Mammutprojekt von Waldorfschulen
Wie Rosenheimer Schüler einen Hauch von „Miami Vice“ zum Ismaninger Faust-Festival brachten
- VonKarin Wunsamschließen
Beim Faust-Festival in Ismaning haben Waldorfschüler aus ganz Deutschland jetzt den ganzen Faust auf die Bühne gebracht. Auch für die Vertreter der Rosenheimer Waldorfschule gab‘s viel Applaus.
Rosenheim/Ismaning – „Faust“ von Johann Wolfgang von Goethe gilt nach wie vor als das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur. Die Spielzeit für das komplette Stück: Mindestens neun Stunden! Darum wird es meist nur stark gekürzt gezeigt. Beim Faust-Festival in Ismaning kam aber nun der ganze Faust, Teil I und Teil II, auf die Bühne. Ein unglaubliches Mammutprojekt aufgeteilt auf vier Vormittage und Abende, gespielt von Waldorfschülern aus ganz Deutschland. Mit dabei auch die elfte Klasse der Freien Waldorfschule Rosenheim.
Intensive Auseinandersetzung
Die Schullaufbahn an den Waldorfschulen endet für die Schüler auch mit einem großen Theaterprojekt, mit denen sie sich über Wochen hinweg intensiv auseinandersetzen und möglichst selbständig erarbeiten. Für das Faust-Festival in Ismaning haben sich nun drei elfte und eine zwölfte Klasse aus Ismaning, Oldenburg, Walhausen und Rosenheim zusammengetan. Initiiert wurde das Festival von Klaus Weißinger, selbst Lehrer an der Ismaninger Waldorfschule und promovierter Germanist.
Im Jahr 2014 fand das Festival mit großem Erfolg zum ersten Mal statt. Heuer war es das dritte Mal und obwohl die Vorlage immer gleich ist, kommt bei der Umsetzung immer etwas völlig anderes heraus. Denn jede an dem Projekt beteiligte Klasse ist für die Inszenierung und Durchführung ihres Akts selbst verantwortlich und darf sich dabei völlig frei kreativ ausleben.
An jedem einzelnen Tag erwartete die Zuschauer damit eine neue und manchmal auch überraschende Sicht auf das bekannte und bedeutende Werk von Goethe.
Rund um die Theateraufführungen herum gab es ein breites Rahmenprogramm inklusive Einführung in die einzelnen Akte. Dabei wurde schnell deutlich, dass „Faust“ auch heute noch mit Themen wie Finanzkrise, Inflation aber auch Landgewinnung und der Frage, wie viel Freiheit der Mensch eigentlich verträgt, sehr zeitgemäß ist.
Im Stil von „Miami Vice“
Die Rosenheimer Waldorfschüler transportierten „ihren“ Faust in die 80er-Jahre und kleideten ihn im Stil der damals bekannten und beliebten Krimi-Serie „Miami-Vice“ ein. Schnell wurde deutlich, wie viel Aufwand und Leidenschaft auch sie in dieses Mammut-Schulprojekt gesteckt haben – mit Leinwand-Projektionen, Nebel -und Musikeffekten.
Am Schluss der Vorstellung gab es auch für sie viel Applaus. Nicht zur kurz kam beim Faust-Festival auch die Geselligkeit und der Austausch der an dem Projekt beteiligten Waldorfschulen.