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Rosenheim will Ein-Euro-Ticket für Busse an Samstagen - doch das Angebot ist wohl befristet

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Von: Anna Heise

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Busfahren am Samstag soll in Rosenheim künftig für einen Euro möglich sein.
Busfahren am Samstag soll in Rosenheim künftig für einen Euro möglich sein. © Martin Aerzbäck/Federico Gambarini/Collage: Anna Heise

Busfahren in Rosenheim soll an Samstagen günstiger werden. Dafür haben sich die Stadträte jetzt einstimmig ausgesprochen. Wie lange das Angebot gelten soll und ob es mit dem möglichen MVV-Beitritt vereinbar ist.

Rosenheim - Das Ziel ist klar: Um den ÖPNV im Stadtgebiet zu stärken und das Fahrgastaufkommen zu erhöhen, muss das Angebot attraktiver werden. Sei es in Form von Taktverdichtungen, einer Ausdehnung der Betriebszeiten, geänderten Linienführungen oder - wie von der SPD vorgeschlagen - Tarifmaßnahmen.

Mobilitätsangebot, das jeden Parkplatz aussticht

In einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) hatten die Sozialdemokraten bereits im Dezember angeregt, über die Einführung eines Ein-Euro-Tickets an Samstagen nachzudenken. „Damit haben die Bürger ein Mobilitätsangebot, das preislich jeden Parkplatz aussticht und umweltfreundlich ist“, sagte Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Nicht nur würde das Ein-Euro-Ticket ihm zufolge einen Anreiz schaffen, den ÖPNV zu nutzen, sondern auch den Einzelhandel am Wochenende unterstützen.

Dass Tarifmaßnahmen in Rosenheim durchaus funktionieren, zeigt ein Blick auf das Angebot des City-Managements. An allen vier Samstagen im Advent können Bürger in Rosenheim und Kolbermoor kostenlos Busfahren. „Der Adventbus begrüßte an allen vier Samstagen insgesamt 14.400 Fahrgäste“, heißt es aus dem Rathaus. Im Gegensatz dazu nutzten an einem normalen Samstag im November 2022 circa 1.730 Fahrgäste den Stadtbus. Hochgerechnet auf vier Samstage werden der Verwaltung zufolge im Monat circa 7.000 Fahrgäste befördert. Ohne Berücksichtigung der Zeitkartennutzer wird deshalb von einer monatlichen Tagesticketanzahl von 3.500 bis maximal 7.200 ausgegangen.

Fahrgeld-Erlöse in Höhe von 28.000 Euro

„Wird pro Fahrgast ein Ticketpreis von durchschnittlich zwei Euro angenommen, würde dies Fahrgelderlöse in Höhe von rund 28.000 Euro bedeuten“, teilte die Verwaltung während der Sitzung mit.

Hinzu kommen die Kosten für den Betrieb der Stadtlinien. Während der Stadtbus an einem Samstag im Jahr 2022 insgesamt 1.862 Kilometer zurückgelegt hat, beträgt der Weg ab dem Fahrplanwechsel zum 20. Februar 3.282 Kilometer. Dies entspreche einer Mehrleistung von 76 Prozent. Für den neuen Fahrplan errechnen sich hieraus Kosten in Höhe von 18.000 Euro - nur für den Betrieb der Stadtbuslinien an einem Samstag. Hochgerechnet auf einen Monat ergeben sich Kosten in Höhe von 72.000 Euro. Die ungedeckten Kosten betragen demnach 65.000 bis 69.000 Euro pro Monat. 43.000 Euro davon sind im städtischen Haushalt berücksichtigt - der Rest müsste Monat für Monat zusätzlich gestemmt werden.

Angebot befristet bis November

Zusätzliche Kosten, welche die Stadt durchaus bereit ist zu zahlen. „Vorgeschlagen wird, das Angebot befristet bis einschließlich November 2023 einzuführen“, heißt es aus dem Rathaus. Wann es losgehen soll, muss der Verwaltung zufolge erst noch mit dem Betreiber des Stadtbusses abgestimmt werden. Zumal die endgültige Entscheidung ohnehin erst am 1. März in der Sitzung des Stadtrates fällt.

