Digitalisierung
Infos aus dem Rathaus — Braucht Wasserburg eine neue App?
- VonHeike Duczekschließen
Braucht Wasserburg eine App mit Informationen aus dem Rathaus? Genau das haben Studierende der Technische Hochschule Rosenheim geprüft — und überraschende Ergebnisse hervorgebracht.
Wasserburg – Im vergangenen Jahr hatte die Fraktionsvorsitzende von CSU/Wasserburger Block/Freie Wähler, Heike Maas, beantragt, die Einführung einer App zu prüfen. Tatsache ist: Die Stadt Wasserburg hat bereits solche Angebote: eine Parkgebühren-App, eine Museums-App, eine Abfall-App. Und eine moderne, gut aufgestellte städtische Homepage mit Mängelmelder, wie die Studierenden der Wirtschaftsinformatik aus dem siebten Semester berichteten.
Selbst in München wenig Resonanz bei Apps
Doch die Resonanz auf die bisherigen Apps ist eher gering. 41 Prozent der Bürger, die an einer Befragung teilnahmen, kennen beispielsweise die Abfall-App gar nicht. Andreas Hiebl, IT-Fachmann der Verwaltung, hat dafür eine Erklärung. Interessenten könnten im Internet den Abfallkalender anklicken, sich dort auch per Mail an Termine erinnern lassen. Die Möglichkeit, eine App runterzuladen, sei deshalb wenig bekannt oder für viele uninteressant.
Selbst in einer Großstadt wie der Landeshauptstadt nutzen nur 3,6 bis 7,1 Prozent der Bürger die München-App, berichteten die TH-Studierenden. Warum das so ist, dafür hatten sie einen Erklärungsansatz: Viele Bürgerinnen und Bürger würden das Angebot an Apps als zu umfangreich empfinden. Oder befürchten, dass die Datenmenge zu groß werde, Puschnachrichten nerven könnten.
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Eine App werde nur akzeptiert, wenn sie einfach bedient werden könne, eine hohe Datensicherheit biete, keine Werbung umfasse, nicht zu viel Datenvolumen schlucke.
Umfrage in Wasserburg mit 309 Rückantworten
Eine dreiwöchige Umfrage in der Bürgerschaft, bei der es 309 Rückantworten gab, zeigte nach Informationen der Studierenden, dass die teilgenommenen Bürgerinnen und Bürger sehr wohl online aktuelle Informationen von der Stadt wünschen würden – vor allem, wenn es um mögliche Gefahren in Hochwasserzeiten gehe, um über Veranstaltungen informiert zu werden, Fahrpläne für Bus und Bahn einlesen zu können, Öffnungszeiten von Einrichtungen abzufragen. Online Anträge an die Verwaltung abzurufen, sei ebenfalls gefragt, aber bereits über Interaktionen über die Homepage der Stadt möglich. Hier gibt es auch schon einen Schadensmelder.
Was machen die Nachbarn? Vier Kommunen im Landkreis haben bereits eine App: Bad Aibling (eher touristisch orientiert), Prien (nur Mängelmelder), Rohrdorf (auch Rubrik Aktuelles) und Amerang (mit sieben möglichen, online zu bedienenden Services), wie die Studierenden herausgefunden haben.
Reicht eine optimierte Webseite für Wasserburg aus?
Technisch und organisatorisch ist es allerdings aufwendig, die Apps zu verwalten und zu managen. Noch gebe es zudem nur wenige Anbieter, so die TH-Studierenden. Generell sei es wichtig, eine App mit georeferenzierten Angeboten anzubieten, das heißt, dass Daten auch geographisch verortet werden. Es sei notwendig, vor einer Entscheidung über die Einführung einer App Kosten, Aufwand und Nutzen in Verhältnis zu stellen, so die Studierenden.
Sie hatten auf Nachfrage eine klare Empfehlung an die Ausschussmitglieder: Sie würden stattdessen die Webseite der Stadt weiter optimieren. Diese sei bereits sehr gut aufgestellt, könne jedoch weitere Funktionen aufnehmen, die denen einer App nahekommen würden.
Die Entscheidung darüber, wie es jetzt weitergeht, fällt der Stadtrat.
So werden die bisherigen Apps genutzt
Laut Andreas Hiebl, zuständig bei der Stadt Wasserburg für die Öffentlichkeitsarbeit und die Homepage, werden die bereits vorhandenen Apps (für die Museums-App gibt es noch keine Zahlen) wie folgt genutzt:
Abfall-App: 1300 Abonnenten des Leerungskalenders lassen sich an die Termine erinnern.
Park-App: Pro Monat werden über sie etwa 3500 Tickets gelöst.
Das sagen die Hauptausschussmitglieder zu einer möglichen Rathaus-App
Heike Maas als Antragstellerin zeigte sich erstaunt über die Ergebnisse. Es müsse keine App sein, die eingeführt werde, es gehe vielmehr darum, dass es noch bessere Möglichkeiten gebe, die Bürger der Stadt über städtische Angelegenheiten aktuell zu informieren – komfortabel einsehbar und bedienbar auch über das Smartphone.
Georg Machl (CSU) warb dafür, nicht gleich Nein zu sagen zu einer App. In einer Nachbarkommune sei sie sehr begrüßt worden, als es zu einer Verkeimung des Trinkwassers gekommen sei. Steffi König (Grüne) betonte, Wasserburg habe schon eine responsive Webseite, die sich den Endgeräten anpasse und auf der Puschnachrichten beispielsweise möglich sein müssten.
Edith Stürmlinger (Bürgerforum) sah die Kommune auf einem guten Weg, am Thema müsse die Stadt dranbleiben. Werner Gartner (SPD) findet, in einem ersten Schritt sei es nun die Aufgabe, das zu verbessen, was schon da sei, also die Internetseite, dann in einem späteren weitere Angebote zu entwickeln.
Wolfgang Janeczka (SPD) sprach von einem „nice to have“, in den nächsten zwei bis drei Jahren sei eine App nicht notwendig.