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Absatzzahlen im Keller: Auch „BayernPizza“ aus Tuntenhausen ist ein Corona-Verlierer

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Von: Ulrich Nathen-Berger

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Reine Handarbeit ist angesagt bei der Produktion der Roh-Pizzen. Riediger
Reine Handarbeit ist angesagt bei der Produktion der Roh-Pizzen. Riediger © Riediger

Die Absatzzahlen rutschten für „BayernPizza“ im Frühjahr in den Keller. Die Umsatzzahlen brachen um ein Drittel ein. In „normalen“ Zeiten verlassen jährlich etwa 180.000 Roh-Pizzen den Ostermünchener Lebensmittelbetrieb. Ein Grund für den Einbruch: die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie.

Tuntenhausen – Das Mehl kommt aus Altötting, der Schinken aus Rosenheim, Formfleisch und Analogkäse sind Fehlanzeigen: „Wir legen großen Wert auf gute regionale Zutaten“, sagt Andreas Spaun, Chef der „BayernPizza“ in Ostermünchen. Bis zu 180 000 tiefgekühlte Roh-Pizzen verlassen jährlich in „normalen“ Zeiten den Lebensmittelbetrieb im Gewerbegebiet am Oberrainer Feld; der Umsatz liegt laut Spaun bei knapp 600.000 Euro. Von den 17 Sorten, die in reiner Handarbeit entstehen, genießt der 57-jährige Unternehmer am liebsten die Thunfisch-Variante, wie er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen gesteht.

Im Frühjahr der Appetit auf Pizza gehörig vergangen

Der Appetit sei ihm allerdings im Frühjahr gehörig vergangen: Corona bedingt sackten im März die Absatzzahlen in den Keller, der Umsatz brach um 90 Prozent ein, „weil wir ausschließlich die Gastronomie beliefern, wie Kneipen, Sportheime oder Tenniscenter; die mussten aber aufgrund des Lock-Downs alle schließen“, so Spaun. Auch er machte seinen Betrieb zwangsläufig im April dicht, für die 17 Mitarbeiter in den Bereichen Produktion, Verpackung, Verwaltung und Lieferung war Kurzarbeit angesagt.

Spaun machte aus der Not eine Tugend und warb auf seiner Facebook-Seite: „Hallo, wie ihr bestimmt aus den Medien erfahren habt, müssen alle Gaststätten und Kneipen wegen der Corona-Krise vorerst schließen. Wir bieten jedoch Freitag und Samstag von 18 bis 22 Uhr ‚Pizza To Go‘ zum Sonderpreis an.“

Ab Mai etwas bergauf mit den Zahlen

Aufholen konnte er das Defizit mit dieser Aktion natürlich nicht, aber nach den Lockerungen ging‘s ab Mai und Juni wieder etwas bergauf mit den Zahlen.

„Die Idee für den Pizza-Betrieb kam 2003 von einem früheren Geschäftspartner, der selbst eine Gastronomie betrieben hat“, erzählt Spaun unserer Zeitung. „Wir wollten eine gute Tiefkühl-Pizza herstellen, die im Unterschied zu einer Supermarkt-Pizza nicht vorgebacken ist.“ Das Procedere ist bis heute gleichgeblieben: Der Teig wird selbst hergestellt und in Schalen portioniert, die Tomatensoße aufgebracht, mit den Zutaten belegt und sofort schockgefroren.

Bayern-Pizza-Chef Andreas Spaun.
Bayern-Pizza-Chef Andreas Spaun. © MATTHIAS RIEDIGER

Erste Pizzen in Kellerräumen produziert

Spaun: „In den Anfängen wurden die Roh-Pizzen in einer Tiefkühltruhe eingefroren; produziert haben wir sie in Kellerräumen. Erst für die eigene Kneipe, dann auch für einen Nachbarn. Der wiederum hatte einen Bekannten, der auch beliefert werden wollte – und so sind wir langsam gewachsen.“ Richtig los mit der Serienproduktion ging‘s dann in Feldkirchen-Westerham, „anfangs im kleinen Familienbetrieb auf 200 Quadratmetern. Mit sechs Leuten haben wir monatlich bis zu 4000 Pizzen hergestellt“, so der Unternehmer weiter.

Produktion jetzt in großer Halle im Gewerbegebiet

Nach sechs Jahren platzte der Produktionsbereich aus allen Nähten, also wurde umgezogen in eine größere Betriebsstätte in Tuntenhausen, in dem nun zwölf Mitarbeiter bis zu 110 000 Pizzen pro Jahr in den Froster schoben. Nach acht Jahren war auch hier wieder Schluss: Jetzt produziert Spaun mit seinen Mitarbeitern in der neuen, mit 720 Quadratmeter großen Halle im Ostermünchener Gewerbegebiet „im Monat etwa 15 000“, sagt er hörbar stolz.

Aufgrund der neusten Entwicklung an der Corona-Front befürchtet Spaun jetzt allerdings erneut Einbrüche in den Auftragseingängen.

Massive Umsatzeinbrüche für Gastronomie und Hotellerie

Wolfgang Janhsen, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Rosenheim: „Die Folgen des Lockdowns im Frühjahr sowie die Zurückhaltung der Menschen bekommen Gastronomie und Hotellerie noch immer zu spüren und damit auch die von den Betrieben abhängigen Lebensmittelzulieferer sowie Brauereien. Teilweise gab es in diesem Bereich massive Umsatzeinbrüche, die durch den privaten Kauf und Konsum, zum Beispiel von Bier oder anderer Getränke, nicht ausgeglichen werden konnte. Gewinner in der Corona-Zeit sind dagegen Lebensmittelmärkte; davon profitieren unter anderem auch Lebensmittelgroßhändler und Lieferanten. So haben wir von Molkereien aus Südostoberbayern gehört, dass Supermärkte dreimal so viel Milchprodukte bestellt haben als vor Pandemie-Beginn.“

Mit Gewerbebetrieben gut aufgestellt

Bürgermeister Georg Weigl, Tuntenhausen: „Mit Gewerbebetrieben sind wir gut aufgestellt, darüber sind wir froh. Bayern-Pizza ist einer der Betriebe, die sich mit ihrer Gewerbesteuer positiv im Gemeindesäckel bemerkbar machen.“

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