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Vom Todgeweihten zum Europameister

Wie ein Boxer aus Olching den Krebs besiegt hat - und jetzt seine Retter in den Boxring bittet

Europameister Michael Manzau gemeinsam mit Dr. Kai Nowak, Chefarzt für Allgemeinchirurgie am RoMed-Klinikum im Boxring
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Europameister Michael Manzau gemeinsam mit Dr. Kai Nowak, Chefarzt für Allgemeinchirurgie am RoMed-Klinikum im Boxring
  • Kathrin Böhmer
    VonKathrin Böhmer
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Totgeglaubte leben länger. Nach einer Krebsdiagnose gaben ihm die Ärzte nur noch wenige Monate. Das war vor drei Jahren. Nun ist Michael Manzau Europameister im Boxen. Seine Retter aus dem Rosenheimer RoMed Klinikum haben ihn im Ring besucht.

Rosenheim/Olching - Weihnachten 2019 war er noch ein totkranker Krebspatient. Drei Jahre später ist Michael Manzau Box-Europameister. Sein Leben hat der 54-jährige Olchinger dem Rosenheimer Klinikchefarzt Dr. Kai Nowak und seiner Kollegin Dr. Katja Ott zu verdanken. Beide sind renommierte Professoren und Krebsspezialisten. Zur „Nachuntersuchung“ kamen die Mediziner samt 40-köpfigem OP- und Klinikpersonal nun nach Geiselbullach im Landkreis Fürstenfeldbruck.

Eigentlich wollten sie sich nur ein Bild vom erstaunlichen Heilungsprozess ihres einstigen Patienten machen. Doch bei der außerstationären Chefarzt-Visite wurde die Delegation gleich selbst einem Härtetest unterzogen: Im Box- und Fitnessstudio des Champions absolvierte die im Charterbus angereiste Delegation eine von der muskelbepackten Sportgröße persönlich geleitete Trainingseinheit. Nach schweißtreibenden 60 Minuten und einigen Sparringsrunden war das Gesundheitspersonal zwar stehend k.o., doch gleichzeitig stand fest: „Boxen gegen Krebs“ verbessert nach Nowaks Überzeugung die Überlebens-Chancen und soll nun das Motto einer neuen Initiative werden.

Gemeinsam mit seiner Kollegin plant der Professor die Gründung einer südlich von München bislang noch nicht bestehenden Krebssportgruppe und hat bereits Kontakt zu Rosenheimer Vereinen aufgenommen. Der geheilte Champ soll als Trainer mit einbezogen werden.

Krebs nur durch Zufall entdeckt

Als Michael Manzau vor drei Jahren zum Arzt ging, musste er dazu erst von seiner Ehefrau überredet werden. „Wie die meisten Männer“, weiß Dr. Katja Ott aus Erfahrung. Es sollte ein für die Altersgruppe des 54-Jährigen ohnehin empfohlener Gesundheits-Check inklusive Darmspiegelung werden. Dann die Schock-Diagnose: Speiseröhrenkrebs. Der Hausarzt gab Manzau nur noch wenige Monate. Doch der kampferprobte Sportler wollte nicht aufgeben. Aus dem Verwandtenkreis wurde ihm das Rosenheimer Klinikum empfohlen.

Dort haben sich die Professoren Kai Nowack (49) und Katja Ott (51) auf die Behandlung von Krebserkrankungen im Verdauungstrakt spezialisiert. Die fünfstündige Operation des Boxers kurz vor Beginn der Corona-Pandemie verlief erfolgreich. Zwar fehlen Manzau jetzt ein Stück der Speiseröhre sowie ein Großteil des Magens, doch mit diesem Handicap kann der Kampfsportler mittlerweile leben. „Ich habe es ebenso verdaut wie die Nebenwirkungen der unvermeidlichen Chemotherapie.“

Dr. Katja Ott (links) und Dr. Kai Nowak (rechts) trainieren gemeinsam mit ihrem genesenen Patienten Michael Manzau (mitte).

Eine Konsequenz der Krankheit wird ihn aber für immer begleiten: „Weil ich nur ein paar Bissen schaffe, muss ich stündlich kleine Happen essen.“ Vor der Operation hatte der 54-Jährige 118 Kilo auf die Waage gebracht, jetzt sind es nur noch 94. Kein Problem, um das für seine Schwergewichtsklasse vorgeschriebene Kampfgewicht mit 90,7 Kilo einzuhalten. Weiterer Vorteil: „Der Bluthochdruck ist weg,“ schmunzelt der ehemalige Todeskandidat, der nach seiner Heilung mittlerweile wieder zu einem Modellathleten gereift ist.

Mission Titelverteidigung

Im Januar beginnt der Senioren-Europameister mit den Vorbereitungen auf seine erste interkontinentale Titelverteidigung. Der Gegner steht schon fest und wird im Juni eine weite Anreise haben. Denn als Champion genießt Manzau Heimrecht, wenn er auf den vom Weltverband WBC auserwählten Kontrahenten aus Australien trifft. Nur die Kampfstätte ist noch unklar. Der Lokalmatador würde zwar gerne auf seinem eigenen Territorium antreten, doch die Athletenschmiede im Geiselbullacher Sportstudio könnte sich für die erwartete Zuschauerkulisse als zu klein erweisen.

Schon bei der Generalprobe vor zwei Wochen, einer Kampfnacht mit Hauptdarstellern aus der Region, waren die Plätze dicht besetzt. Weshalb sich der bereits im Goldenen Buch der Stadt Olching verewigte Europameister nun in Rathauskreisen umhören will, ob nicht vielleicht eine Turnhalle Schauplatz des Spektakels werden könnte.

Eine ganze Klinik als Sparringpartner - Michael Manzau (vorne, 4. v.links) im Kreise der Rosenheimer Krebsspezialisten

Retter erhalten Ehrenplätze

Egal, wo: Die besten Plätze in der ersten Reihe am Ring sind schon mal für das Professoren-Duo aus Rosenheim reserviert. Auch den Ort der möglichen Siegesfeier haben die beiden Mediziner – der in Wangen (Allgäu) aufgewachsene Nowak war während seiner Studentenzeit in Greifswald und Heidelberg selbst aktiver Judoka - bereits getestet. Nach der kraftraubenden Trainingseinheit im Geiselbullacher Fitness-Tempel (Ott: „Die Arme taten ordentlich weh, gut dass ich am nächsten Tag nicht operieren musste“) tourte der Rosenheimer Klinikbus zum Weihnachtsessen ins benachbarte Graßlfing.

Denn neben dem Sportstudio gehört auch das dortige Schmankerlparadies zum familiären Einzugsgebiet des Box-Champions: Gattin Franziska Sirtl, die Michael Manzau vor drei Jahren zum Arzt „geschleppt“ hatte, war 2009 Bayerns erste Bierkönigin und bewirtschaftet gemeinsam mit ihren Eltern und vier Schwestern das Gasthaus Haderecker. Während der Festtagsschmaus für die vom Sport erschöpften Lebensretter aus Rosenheim üppig ausfiel, begnügte sich der genesene Champion mit einer lebensfrohen Bestellung: „Für mich bitte ein Seniorenteller.“

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