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Ärger in Kliniken der Region Rosenheim

Gut gedacht, schlecht gemacht: Wie Corona-Boni das Klinik-Personal spalten

Durch Corona hart geprüft: Pflegepersonal am Romed-Klinikum in Rosenheim.
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Die in der Corona-Krise belasteten Pflegekräfte sollen mit Boni belohnt werden.
  • Michael Weiser
    VonMichael Weiser
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Sie sollten ein Lohn sein, doch sie erweisen sich als Zankapfel: Warum Bonus-Zahlungen für die Belastungen während der Corona-Pandemie in der Region Rosenheim für Unfrieden sorgen.

Rosenheim - Optimal seien sie gerade nicht, die Bedingungen bei der Arbeit, sagt Karl Rast (62), Betriebsratsvorsitzender des Romed-Klinikums Rosenheim und stellvetretender Vorsitzender des Romed-Gesamtbetriebsrats.. „Wir haben total viele Krankheitsausfälle beim Personal“, berichtet er, „und daher fehlt an allen Ecken und Enden immer wieder jemand.“

Corona ist eben doch nicht ganz vorüber. Zumal die vergangenen zweieinhalb Jahre der Pandemie nicht spurlos an den Menschen in der Klinik vorübergegangen seien. „Die Kollegen sind ausgepowert“, sagt Rast.

Wenige bekommen viel, manche bekommen nichts

In so einer Situation müssten die Extra-Zahlungen zur Corona-Pandemie doch eigentlich wie gerufen kommen. Endlich mal Bares und nicht nur Beifall von Balkons aus. Doch der warme Regen hebt die Gemüter nicht, im Gegenteil. Weil er nicht alle erreicht, sorgt er für Zwist. „Das ist ein Strohfeuer, eine tarifliche Verbesserung wäre nachhaltiger“, sagt Rast. „Einige sehr wenige bekommen sehr viel, manche gar nichts.“

Das betrifft zum Beispiel Mitarbeiter in den Zentralen Notaufnahmen, berichtet Rast. Die bekommen offenbar nichts. Und das, obwohl die Belastungen während der diversen Corona-Wellen noch größer waren als sonst.

So viel Bonus gibt‘s

So viel Bonuszahlungen kann laut Romed ein Mitarbeiter an Corona-Extrazahlungen erhalten: Soweit die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt sind, erhält eine Pflegefachkraft in Vollzeit (38,5 Stunde pro Woche) 2.203,82 Euro, eine Intensivpflegefachkraft 3.305,73, also das Eineinhalbfache.

Bei Teilzeitkräften wird der Bonus anteilig gewährt. „Der Klinikverbund hat hier viele verschiedene Teilzeitmodelle“, sagt Elisabeth Siebeneicher von Romed

Rast und seine Kollegen im Betriebsrat haben daher alles andere als stade Zeit. Das Telefon klingelt oft. Und meist wollen die Anrufer wissen, ob und wann sie etwas erhalten. „Ich muss dann immer wieder sagen, das Geld wird im Dezember verteilt, aber du bekommst nichts“, seufzt Rast. Dabei sei Krankenhaus doch Teamwork, von der Hilfskraft bis zum Intensivpfleger habe jeder seinen Anteil getragen.

Es knirscht, da sind sich Chef und Betriebsrat einig

Stimmt, findet Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram. Dass die Verteilung der Boni willkürlich anmutet, da sind sich der altgediente Betriebsrat und der Geschäftsführer also einig. Deerberg-Wittram sagt, man sei froh, wenn man die Boni-Sache ad acta legen könne. Auch weil, so wie er es beschreibt, die Arbeit des Verbundes, in dem ein Haus dem anderen beisteht, nicht gewürdigt wird.

Das eine Haus erhält den Bonus, das andere nicht - warum nur?

Beispiel Prien und Bad Aibling. Dort schwelt der Ärger. Die Vorgeschichte liegt tief in der Notlage der Corona-Pandemie, die an ihren Tiefpunkten nur mit einger Zusammenarbeit zu meistern war.

Der Krisenstab habe die Corona-Patienten gezielt auf die verschiedenen Romed-Standorte verteilt, berichtet Deerberg-Wittram. Der Stab habe aber auch festgelegt, dass in Prien möglichst wenige Covid-Patienten versorgt werden - „damit wir dort wichtige geplante Eingriffe durchführen konnten“. Bad Aibling hingegen habe ziemlich viele Covid-Patienten übernommen, „weil in diesem bevölkerungsreichen Teil des Landkreises eben auch sehr viele Kranke waren“.

Und nun wird es erst richtig vertrackt. Prien erhält einen Bonus, obwohl Romed dort wenige Corona-Patienten hatte. Einfach deswegen, weil die Klinik verwaltungstechnisch das gleiche Institutskennzeichen wie Rosenheim habe, wie Deerberg-Wittram erklärt. „Und die Kollegen in Aibling bekommen nichts, weil sie unter einer willkürlichen Schwelle liegen, die man sich in Berlin ausgedacht hat“, sagt Deerberg-Wittram. „Das tut weh.“ Tatsächlich kann man sich den Ärger in Bad Aibling gut vorstellen.

Medial Park findet diese Bonus-Lösung „schade“

Eine nachträgliche Korrektur durch die kliniken selbst? Geht nicht, sagt Deerberg-Wittram. „Wir haben da keinerlei Freiheit. Wir können nicht einfach an der Tarifbindung vorbei an die eine oder andere Gruppe beliebig Boni ausgeben.“

Medical Park mit Standorten in Prien, Bernau und Bad Feilnbach hatte mit Corona direkt nicht zu tun, profitiert also auch nicht vom Corona-Bonus. Was Sprecher Heiko Leske „schade“ findet. „Dann natürlich haben auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den vergangenen zweieinhalb Jahren Tolles geleistet und mussten deutliche Erschwernisse durch Schutzmaßnahmen und andere Einschränkungen in Kauf nehmen.“ Medical Park konnte als Unternehmen der Privatwirtschaft 2020 aber selbst in die Tasche greifen. Man habe „ausnahmslos allen Mitarbeitern“ einen Corona-Bonus gezahlt, sagt Leske.

Auch Freistaat übt Kritik

„Kein großer Wurf“, heißt es in einer Antwort des bayerischen Gesundheitsministers auf Anfragen der OVB-Heimatzeitungen zur Bonus-Regelung. „Das führt zu dem, was wir in der Pflege gerade am allerwenigsten gebrauchen können: Frustration und Enttäuschung bei den Pflegekräften“, sagt Klaus Holetschek (CSU). Es sei verständlich, wenn sich Mitarbeiter vor den Kopf gestoßen fühlten. „Bayern hat damals von der Bundesregierung deutliche Nachbesserungen gefordert“, sagt Holetschek. „Die Kritik wurde jedoch nicht gehört.

Schlechte Stimmung in der Belegschaft

Die Stimmung nicht nur in Bad Aibling ist dem Vernehmen nach schlecht. Für Betriebsrat Rast eine Folge übereilten Handelns beim Bonus-Gesetz. „Man merkt, dass es schnell gestrickt wurde, mit vielen handwerklichen Fehlern“, so lautet das Fazit von Rast. „Sonst müsste man annehmen, dass die Belegschaft gespalten werden sollte.“

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