Vorzeigeprojekt Am Mitterfeld
Nutzer sind elektrisiert: So kann Carsharing auch in der Stadt Rosenheim funktionieren
- VonAnna Heiseschließen
Einsteigen, losfahren und am Zielort abstellen: Carsharing ist vor allem in Großstädten beliebt. In Rosenheim gibt es bisher nur vereinzelte Angebote. Dass das Modell durchaus funktionieren kann, zeigt ein Besuch Am Mitterfeld.
Rosenheim – Ein Leben ohne den weißen Elektroflitzer kann sich Dorothea Hitzler nicht mehr vorstellen. Die 44-Jährige hat selbst kein Auto mehr, will aber auf die Flexibilität, die ein Fahrzeug mit sich bringt, nicht ganz verzichten. Sie muss ihre Tochter zum Arzt fahren, will am Wochenende auch weiterhin Ausflüge machen. „Carsharing ist da eine tolle Alternative“, sagt sie. Ein- bis zweimal in der Woche bucht sie via App Slots für das Fahrzeug. „Das ist relativ einfach, zumal heutzutage ja sowieso fast jeder ein Handy hat“, sagt Hitzler.
Alternative zum Zweitwagen
Gleiches berichtet Stephan Heinrich (44). Anfang des Jahres sei der Leasing-Vertrag seines Zweitwagens ausgelaufen. Statt sich ein neues Angebot einzuholen, hat der Rosenheimer beschlossen, auf Carsharing zu setzen. „Unser Zweitwagen stand zu 90 Prozent nur herum“, sagt Heinrich. So hätte er den Wagen hauptsächlich gebraucht, um seine Kinder in die Schule beziehungsweise zur Krippe zu fahren. „Alles andere erledigen wir mit dem Familienvan“, sagt der 44-Jährige. Zwei- bis dreimal in der Woche bucht er das Elektrofahrzeug. „Für uns ist das Angebot super. Es wäre wünschenswert, dass es noch Weitere davon gebe“, sagt Heinrich.
Genau dieses Ziel verfolgen auch Viktoria Pertl und Claus Nägelein von „P & S Immopartner“. 2015 hat die Baufirma das Wohngebiet Am Mitterfeld geplant und gebaut. Von Anfang an sei klar gewesen, dass man auf nachhaltige Mobilität setzen will. „Wir haben dann fast ein Jahr lang recherchiert, welche Carsharing-Angebote es gibt“, sagt Pertl. Schließlich sei sie auf die Firma Mikar mit Sitz in Deggendorf aufmerksam geworden. Seit September 2020 stellt die Firma den weißen Elektroflitzer, der in der Tiefgarage am Mitterfeld steht. „Gerade auch in Verbindung mit den stark gestiegenen Sprit-Preisen ist Elektromobilität für viele eine gute Alternative“, sagt Tina Krieger von „Mikar“.
Zudem seien Carsharing-Angebote für Fahrgemeinschaften und zum Einsparen weiterer Fahrzeuge geeignet. „Insgesamt gehen wir auch zukünftig von einer steigenden Nachfrage aus, da viele Leute ihre eigenen Fahrzeuge immer nur sporadisch benötigen und auf der Suche nach kostengünstigen Alternativen sind“, sagt Krieger. Hinzu komme, dass viele Kommunen inzwischen bei der Bereitstellung eines oder mehrerer Carsharing-Fahrzeuge den Stellplatzschlüssel reduzieren. „Aus diesem Grund wollen inzwischen immer mehr Bauherren und Investoren solche Konzepte bei einer Wohnanlage realisieren“, sagt Krieger.
Ein Vorzeigeprojekt in Rosenheim
Es ist ein Vorschlag, den auch die Rosenheimer SPD und „Die Partei“ gemacht hatten. Wie wir berichtet haben, wollen sie sich für eine Änderung der Stellplatzsatzung aussprechen. Eine Anregung, die auch Viktoria Pertl von „P & S Immopartner“ mehr als begrüßt. Unabhängig davon hat sie das Carsharing-Angebot schon im September 2020 ins Leben gerufen. „Es ist ein Vorzeigeprojekt, auf das wir unheimlich stolz sind“, sagt sie.
Im Moment würden rund 20 Bürger aus der Stadt das Angebot nutzen. Sollte es mehr werden, könnte auch über die Anschaffung eines Zweitwagens nachgedacht werden. „Wir hoffen jetzt, dass sich Nachahmer finden“, sagt Pertl. Dieser Wunsch könnte zumindest zeitnah in Erfüllung gehen. So plant beispielsweise „Werndl und Partner“, ein Carsharing-Angebot für das Bauvorhaben „Herdergärten“ an der Herderstraße.