Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.


Angespanntes Verhältnis

Baut Landwirt Christof Huber aus Happing ohne Genehmigung? Stadträte äußern sich klar

Ein Grund des Ärgers: Für den Eierautomaten, den Christof Huber aufgestellt hat, gibt es eigentlich noch keine Genehmigung. Die Stadt hat deshalb einen Beseitigungsbescheid erlassen.
+
Ein Grund des Ärgers: Für den Eierautomaten, den Christof Huber aufgestellt hat, gibt es eigentlich noch keine Genehmigung. Die Stadt hat deshalb einen Beseitigungsbescheid erlassen.
  • Anna Heise
    VonAnna Heise
    schließen

Der Streit zwischen der Stadt Rosenheim und Christof Huber (51) aus Happing geht in die nächste Runde. Im Bauausschuss stimmten die Stadträte gegen die Erweiterung des bestehenden Legehennenstalles sowie die Errichtung eines mobilen Hühnerstalles mit Eierverkaufsautomat.

Rosenheim – Herbert Borrmann, der Fraktionsvorsitzende der CSU, ist dafür bekannt, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. So auch, als es um die Erweiterung des bestehenden Hühnerstalles auf dem Reschenhof in Happing und die Errichtung eines mobilen Hühnerstalles ging. „Der Antragsteller geht mit uns um, als ob wir dumm wären. Er hält sich an nichts“, sagte Borrmann. Er warf dem Landwirt vor, seine Flächen gewerblich zu nutzen. Man dürfe sich deshalb nicht auf der Nase herumtanzen lassen.

Ökologischer Legehennen- und Rinderaufzuchtbetrieb in Happing

Besagter Antragsteller ist Christof Huber, der Betreiber des Reschenhofes. Hier bewirtschaftet er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern einen ökologischen Legehennen- und Rinderaufzuchtbetrieb. Jetzt will der 51-Jährige seinen Betrieb erweitern.

Huber will weitere 1500 Hühner unterbringen

Statt der bisher 1200 Hühner plant er die Unterbringung von bis zu 1500 weiteren Hühnern. Dafür müsste der bestehende Stall durch Anbauten im Osten und im Westen um je circa 130 Quadratmeter vergrößert werden. Die Grundfläche des gesamten Stallgebäudes würde dann, so geht es aus den städtischen Unterlagen hervor, circa 520 Quadratmeter betragen.

Erweiterung rechtlich zulässig

Rechtlich gesehen scheint dem Vorhaben nichts im Weg zu stehen, da es sich um ein privilegiertes landwirtschaftliches Bauvorhaben handelt. Demnach ist eine Erweiterung zulässig, wenn sie einem landwirtschaftlichen Betrieb dient, öffentliche Belange nicht entgegenstehen und die Erschließung ausreichend gesichert ist. Diese Vorgaben seien erfüllt.

Erweiterung ist wirtschaftlich sinnvoll

Laut dem Landwirtschaftsamt kann das erforderliche Futter für die gesamte Tierhaltung zum überwiegenden Teil auf eigenen landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden. Zudem sei die Erweiterung der Legehennenhaltung wirtschaftlich sinnvoll und führe zu einer Erhöhung des Betriebseinkommens. Ähnlich verhält es sich mit der Errichtung des mobilen Hühnerstalles für Legehennen mit einem Eierverkaufsautomat. Insgesamt 840 Biolegehennen sollen hier untergebracht werden.

„Auf dem Hof läuft nicht alles richtig“

Dennoch stieß der Antrag im Bauausschuss auf Ablehnung. Ähnlich aufgebracht wie Borrmann reagierte Stadtrat Josef Gaststeiger (CSU). Er erinnerte daran, dass er schon seit Jahren darauf aufmerksam mache, dass es auf dem Hof „nicht ganz richtig läuft“. Zudem warf er dem Antragsteller vor, dass trotz fehlender Genehmigung auf seinem Hof „ein reger Baubetrieb“ herrsche.

Lesen Sie auch:

Grundstücksgezerre jetzt vor Gericht

Auch der Eierautomat stehe schon seit geraumer Zeit dort – ebenfalls ohne Genehmigung. Die Stadt habe deswegen bereits einen Beseitigungsbescheid erlassen, teilt Dezernent Herbert Hoch auf Nachfrage mit.

Eine rechtliche Verknüpfung gibt es nicht

„Wir wollen den Hühnerstall nicht“, sagte auch Franz Lukas (Grüne). Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Abuzar Erdogan, fügte hinzu, es sei an der Zeit, darüber nachzudenken, wo man überall eine privilegierte Nutzung haben wolle. Er riet dazu, einen Bebauungsplan aufzustellen. Mit 10:1 Stimmen sprachen sich die Stadträte gegen die Erweiterung des Legehennenstalles aus. Mit 9:2 Stimmen gegen den mobilen Hühnerstall.

Huber hat kein Verständnis für die Entscheidung

„Die Stadträte erzeugen durch ihre Entscheidung einen großen Schaden“, sagt Christof Huber einen Tag später am Telefon. An der Sitzung selbst habe er nicht teilgenommen, habe sich nur erzählen lassen, wie die Diskussion verlief. Verständnis für die Entscheidung hat er nicht.

Positive Stellungnahme des Landwirtschaftsamtes liegt vor

Zu Beginn der Corona-Pandemie habe er sich aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage dazu entschlossen, aufzustocken und sich einen Eierautomaten zuzulegen. Dies sei in Abstimmung mit der zuständigen Fachbehörde für Geflügelhaltung erfolgt.

Zudem liege die positive Stellungnahme des Landwirtschaftsamtes Rosenheim der Stadt schon seit zwei Monaten vor. Dass sie erst jetzt behandelt worden sei, sei nicht seine Schuld. Dass sich die Stadträte so gegen sein Bauvorhaben stellten, sei traurig. „Man tritt die Bedürfnisse der Bevölkerung mit den Füßen“, sagt Huber.

„Verkettung unglücklicher Ereignisse“

Bleibt die Frage, woher das gestörte Verhältnis zwischen dem Stadtrat und der Familie Huber kommt. Dazu äußert sich Oberbürgermeister Andreas März auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen. So liegt die Eichfeldstraße in Happing zum Teil auf dem privaten Grund von Christof Huber. In den vergangenen Jahren scheiterten gleich mehrere Versuche vonseiten der Stadt, sich die Flächen zu sichern.

März spricht von einer „Verkettung unglücklicher Ereignisse“. Eine rechtliche Verknüpfung zwischen den beiden Anträgen und dem Flächenerwerb gibt es laut dem Oberbürgermeister nicht. 

Stadt will Flächen kaufen

Fakt ist aber auch, dass nach wie vor der Vorwurf im Raum steht, dass Huber die landwirtschaftliche Privilegierung nur vorschiebt, er in Wirklichkeit mehr am Gewerbe- und Wohnbau interessiert ist. Schon alleine deswegen werde alles, was Huber mache „kritisch gesehen“.

Lesen Sie auch:

Grundstücksstreit: Stadt greift durch

„Die Fronten sind sehr verhärtet“, sagt März, meint damit speziell die angespannte Situation im Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschuss, wo er als Einziger für das Vorhaben des Landwirtes stimmte. Wie es mit den Anträgen weitergeht, darüber muss jetzt die Verwaltung beraten.

Doch eines steht fest: Die Stadt will die Flächen von Huber kaufen, auf denen Straßen verlaufen. März will dabei vor allem auf Gespräche setzen. Wie das ausgeht, wird sich zeigen.

Kommentare