Was ein Rosenheimer Kinderarzt Eltern zur Maskenpflicht für Grundschüler sagt
- VonAnna Hausmannschließen
Bei der Maskenpflicht für die Rosenheimer Grundschüler scheiden sich die Geister. Es hagelt Protest bei den Behörden, die Entrüstung ist bei vielen Eltern groß. Gegenwind kommt von einem Experten: Kinderarzt Otto Laub befreit Kinder nur in seltenen Ausnahmen von der Maskenpflicht.
Rosenheim – Auch im Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim sind bereits eine Reihe Beschwerden eingegangen, wie eine Sprecherin bestätigte. Hauptkritikpunkt: die Verschärfung der Maskenpflicht an den Grundschulen.
Wir haben beim Gesundheitsamt noch einmal nachgehakt, welche Regeln nun genau gelten: Für Grundschüler ist diese Woche noch die Mund-Nasen- Bedeckung auch im Unterricht verpflichtend. Ausnahmen: Die Maske darf abgenommen werden, wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern eingehalten wird, etwa auf dem Pausenhof oder beim Sportunterricht im Freien.
Befreiung nur in Ausnahmefällen
In Ausnahmefällen könnten Kinder auch von der Maskenpflicht befreit werden, etwa aus gesundheitlichen Gründen (ärztliches Attest). Das Gesundheitsamt weist darauf hin, dass Kinder bis zum sechsten Geburtstag noch keine Maske tragen müssen. Das Abnehmen der Maske sei zudem beim Essen und Trinken erlaubt, insbesondere in der Pause. Und: Die Maske ist laut Gesundheitsamt auch in Schulhorten ein Muss.
Ansturm bei Kinderarzt Otto Laub
Einen Ansturm aufgebrachter Eltern von Grundschülern vermeldet der Rosenheimer Kinderarzt Otto Laub mit Praxis in Happing. Täglich fragten in seiner Praxis 20 bis 30 Eltern wegen eines Attests für ihre Kinder an, um diese von der Maskenpflicht zu befreien. Viele stoßen allerdings auf taube Ohren.
Laub hat bisher nur vier Befreiungen ausgestellt: für Asthmatiker im Sportunterricht. Der Arzt, der Vorstandsmitglied des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte und Vorsitzender des Praxisnetz-Verbunds „Paednetz Bayern“ (Pädiatrie/Kinderheilkunde) ist, erklärt: „Jeder Körper hat ein Frühwarnsystem, sollte er tatsächlich zu wenig Sauerstoff bekommen, würde jeder mit Maske eine Schnappatmung bekommen.“ Unter der Mund-Nase-Bedeckung bekomme man genügend Luft.
Laub: „Maske ist unerlässlich“
Die Studien der Maskengegner, die Gegenteiliges behaupteten, genügen nach Ansicht von Laub nicht den wissenschaftlichen Anforderungen. „Eine Maske ist beschwerlich, aber in bestimmten Regionen ist sie unerlässlich.“ Sie diene zum Schutz der Mitmenschen. „Ich verstehe, dass Eltern sich gegen diese Maske wehren.“ Doch hier gelte Vorsicht: Zu leicht könnten Kinder das Verhalten der Eltern nachahmen. „Diese Diskussion kann Klassen spalten.“
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Brandbrief: Antwort des Ministeriums
Eine Reaktion gibt es nun inzwischen vom Bayerischen Kultusministerium auf den Brandbrief, den der Gemeinsame Elternbeirat (GEB) Rosenheim vor Schulstart an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verfasst hatte. Die Elternbeiratsvorsitzende Bettina Toptchiyski ist enttäuscht, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung erklärte: „Unsere Forderungen sind in dem Schreiben nicht berücksichtigt worden.“
Das fordern die Eltern
In dem Brandbrief hatten die Eltern verlangt, dass die Verantwortlichen des Schulsystems Maßnahmen für Schüler und Eltern ergreifen, die „zurück zum normalen Leben“ führen. Die Maske, so damals in dem Schreiben, schütze aus medizinischer Sicht unzureichend gegen Viren. Statt dem Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung hatten die Väter und Mütter vorgeschlagen, Luftreinigungsgeräte und durchsichtige Plexiglasscheiben als Abtrennung auf Schülertischen bereitzustellen.
Die Antwort des Ministeriums sei ernüchternd. „Das hätten sie sich auch sparen können“, findet die Vorsitzende. Im Antwortschreiben vom 14. September hieß es, es hätten umfangreiche Abstimmungen mit dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie Vertretern der Schulgemeinschaft stattgefunden.
Gespräche mit den Eltern
Des Weiteren ein Verweis auf den neuen Rahmenhygieneplan. Dieser sieht strengere Maßnahmen vor, wenn die Fallzahlen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen weiter steigen. „Wir haben nun vereinbart, noch einmal ausführliche Gespräche mit den Eltern zu führen.“ Danach wolle man über das weitere Vorgehen sprechen. Toptchiyski weiter: „Ich habe Rückmeldungen von Eltern, die sich an verschiedene Ämter gewandt haben. Sie werden einfach nur abgewimmelt.“ Die Eltern fühlten sich nicht geachtet und ernstgenommen.
Vorbereitungen für Demo laufen
Gleichzeitig laufen die Vorbereitungen für die Demonstration gegen die Maskenpflicht an Schulen weiter, die Toptchiyski und weitere Eltern als „Bündnis Rosenheimer Eltern“ für Samstag von 14 bis 16 Uhr in Rosenheim angemeldet haben. Ob die Demonstration wie gewünscht am Max-Josefs-Platz stattfinden kann, wird Donnerstag in einem Kooperationsgespräch zwischen Veranstaltern, Polizei und dem Ordnungsamt der Stadt entschieden.