Prozess in Traunstein – Opfer schwer verletzt
Mit Messer Drogenschulden von Marquartsteiner (17) eingetrieben? Vier Männer stehen vor Gericht
- VonMonika Kretzmer-Diepoldschließen
Weil sie unter anderem mit einem Messer von einem damals 17-jährigen Marquartsteiner dessen Schulden aus einem Drogendeal eingetrieben haben sollen, müssen sich seit Mittwoch (27. April) vier Männer aus Rosenheim vor Gericht verantworten. Ein Trick des Opfers brachte letztlich die Polizei ins Spiel.
Traunstein/Marquartstein – Vier Männer im Alter zwischen 20 und 33 Jahren aus dem Landkreis Rosenheim, die angeblich auf rabiate Weise bei einem damals 17-Jährigen in Marquartstein Schulden aus Drogengeschäften eintreiben wollten, müssen sich seit Mittwoch (27. April) vor der Jugendkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzender Richterin Heike Will verantworten. Staatsanwältin Barbara Miller wirft ihnen besonders schwere räuberische Erpressung, gefährliche Körperverletzung und versuchte Nötigung in Mittäterschaft vor, dazu teils weitere Delikte.
Drohungen mit einer Bierflasche
Der Kernpunkt der Anklage gilt dem Geschehen am Morgen des 4. Oktober 2020. Zunächst erhielt der Geschädigte einen Anruf, man werde wegen des Geldes bei ihm vorbeikommen. Als dieser nicht sofort herauskam, drohte man, eine Bierflasche in ein Fenster zu werfen.
Der „Schuldner“ gab nach. Vor dem Haus hielt ihn ein 33-Jähriger fest, während ein 22-Jähriger dem 17-Jährigen, der schon 50 Euro übergeben hatte, mehrmals eine leere Bierflasche auf den Kopf schlug. Man wolle noch 3200 Euro haben, hieß es laut Anklage. Der Nebenkläger erwiderte, er müsse seine Mutter fragen, ob diese ihm den Betrag leihen würde.
Gemeinsam gingen alle in die Wohnung. Im Flur soll der 22-Jährige den von dem 33-jährigen Angeklagten fixierten Geschädigten mit Fäusten gegen den Kopf gedroschen haben. Dann soll der mutmaßliche Haupttäter dem Opfer ein langes Brotmesser fest an den Hals gedrückt haben. Eine Hautverletzung war die Folge. Der 22-Jährige forderte den „Schuldner“ auf, sich hinzuknien und ihm die Schuhe zu küssen. Der 33-Jährige filmte die Szene – in der der 17-Jährige jedoch auf die Schuhe des 22-Jährigen spuckte. Er bekam erneut das Messer an den Hals, dazu noch eine Ohrfeige.
Mit dem Tod der Mutter gedroht
Die Mutter werde umgebracht, wenn man das Geld nicht kriege, drohte der 22-Jährige. Er holte gemäß Staatsanwaltschaft ein anderes Messer aus der Küche und setzte es an die Kehle des Nebenklägers. Mehrmals während des Geschehens wurde auf einen anderweitig verfolgten Mann verwiesen, der sie geschickt habe, um sein Geld einzutreiben.
Mehrere Male telefonierte der 17-Jährige auf der Suche nach Geld und kündigte schließlich an, es werde zum Rathausplatz gebracht. Dort kam die Mutter des 17-Jährigen hinzu, kurz darauf eine Streife der Polizeiinspektion Grassau, gerufen vom Onkel des Opfers bei den vorherigen Telefonaten – in arabischer Sprache, die die anderen nicht verstanden.
Der inzwischen 18-jährige Nebenkläger wird am 4. Mai im Zeugenstand über das Geschehen berichten. Er hatte damals neben der kleinen Wunde am Hals eine Gehirnerschütterung, eine Wirbelsäulenverstauchung, Kopfprellungen, einen Bluterguss am Auge und eine Brustprellung erlitten.
In der Anklageschrift geht es um weitere Vorwürfe gegen den 22-Jährigen wie Drohungen gegen einen weiteren Mann via Instagram, einen Angriff in Kolbermoor mit einem Schuhtritt in das Gesicht eines anderen Geschädigten sowie der Verkauf von Drogen an einen Minderjährigen. Dem 20-Jährigen liegt außerdem der Besitz von Marihuana zur Last.
22-Jähriger teilgeständig
Am Mittwoch (27. April) machte zum Hauptpunkt der Anklage einzig der teilgeständige 22-Jährige Angaben. Er behauptete allerdings, keine Messer eingesetzt zu haben. Was die anderen in der Wohnung und auf dem Parkplatz gemacht hätten, habe er nicht gesehen. Sie seien ja hinter ihm gestanden, meinte er.
Der Prozess wird am 4., 11., und 17. Mai in Traunstein fortgesetzt.