So steht es um die Kriminalität in der Region
Mehr Straftaten und „nie war die Gefahr so groß, Opfer im virtuellen Raum zu werden!“
- VonSascha Ludwigschließen
Mehr Verkehrsunfälle, mehr Drogen-Vergehen, mehr Internet-Kriminalität: Im jährlichen Sicherheitsbericht wirft das Polizeipräsidium Oberbayern Süd einen Blick auf alle Straftaten, die 2022 in der Region verübt wurden. Wo es besonders sicher ist und wo sich die Vorfälle häufen.
Rosenheim/Region Oberbayern Süd - „Erwartungsgemäß sind nach der Corona-Pandemie die Anzahl der Straftaten 2022 angestiegen. Dennoch können wir sagen: Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd leben die Bürgerinnen und Bürger sicher!“ richtet Polizeipräsident Manfred Hauser seinen Blick auf die jährliche erscheinende Kriminalstatistik - die seine Dienststelle in Form eines Sicherheitsberichts auf die Region herunterbricht. Genau 59.366 und somit knapp 5000 mehr Straftaten als noch im Vor-Corona-Jahr 2019 registrierten die Beamtinnen und Beamten im Zuständigkeitsbereich. Und dennoch: „Vor allem freut mich, dass wir erneut eine sehr hohe Aufklärungsquote erreichen konnten“, so Manfred Hauser. Nur jede vierte Straftat - also rund 25 Prozent blieb bislang ungeklärt. Der Bayernweite Durchschnitt liegt hier merklich höher; im Freistaat bleiben 32,3 Prozent aller Fälle ohne Aufklärung.
„Heiße Pflaster“ Rosenheim und Altötting - Mühldorf, Traunstein und Berchtesgaden unter dem Schnitt
In allen Landkreisen der Region verzeichnet die Polizei dabei einen Anstieg bei den Fallzahlen. Deutlich über dem Bayernweiten Schnitt von 10,4 Prozent Zuwachs liegt die Stadt Rosenheim. Satte 26,4 Prozent und somit knapp über 1000 mehr Straftaten im Vergleich zum Vorjahr wurden bei den Beamten im Jahr 2022 dort angezeigt. Knapp dahinter - mit einem Plus von 16,1 Prozent und rund 600 mehr Fällen - rangiert der Landkreis Altötting. Unter dem bayerischen Schnitt liegen alle anderen, heimischen Regionen. Auf das gesamte Zuständigkeitsgebiet des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd betrachtet ergibt sich somit ein Zuwachs von 7,5 Prozent. „Erfolgreiche Sicherheitsarbeit setzt immer auch eine sehr gute Zusammenarbeit der Polizei mit den Sicherheitsbehörden voraus. Hierfür werden wir uns auch zukünftig mit großem Engagement einsetzen, “ ergänzt Manfred Hauser.
Im Rahmen des Sicherheitsberichts 2022 gehen Manfred Hauser und Polizeivizepräsident Frank Hellwig auch ganz gezielt auf die verschiedenen Deliktsfelder sowie Phänomenbereiche der regionalen Kriminalität ein. Und ziehen interessante Schlussfolgerungen: Den stärksten Zuwachs beobachten die Beamten im Bereich der Internet-Kriminalität. „Der Anstieg der Zahlen im Bereich Tatmittel Internet ist ein weiterer Hinweis darauf, dass sich die Kriminalität in den letzten Jahren immer mehr in die digitale Welt verlagert hat. Verstärkt wurde dies auch durch die Corona-Pandemie. Noch nie war die Gefahr so groß, Opfer im virtuellen Raum zu werden!“ folgert Manfred Hauser. Beim sogenannten Callcenter-Betrug - besser bekannt unter den Begriffen „Enkeltrick“, „Falscher Polizeibeamter“ oder „Schockanruf“ - stieg im Jahr 2022 der finanzielle Schaden in der Region um knapp 300 Prozent auf rund 2,4 Millionen Euro.