Einigkeit über den Vorschlag der SPD herrschte bereits am Dienstagabend (14. Februar) in der kombinierten Sitzung des Haupt- und Verkehrsausschusses. „Es ist eine gute Möglichkeit, um die Innenstadt zu beleben“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Ricarda Krüger, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, sprach von einer „Werbeoffensive für den ÖPNV“, Robert Multrus, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler/UP begrüßte den Antrag, ähnlich wie Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD, der das Ticket ein „Geschenk für die Bürger“ nannte. Sonja Gintenreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen, erinnerte daran, dass die Einführung des Ein-Euro-Tickets nur ein erster Schritt sei. Ihr zufolge müssten weitere Maßnahmen folgen, um die Attraktivität des ÖPNV zu steigern.

Ein-Euro-Ticket nach MVV-Beitritt nicht mehr möglich?

Ob das Ein-Euro-Ticket auch nach November weitergeführt wird, sieht zumindest die Stadt kritisch. „Bei einem möglichen MVV-Beitritt ist dieses Sonderticket nach derzeitigem Kenntnisstand in dieser Form grundsätzlich nicht mehr möglich“, heißt es aus dem Rathaus. In dieser Woche hätten die Kollegen aus der Tarifabteilung MVV-Pressesprecherin Franziska Hartmann zufolge erfahren, dass die Einführung eines Ein-Euro-Tickets an Samstagen in Rosenheim geplant ist. „Bisher gibt es tatsächlich keine solche Ein-Euro-Tageskarte für Wochenenden im MVV-Raum – allerdings andere Arten von Vergünstigungen innerhalb von Kommunen“, teilt die Pressesprecherin auf OVB-Anfrage mit. Das Vorgehen sei dabei immer ähnlich: Die Kollegen der Tarifabteilung würden sich mit der jeweiligen Kommune zusammensetzen und überlegen, wie die gewünschte Vergünstigung umgesetzt werden kann.

„Über das gesamte Verbundsystem gesehen, führen solche Einzellösungen zwar dazu, dass das System beziehungsweise der Tarif komplexer wird und weniger einheitlich – solange aber die Kostenübernahme für solche Vergünstigungen klar geregelt ist, findet sich meist eine Lösung“, heißt es vonseiten der MVV-Pressestelle.

SPD fordert Taktverdichtungen

Der neue Fahrplan des Stadtbusses tritt am 20. Februar in Kraft. Sämtliche Linienachsen im Stadtgebiet werden der Verwaltung zufolge dann mindestens alle 30 Minuten, zum Teil sogar alle 15 Minuten bedient. Um die Attraktivität des ÖPNV unabhängig von dem Ein-Euro-Ticket noch mehr zu steigern, hat die SPD eine Taktverdichtung gefördert. „Ein attraktiver ÖPNV sollte nicht nur besonders günstig sein, sondern sollte auch möglichst mit einer Taktdichte von 15 Minuten fahren“, heißt es in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März. Die Fraktion fordert daher, die durch die Corona-Pandemie vergrößerte Taktdichte von bis zu 60 Minuten wieder auf 15 Minuten zu reduzieren. „Für uns als Stadt muss es das Ziel sein, einen attraktiven ÖPNV anzubieten und mehr Menschen zu bewegen den Bus für ihre Fahrten in die Stadt und zurück zu nutzen. Dafür ist es mittelfristig unumgänglich, einen 15-Minuten-Takt im ÖPNV einzuführen“, sagt Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Mit dem Hintergedanken, einen Bus möglicherweise verpassen zu können und dann möglicherweise 30 oder gar 60 Minuten auf den nächsten Bus warten zu müssen, würden Ricarda Krüger zufolge viele Menschen das Auto nutzen. Auch für Berufspendler spiele die Taktdichte eine große Rolle. „Eine Verdichtung der Taktung bedeutet eine Entlastung der Straßen, da sich mehr Menschen für den ÖPNV und gegen ihr Auto entscheiden würden, was nicht zuletzt auch aus Sicht des Klima- und Umweltschutzes wichtig ist“, so Erdogan.

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