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„Enorme Mehrbelastung“

Enormer Preissprung bei den Stromkosten: So viel mehr müssen Rosenheimer ab Januar bezahlen

Die Stadtwerke Rosenheim passen zum 1. Januar 2023 die Stromtarife an.
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Die Stadtwerke Rosenheim passen zum 1. Januar 2023 die Stromtarife an.
  • Julian Baumeister
    VonJulian Baumeister
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Die Stadtwerke Rosenheim passen aufgrund der Energiekrise ein weiteres Mal die Stromtarife an. Ab Januar 2023 müssen sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen in Rosenheim deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das hat bereits jetzt für einige Menschen Folgen.

Rosenheim - Schlechte Nachrichten für Rosenheim: Die Stadtwerke (SWRO) erhöhen zum 1. Januar 2023 nochmals die Strompreise. Zum zweiten Mal seit den vergangenen fünf Monaten. Das hat der städtische Energieversorger jetzt in einem Schreiben seinen Kunden mitgeteilt. Der Preissprung trifft nicht nur Privathaushalte, sondern auch Rosenheimer Unternehmen aus Gastronomie und Einzelhandel sowie das Klinikum. Auch die geplante Strompreisbremse der Bundesregierung macht wenig Hoffnung auf Besserung.

Anstieg um 41 Prozent

„Die Erhöhung ist angesichts der extrem gestiegenen Beschaffungspreise für Strom unausweichlich“, teilt Ulrike Willenbrink, Pressesprecherin der Stadtwerke, auf Nachfrage mit. Ab dem Jahreswechsel kostet eine Kilowattstunde (kWh) dem Preisblatt der SWRO zufolge 42,91 Cent brutto. Bisher lag der Preis bei 30,40 Cent. Verbraucher in Rosenheim müssen folglich ab Januar 41 Prozent mehr für die gleiche Menge Strom bezahlen. Dies sei jedoch bei allen Stromversorgern gerade das gleiche Problem, da man abhängig von den Entwicklungen an der Energiebörse „EEX“ sei.

„In den vergangenen Jahren haben wir den Strompreis bis zur erstmaligen Erhöhung zum 1. August 2022 immer stabil halten können“, betont die Sprecherin der SWRO. Damals erhöhten die Stadtwerke die Kosten für eine Kilowattstunde um 27 Prozent von 23,94 Cent auf besagte 30,40 Cent. Das bedeutet im Umkehrschluss: Im Verhältnis zum Juli 2022 steigt der Preis für die Kilowattstunde im Januar sogar um 79 Prozent.

Strom in Rosenheim wird ab Januar 2023 deutlich teurer.

Wie sich die Preisanpassung auf jeden einzelnen auswirken wird, könne man nicht pauschal sagen, berichtet die Stadtwerkesprecherin. Denn die Kosten pro Haushalt stünden im Zusammenhang mit dem jeweiligen Verbrauch der darin lebenden Personen. „Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 2700 Kilowattstunden im Jahr ergibt sich in der Grundversorgung eine Preissteigerung von etwa 23,65 Euro im Monat“, berichtet Willenbrink. So könnten im nächsten Jahr rund 300 Euro oder mehr zusätzlich fällig werden.

Tafeln bereits jetzt überlastet

Dass der Preissprung der Stromkosten für einige zum Problem werden kann, zeigt sich bereits schon länger bei der Rosenheimer Tafel der Diakonie. „Es kommen viele Kunden von früher zu uns, die es eigentlich geschafft hatten, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Durch die gestiegenen Preise können sie es jetzt nicht mehr stemmen“, sagt Elisabeth Bartl, Leiterin der Tafel. Ob dies an den erhöhten Energiekosten liege, könne sie nicht sagen, da man bei dem „Ansturm an Kunden“ keine Zeit mehr habe, sich die genauen Gründe der Menschen anzuhören.

Peter Kaiser, Leiter der Leibspeise, habe aus diesem Grund eine Warteliste einführen müssen, um die steigende Kundenanzahl bewältigen zu können. „Wenn man das sieht, bin ich dankbar, dass der Strompreis in Rosenheim bei knapp 40 Cent liegt und nicht bei 60 Cent wie in München“, sagt Kaiser.

Wenig Unterstützungsanfragen bei der Stadt

Bei der Stadt Rosenheim habe es hingegen seit der Erhöhung der Energiepreise nur „vereinzelte Anfragen von Bürgern gegeben, die befürchten, ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr bewältigen zu können“, teilt ein Sprecher der Stadt mit. In solchen Fällen werden die Betroffenen vom Sozialamt individuell beraten und gegebenenfalls an das Jobcenter verwiesen, so der städtische Sprecher weiter.

Die Rosenheimer Unternehmer und Gastronomen sehen die Strompreisanpassung noch gelassen. „Bei uns ist das mit den Energiekosten momentan nicht dramatisch“, sagt Matthias Jüptner, Geschäftsführer der „Salinoptik“ am Mittertor. Der Optikermeister befürchtet eher, dass die steigenden Preise und die wachsende Angst zu mehr Zurückhaltung bei den Kunden führe. „Das ist für das Geschäft das eigentliche Problem, der Strompreis ist bisher noch das kleinere Übel.“

Verdopplung der Preise trotz Sparmaßnahmen

„Schwieriger könnte es aber im Januar werden, wenn auch das Weihnachtsgeschäft vorbei ist und die Umsätze zurückgehen“, sagt Toni Sket, Geschäftsführer des Wirtshauses „Zum Johann Auer“. Derzeit habe er 20 bis 30 Prozent höhere Stromkosten als vor einem halben Jahr. Dies sei im Vergleich zu den verdoppelten Gaspreisen „noch überschaubar“, da er versuche, so viel Strom wie möglich zu sparen. „Irgendwann kann aber nicht mehr gespart werden, und wenn die Preise dann nach oben gehen, trifft uns das in voller Höhe“, befürchtet der Wirt.

Für das Romed Klinikum in Rosenheim stellen die Stromtarifanpassungen bereits in diesem Jahr eine „enorme Belastung“ dar. „Die Hochrechnungen für die Stromkosten 2022 bewegen sich bei etwa 7,1 Millionen Euro“, sagt Elisabeth Siebeneicher, Pressesprecherin des Klinikverbundes. Im Jahr davor seien es noch 3,2 Millionen Euro gewesen. „Wir hoffen, dass durch das Energieentlastungspaket die Kosten etwas abgemildert werden“, betont Siebeneicher.

Strompreisbremse könnte ins Leere laufen

Ob die zum 1. März 2023 geplante Strompreisbremse der Bundesregierung für Entlastung sorgen kann, ist noch offen. Denn zum einen sieht der Gesetzesentwurf vor, dass die Kosten für eine Kilowattstunde für 80 Prozent des Verbrauches von Privathaushalten auf 40 Cent brutto - 2,91 Cent weniger als der kommende Kilowattstundenpreis in Rosenheim - begrenzt werden soll. Zum anderen könnte die Strompreisbremse verfassungswidrig sein. Dies geht aus einem Gutachten eines Hamburger Energieversorgers hervor.

Unabhängig davon, planen die Stadtwerke Rosenheim aktuell keine weitere Anpassung der Stromkosten, das bestätigt die Pressesprecherin des städtischen Energieversorgers.

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