Vorführung bei Biennale Bavaria
„Bin ich schön?“ – Mit diesem Video sorgt eine Filmgruppe am Gymnasium Gars für Aufsehen
- VonNicole Petzischließen
Seitdem Kunstlehrer Martin Kern die Filmgruppe am Gymnasium Gars gegründet hat, heimsen die Jungs und Mädels der Unter- und Mittelstufe Jahr für Jahr Preise ein. Ihr neustes Video über Mobbing errang sogar einen ersten Landespreis. Nicht verwunderlich, dass die Organisatoren der Biennale Bavaria auf die kreative Filmcrew aufmerksam geworden sind.
Mühldorf/Gars – Mit seiner Filmgruppe sorgt das Gymnasium Gars seit vier Jahren für überregionales Aufsehen und regelmäßig für Preise beim internationalen Jugendwettbewerb „jugend creativ“ der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Einen ersten Landespreis unter 325 eingereichten Filmen erhielt der aktuelle Kurzfilm zum Thema „Du bist so schön, wie du dich fühlst“.
Alle Filme über Schulhomepage abrufbar
Martin Kern zeigt sich begeistert von so viel Aufmerksamkeit für den Film, der auf der Schulhomepage angeschaut werden kann. Vor vier Jahren hat der Kunstlehrer die Filmgruppe mit einer Reihe von Schülerinnen und Schülern aus der fünften Klasse ins Leben gerufen. Aktuell sind es acht Mitglieder; manche gehen, manche kommen neu hinzu, wie etwa Ronja Hertel in der siebten Klasse oder zuletzt Anna Steffan.
Magdalena Bentenrieder war gleich von Anfang an dabei, als Martin Kern in der Nachmittagsbetreuung herumfragte, wer denn Lust hätte, einen Film zu drehen. Von den drei 13- beziehungsweise 14-jährigen Schülerinnen, die jetzt in die neunte Klasse starten, ist es Ronja, die sich in der Theater AG engagiert und sich für Schauspielerei begeistert. Magdalena und Anna hatten mit Film bis dahin nichts am Hut, jedoch einen intuitiven Draht zum Thema. Insofern scheint Martin Kern ein gutes Händchen für Naturtalente zu haben.
Ins kalte Kino-Wasser geworfen
Mit Begeisterung dabei waren die Kurs-Teilnehmer von Anfang an beim Ideenfinden, Skripte schreiben, filmen, schneiden, Musik einbinden und einsprechen der Texte. Jeder darf sich überall mal ausprobieren. Natürlich habe man Steckenpferde wie etwa Ronja, die gern vor der Kamera steht.
Unterdessen haben sich Anna und Magdalena mit den Kameraaufnahmen beschäftigt – meisterhaft, wie Martin Kern seine Schützlinge lobt. Besonders Anna habe die Szenen mit gleichzeitig drei Kameras in allen Perspektiven perfekt ins Bild gesetzt. Ganz wie ein Profi. Die gedrehten Szenen mithilfe eines Programms auf dem Laptop geschnitten hat Mitstreitern Carina Wagner.
Mobbing immer schlimmer an Schulen
Doch zurück zum Anfang. Warum man bei dem vom Raiffeisenwettbewerb vorgegebenen Thema „Was ist schön?“ ausgerechnet Mobbing in den Fokus nimmt? „Hier an der Schule erleben wir das weniger, jedoch wissen wir auch, dass Mobbing an anderen Schulen immer schlimmer wird“, erklärt Ronja. Auch soziale Netzwerke spielen eine Rolle, ergänzt Magdalena. Natürlich ist dieses Phänomen nicht auf die heutige Zeit begrenzt. „Auch zu meiner Zeit gab es die „Stars“ in der Klasse“, erinnert sich Martin Kern. Er selbst habe nie dazu gehört. Und ja, – es ist eine Frage des Selbstwerts. Man leidet im Geheimen.
Dass das Mobbing-Opfer im Film ausgerechnet mit Ludwig Mayerhofer ein Junge mimt, findet die Filmgruppe super, schließlich betreffe Mobbing nicht nur Mädchen. „Es ist einfach mal eine andere Perspektive“, erklärt Ronja, die allerdings im Film eine fiese Schülerin spielt, die dem Mobbing-Opfer unter anderem im Schulgang ein Bein stellt. Für ein authentisches Ergebnis wurde gemobbt, was das Zeug hält. Während des Homeschoolings wurde an einem Nachmittag lang gedreht, in der Klasse, in der Schulcafeteria oder auch im Sanitätsraum, wo der gemobbte Junge schließlich verletzt landet und befindet: Eigentlich bin ich so schön, wie ich mich fühle.
Neben vielen Jugendlichen konnte auch eine Lehrerin für eine Nebenrolle rekrutiert werden. Dass bei den „GG-Produktionen“ (Akronym für Gymnasium Gars) viele an einem Strang ziehen, dazu tragen nicht zuletzt auch Oberstufenschülerinnen und -schüler, die den Film gekonnt in Bildern „verzeichnen“, bei. Das sei schon ein Markenzeichen, betont der Kunstlehrer.
Nicht zuletzt haben wir einen von der Gewinnerin des Vorlesewettbewerbs der Schule Lucy Hiebl eingesprochen Text – Gedanken des Schülers, der kaum aus dem Bett gekommen an die Qualen denkt, die ihn in der Schule erwarten.
Vorführung bei Biennale Bavaria
Alles in allem zeigt sich auch Günther Knoblauch als Vereinsvorsitzender Internationales Festival des Neuen Heimatfilms begeistert; nicht nur von der schauspielerischen und technischen Umsetzung, sondern auch vom transportierten Thema und der Kreativität.
Ein goldrichtiger Beitrag für das Begleitprogramm der Biennale Bavaria, der für Diskussionen sorgen soll. Daher wird der Kurzfilm vor den prämierten Festivalfilmen im Vorprogramm gezeigt. „Wir wollen die Gesellschaft animieren, sich gemeinschaftlich zu engagieren“, betont Knoblauch.
Noch bis in den Herbst hinein suchen die Biennale-Organisatoren weitere Kurzfilmbeiträge dieser Art aus der Region, die Heimat verbunden mit der Frage, wie man hier lebt, in den Fokus nehmen. Angesprochen sind Vereine, Privatleute oder auch Schulen wie das Gymnasium Gars.