möbel kommen in die Lastwagen, zum Beispiel Krankenhausbetten. „Da haben wir schon viele ausgeliefert.“ Diese Betten waren auch der Grund, warum Freundl den Standort in Soyen überhaupt eröffnete. Denn früher, erklärt sie, übernahm das Sammeln ein älteres Ehepaar in Eching. „Damals haben wir den Transport noch mit Autos gemacht.“ Dann gab es eine Spende mit Krankenhausbetten. „Die haben natürlich nicht rein gepasst.“ Im Familienkreis konnte Freundl einen Brotwagen organisieren, der die Betten nach Osteuropa brachte. Danach habe sie die Organisation mehr und mehr übernommen – bis heute.
Inzwischen bekommt Freundl auch regelmäßig Unterstützung von der Gemeinde und arbeitet mit einer Sammelstelle in Rosenheim zusammen. Nach über 20 Jahren ist Routine in die Organisation eingekehrt.
Pandemie und die aktuelle Krise erschweren die Hilfe
Die aktuelle Situation macht ihr trotzdem sehr zu schaffen. Sowohl die Pandemie, als auch die Konflikte erschweren die Arbeit. Die komplizierten Einreisebedingungen würden dafür Sorgen, dass die Hilfsgüter oft erst sehr spät an ihren Zielorten ankämen. Eine belastende Situation auch für die Fahrer, die die Hilfsgüter liefern. „Sie müssen oft sehr lange an den Grenzen warten“, sagt Freundl. Die Organisation sei dadurch komplexer geworden. Bei dem neuen Konflikt tun Freundl aber vor allem die Ukrainer selbst Leid. „Viele Personen dort müssen für sich und die Familie schauen, wie sie überleben“, so Freundl, in Teilen des Landes sei die medizinische Versorgung schlecht und auch der Zugang zu Arbeit schwierig. „Die haben gar keine Zeit für Politik.“ Diese Notlage werde ausgenutzt. Freundl will trotz oder besser gesagt genau wegen dieser schwierigen Lage weiter in die Ukraine liefern. „Erst der letzte Lkw ging dorthin“, sagt sie. Weitere werden mit Sicherheit folgen.