2000 Kilometer voller Höhen und Tiefen
Wie zwei junge Rosenheimer sechs ukrainischen Frauen bei der Flucht geholfen haben
- VonAnna Heiseschließen
Die Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine ist auch in Rosenheim groß. Zwei junge Männer aus Rosenheim sind jetzt mit einem Transporter gefüllt mit Hilfsgütern an die slowakisch-ukrainische Grenze gefahren – und haben auf dem Rückweg sechs Frauen und einen Hund mit zurück nach Deutschland genommen.
Rosenheim – Kurz vor der Grenze wurde es Jonah Werner und Fabian Artmann dann doch etwas mulmig zumute. „Wir wussten ja nicht, was uns erwartet“, sagt Werner. Der 23-Jährige sitzt im Vorstand des Skiclubs Aising-Pang und engagiert sich politisch. Nachdem er die Situation in der Ukraine über mehrere Tage in den Nachrichten verfolgt hat, entschied er sich, etwas zu unternehmen. „Für mich war relativ schnell klar, dass ich an die Grenze fahren will“, sagt Werner. Gemeinsam mit Fabian Artmann habe er daraufhin einen Aufruf in den sozialen Medien gestartet.
Überwältigt von der Hilfsbereitschaft
Schnell seien so innerhalb kürzester Zeit Konserven, Medikamente, Lebensmittel und Hygieneartikel zusammengekommen. „Wir waren total überwältigt von der Hilfsbereitschaft“, sagt Artmann.
Mit einem voll beladenen Bus – zur Verfügung gestellt vom Skiclub Aising-Pang – machten sich Werner und Artmann auf den Weg zum mehr als 970 Kilometer und fast zehn Stunden entfernten Grenzübergang Uzhhorod-Vyšné. Von einem Münchener Stadtrat hätten sie gewusst, dass dort Hilfsgüter benötigt werden und eine junge Frau aus Odessa auf einen Transport nach Deutschland wartete.
Informationen per Liveübertragung
Per Liveübertragung übers Internet hielten Artmann und Werner die Menschen in der Region über ihre Reise auf dem Laufenden. „Es war toll zu sehen, wie viele Menschen uns bei unserem Vorhaben unterstützt haben“, sagt Werner. Ohne Probleme, dafür mit Angst und einem mulmigen Gefühl, erreichten sie mitten in der Nacht den Grenzübergang.
Nach der Übergabe der Hilfsgüter an das Rote Kreuz der Slowakei, machten sie sich wieder auf den Rückweg. Allerdings nicht mehr zu zweit, sondern mit sechs Frauen im Alter von 14 bis 50 Jahren und einem Hund. „Das waren Frauen, die genauso gut unsere Nachbarinnen, Freundinnen oder Verwandte hätten sein können“, sagt Werner und weiter: „Sie mussten aufgrund des Krieges alles zurücklassen und haben uns dennoch während des gesamten Rückwegs zum Lachen gebracht.“
Reise, die sie nicht vergessen werden
Es sind 24 Stunden, die Jonah Werner und Fabian Artmann wohl nicht so schnell vergessen werden. „Diese 24 Stunden gehören wohl zu den schönsten, aber auch traurigsten Erlebnissen in meinem Leben“, sagt Artmann.
Er und Werner wollen noch weitere Hilfsaktionen und Fahrten für die Ukraine planen. So startet beispielsweise am heutigen Freitag ein weiterer Hilfskonvoi an die ukrainische Grenze, beladen mit Lebensmitteln, Konserven und Medikamenten.