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Der Strompreis in Wasserburg steigt: So viel zahlen die Bürger im Jahr 2023 mehr

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Von: Heike Duczek

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Stadtwerkechef Robert Pypetz – hier an einer der öffentlichen Ladesäulen für E-Autos – freut sich, dass sich der Absatz von Strom für die E-Mobilität im vergangenen Jahr verdoppelt hat.
Stadtwerkechef Robert Pypetz – hier an einer der öffentlichen Ladesäulen für E-Autos – freut sich darüber, dass trotz Strompreisturbulenzen die meisten Kunden den Stadtwerken treu bleiben. © duc

120 Prozent zahlen die Münchener mehr für ihren Strom im Jahr 2023 – eine Horrornachricht. So schlimm kommt es in Wasserburg nicht. Doch auch die Kunden der Stadtwerke müssen sich auf eine saftige Erhöhung einstellen. Dann ist da noch eine weitere Sorge, die die Bürger umtreibt.

Wasserburg – Um 50 bis 60 Prozent werden sich die Strompreise erhöhen, bedauert Stadtwerkechef Robert Pypetz. Das bedeutet nach seinen Berechnungen für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im Jahr: Statt etwa 1.240 zahlt der Haushalt 2023 1.780 Euro. 500 Euro mehr, das ist eine hohe Belastung für die ohnehin stark von Inflation und Preissteigerungen beim Heizen sowie bei den Lebensmitteln gebeutelten Bürgerinnen und Bürgern. Pypetz, seit einem Jahr im Amt, räumt offen ein: „Ich habe so manche schlaflose Nacht.“ Doch er ist auch überzeugt: „Dank kluger Einkaufspolitik halten sich die Preiserhöhungen bei unseren Kunden noch in Grenzen.“

Turbulente Börse

Die Stadtwerke kaufen nach seinen Angaben über eine kommunale Kooperationsgemeinschaft ein: Die KOS Energie GmbH handelt im Auftrag angeschlossener Stadtwerke an der Strombörse. 85 Prozent des Energiebedarfs wird laut Pypetz in einer Langfriststrategie ausgehandelt – für drei bis vier Jahre.

Leitmarkt für den Strom ist jedoch das Gas. Die Koppelung führe dazu, dass sich auch beim Strom die Kosten in die Höhe schrauben würden – seit Anfang 2021 haben sich die Preise für den Einkauf verzehnfacht.

Der Stadtwerkechef spricht von einer „extremen“ Entwicklung, die jedoch schon vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine begonnen habe. Denn bereits 2021 sei die Nachfrage nach Roh- und Brennstoffen stark gestiegen – weltweit. Die Preise explodierten endgültig, als der Krieg ausbrach. Unrühmlicher Höhepunkt war laut Pypetz Ende August ein Strompreis von einem Euro pro Kilowattstunde – ein reiner Energiepreis.

Zum 1. Juli hatten die Stadtwerke nach Abschaffung Umlage für die erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) jedoch die Preise senken können, so Pypetz. „Mein Respekt gilt unseren Mitarbeitern, die diese Neuberechnung zeitnah gestemmt haben“, sagt er.

Warnung vor schwarzen Schafen

In den vergangenen Wochen hieß es nun wieder kalkulieren – auf einem sehr „volatilen Markt“ voller Unwägbarkeiten. Hier tummeln sich nach Angaben des Stadtwerkechefs in der aktuellen Krise auch schwarze Schafe. Sie würden auf dem Spotmarkt Termingeschäfte durchführen, bei denen kurzfristig günstigere Preise ausgehandelt werden könnten. Pypetz warnt jedoch davor, „auf diesen Zug aufzuspringen“. Denn die Drittanbieter würden schnell Gefahr laufen, insolvent zu gehen. Dann folge die Kündigung des Vertrags. In diesem Notfall springe zwar der Grundversorger ein, doch es könne schnell sehr teuer werden.

Die Stadtwerke versprechen: „Wenn sich der Markt entspannt, werden wir Preisreduzierungen an unsere Kunden weitergeben.“ Außerdem könnte die Strompreisbremse greifen – mit einer Deckelung bei 40 Cent pro Kilowattstunde für Privathaushalte. Dann würden die Wasserburger ab 2023 statt 30 Cent (derzeitiger Preis für Innstrom) nicht 49 Cent (neuer Preis ab 2023) zahlen, sondern 40 Cent. Für einen Durchschnittshaushalt in einem Einfamilienhaus mit 3 500 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr würde sich die Rechnung also „nur“ von 1.240 auf 1.480 Euro erhöhen. „Der Plan ist gut“, sagt Pypetz, „nur wie er umgesetzt werden soll, ist noch offen.“ Wie wird verrechnet, wer zahlt die Differenz? Erneut sind bei den Stadtwerken die Programmierer gefordert, wenn die Entscheidungen zum „Wie“ gefallen sind. Es könnte also alles nicht ganz so schlimm kommen, wie vermutet.

Unsere Grafik zeigt die Preisentwicklungen beim Strom anhand eines Musterhauses.
Unsere Grafik zeigt die Preisentwicklungen beim Strom anhand eines Musterhauses. © klinger

Trotzdem treibt die Wasserburger noch eine weitere Sorge um: die Gefahr eines Blackouts. „Das wäre der Blick in eine Glaskugel, würde ich jetzt hierzu Aussagen machen“, sagt Pypetz. Er ist zwar überzeugt, dass die Gefahr, die er für Anfang Januar durchaus gesehen hätte, erst einmal gebannt ist, weil Kohle- und Kernkraftwerke vorerst für einige Monate doch am Netz bleiben und für Stabilität sorgen würden.

Blackout: Arbeitskreis berät Maßnahmen

Pypetz weist außerdem daraufhin, dass Stromausfälle eigentlich nichts Außergewöhnliches seien – das letzte Mal unter anderem im vergangenen Sommer in Wasserburg. „Erfahrungen mit längerfristigen Ausfällen haben wir allerdings nicht“, sagt er.

In diesen Tagen kommt deshalb in der Stadt ein Arbeitskreis zusammen, der sich auf Antrag der Fraktion von CSU-Wasserburger Block gegründet hat: Vertreter aus Politik, Verwaltung und Stadtwerken beraten, was die Stadt tun kann im Fall der Fälle, wie sie sich vorbereiten sollte. Und vor allem, wie die Bürgerinnen und Bürger informiert werden, wenn es doch zu einem Blackout kommen würde.

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Fest steht: Der Katastrophenschutz ist Aufgabe des Landkreises. Mit ihm seien alle Maßnahmen und Pläne abzusprechen, so Pypetz. Intern haben die Stadtwerke vorgesorgt – unter anderem durch Absprachen zur Frage, wie sich die Mitarbeiter auch ohne Handyempfang erreichen können.

Notfallpläne sind laut Pypetz ebenfalls nichts Neues für die Stadt: Für ein Hochwasser gibt es sie seit dem Jahrhundertereignis im Jahr 2005.

Trinkwasser ist gesichert

Außerdem gibt es für die Wasserburger eine gute Nachricht: Um ihr Trinkwasser müssen sie sich nicht sorgen. Über Wochen ist es laut Pypetz gesichert, denn die Stadt nutze Quellen, deren Wasser ohne Pumpenkraft in die Haushalte gelange. Auch die höher gelegenen Stadtteile würden aufgrund von Notstromaggregaten über längere Zeit nicht auf dem Trockenen sitzen.

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