Entscheidung soll im Juli fallen
Wird Rosenheim jetzt doch zur Fahrradstadt? Planungsbüro stellt mögliche Fahrradstraßen vor
- VonAnna Heiseschließen
Immer häufiger ist das Schild „Fahrradstraße“ in Deutschland zu sehen. Alleine in München gibt es rund 85 davon. In Rosenheim steht man hier noch am Anfang. Doch das könnte sich bald ändern.
Rosenheim – Sarah Dartenne hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit Rosenheim beschäftigt. Sie hat sich nicht nur die bestehenden Fahrradwege angeschaut, sondern auch die Art, Lage und Anzahl von Parkplätzen, Zufahrten, Knotenpunkte sowie vorhandene Verkehrsregeln.
„Wir haben genau überlegt, welche Strecken sich in Rosenheim als Fahrradstraße eignen würden“, sagt die Verkehrsplanerin des privaten Stadt- und Verkehrsplanungsbüros. Dieses hat vor einigen Monaten von der Rosenheimer Verwaltung den Auftrag erhalten, zu überprüfen, wo im Stadtgebiet Fahrradstraßen sinnvoll wären. Anlass dafür war ein Beschluss im Februar 2021.
39 Kilometer Gesamtlänge
Über ein Jahr später gibt es jetzt erste Erkenntnisse und Pläne, die Sarah Dartenne den Mitgliedern des Verkehrsausschusses in einer Powerpoint-Präsentation vorgestellt hat. Sie zeigt das bestehende Radwegenetz, erklärt, dass eines der Ziele der Untersuchung gewesen sei, bestimmte Punkte – Einkaufszentren, Schulen und Arbeitgeber – miteinander zu verbinden. Immer unter Berücksichtigung der bestehenden Planungen und Konzepte.
Entstanden ist ein Netzplan mit zahlreichen potenziellen Fahrradstraßen. „Die Gesamtlänge würde 39 Kilometer betragen“, sagt Dartenne, während sie auf die Präsentation zeigt.
Errichtung einer Einbahnstraße notwendig
Da wäre beispielsweise die Landsberger Straße in Langenpfunzen, die in eine Fahrradstraße umgewandelt werden könnte. „Im Moment ist die Strecke unbefestigt und nicht beleuchtet“, sagt Dartenne. Doch nach Ausbauarbeiten und der Errichtung einer Einbahnstraße hätte die Strecke in ihren Augen durchaus Potenzial.
Etwas weniger aufwendig wäre die Umsetzung im Bereich Alte Landstraße im Ortsteil Schwaig. „Mit Markierungen und einer Beschilderung könnte hier eine Fahrradstraße eingerichtet werden“, sagt die Verkehrsplanerin. Sie klickt weiter durch die Präsentation, zeigt auf die Fotos, die sie vor zwei Monaten vor der Schillerstraße gemacht hat. Auch hier wäre eine Fahrradstraße sinnvoll. Neben Markierungen und Beschilderungen bräuchte es zudem einige bauliche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung.
80 Strecken kommen in nähere Auswahl
Es sind drei von insgesamt 80 Strecken im Stadtgebiet, die für eine Fahrradstraße in Frage kommen könnten. Die Verwaltung will sich die jeweiligen Vorschläge jetzt anschauen und überlegen, was, wie umgesetzt werden könnte. Sollte Rosenheim tatsächlich Fahrradstraßen bekommen, müsste man sich laut Sarah Dartenne zudem über die Standards Gedanken machen.
So gibt es Fahrradstraßen, auf denen lediglich Räder und E-Scooter fahren dürften. Weil Sicherheitsabstände zu Autos hier nicht berücksichtigt werden müssen, müsse mit einer Breite von 3,30 bis 4,60 Meter gerechnet werden. Deutlich mehr Platz bräuchten Fahrradstraßen, die auch für den Auto- und Motorradverkehr zugelassen sind. Die Verkehrsplanerin spricht von einer Breite zwischen 4,10 und 5,30 Meter; inklusive Randmarkierung.
Einheitliche Gestaltung wichtig
Zudem müssten sich die Stadträte überlegen, wie die Fahrradstraßen markiert werden sollten. „Es gibt bundesweit keine einheitlichen Standards“, sagt Sarah Dartenne. Farbe, Piktogramm und die Gestaltung würden von Stadt zu Stadt variieren. „Für Rosenheim braucht es ein eigenes Gestaltungsmuster“, sagt die Verkehrsplanerin.
Sie rät dazu, die Eingangsbereiche rot einzufärben und das Verkehrszeichen „Fahrradstraße“ in regelmäßigen Abständen auf dem Asphalt anzubringen. Auch Fahrradpiktogramme mit Richtungspfeilen seien ihrer Meinung nach sinnvoll.
Lob aus den Reihen der CSU
„Die Beispiele sehen umsetzbar aus“, lobte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzende der CSU, die Präsentation. „Wir kennen das Instrument der Fahrradstraße in Rosenheim nicht“, sagte Stadtrat Franz Opperer (Grüne). Er hinterfragte – auch mit Blick auf den gescheiterten Popup-Radweg in der Brianconstraße – wie es gelingen könnte, dass die Maßnahme angenommen wird, von einer Bevölkerung, die sich „mit Veränderungen schwertut“.
Sicherheit an oberster Stelle
Sarah Dartenne riet in diesem Zusammenhang dazu, die Bürger von Anfang an in die Planungen einzubeziehen. Sei es mit einem Banner über der Straße oder einer gemeinsamen Einweihung. Zudem sei es auch deshalb wichtig, von Anfang an auf eine einheitliche Gestaltung der Fahrradstraßen zu setzen. Stadträtin Christine Degenhart (Freie Wähler/UP) erinnerte zudem daran, auf die Sicherheit zu achten. Nur dann könnte sichergestellt werden, dass die Fahrradstraßen auch genutzt werden würden.