Analog dazu stiegen auch die gemeldeten Fallzahlen, gleich ob versucht oder vollendet, drastisch an. Dem „Tatmittel Internet“ rechnet die Polizei insgesamt 2110 Fälle zu - 423 Fälle mehr als noch im Vorjahr. Die Aufklärungsquote konnte in diesem Bereich jedoch seitens der Polizei ebenfalls gesteigert werden. 84,2 Prozent aller Fälle gehen den Beamten ins Netz, so Hauser. „Wir haben darauf reagiert und bereits vor einigen Jahren Kommissariate Cybercrime eingerichtet. Damit können wir jedoch keine Straftaten verhindern. Wir appellieren daher an alle Bürgerinnen und Bürger: Seien Sie vorsichtig bei Onlinegeschäften! Seien Sie auch vorsichtig mit der Herausgabe persönlicher Daten! Und falls Sie doch Opfer einer Internetstraftat wurden: Trauen Sie sich, Anzeige zu erstatten!“
Deutlicher Anstieg bei Einbrüchen in Gewerbe und Privathäuser - doch auch zahlreiche Erfolge
Knapp 300 Notrufe bearbeitete die Einsatzzentrale im Jahr 2022 pro Tag - einen Notruf alle vier Minuten. In der Spitze liefen bis zu 1600 Meldungen täglich an den Telefonen ein. Die Zahl der Einsätze stieg auf 479 im Tagesdurschnitt - insgesamt also auf 174.861. Neben der Internetkriminalität beschäftigt die Polizistinnen und Polizisten des Präsidiums insbesondere Einbrüche in gewerbliche Objekte (+62,4 Prozent), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (+29,3 Prozent), Diebstahlsdelikte (+27,0 Prozent), Wohnungseinbruchdiebstahl (+21,2 Prozent) und die sogenannte Straßenkriminalität (+19,1 Prozent). Mit Initiativen zur Vorbeugung von Einbrüchen wie beispielsweise „Vorbeugen schafft Sicherheit“ und speziell geschulten, kriminalpolizeiliche Fachberatern in anderen Bereichen will das Präsidium aber auch hier künftig noch stärker gegensteuern.
Erfreulich dagegen, dass es die Polizei auch im Jahr 2022 wieder geschafft hat, Erfolge in zahleichen Bereichen der Kriminalität zu erzielen. So sanken die Fallzahlen bei den Straftaten etwa in Hinblick auf die Gewaltkriminalität. Insbesondere bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen konnte - auch dank einer sehr guten Aufklärungsquote von knapp 85 Prozent - ein Rückgang von rund 6 Prozent beobachtet werden. Knapp 17 Prozent weniger Fälle notierte das Präsidium bei der politisch motivierten Kriminalität (kurz: PMK). So wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd insgesamt 867 Reichsbürger (2021: 887; 2020: 782) registriert. Mit Beginn des Angriffskriegs Russland auf die Ukraine Ende Februar 2022 wurde jedoch ein massiver, exponentieller Anstieg an Veranstaltungen und spontanen Kundgebungen im gesamten Bundesgebiet - und damit auch in der Region - angezeigt. So stiegen die Fälle von politisch motivierter Kriminalität mit ausländischer Ideologie um satte 4000 Prozent.
Viele alltägliche Aufgaben aber auch außergewöhnliche Herausforderungen gemeistert
Auch auf den Straßen der Region ergaben sich im vergangenen Jahr interessante Veränderungen: Während die Polizei einen deutlichen Anstieg um 18,1 Prozent bei den alkoholbedingten Verkehrsunfällen feststellte, nahmen die Unfälle mit Ursache von überhöhter Geschwindigkeit um 7 Prozent ab. Stark gestiegen sind indes Bedrohungen im Straßenverkehr (+86,7 Prozent) und auch verbotene Kraftfahrzeugrennen (+18,6 Prozent); rückläufig dagegen Beleidigungen (-1,6 Prozent), Nötigung (-0,7 Prozent) und gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr (-3,0 Prozent).
Besonders gefordert war die Polizei aus der Region im Jahr 2022 darüber hinaus bei zahlreichen Sonder-Lagen: Bei einem der größten Einsätze in der Geschichte der Bayerischen Polizei auf Schloss Elmau verrichteten so etwa rund 10.000 Einsatzkräfte ihren Dienst zur Absicherung der Staatsvertreter am G7-Gipfel. Kurz vorher kam es auf der Bahnstrecke Garmisch-Partenkirchen -
Oberau auf Höhe Burgrain zu einem schrecklichen Bahn-Unglück. Ein Regionalzug entgleiste - es kamen fünf Personen ums Leben,
68 Personen wurden teilweise schwer verletzt. Und auch das Gewaltverbrechen im Fall Hanna in Aschau hielt das Präsidium über Monate auf Trab.
Während nach zwei Jahren Corona das öffentliche Leben im Jahr 2022 also weitestgehend wieder geregelt Einzug in die Region hielt, blickt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf ein insgesamt gestiegenes Einsatzaufkommen zurück. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie und ohne Berücksichtigung ausländerrechtlicher Straftaten wie zum Beispiel unerlaubte Einreisen oder Aufenthalte, zeigte sich die Rosenheimer Polizeiführung mit dem Ergebnis der Statistik zufrieden. Mehr noch: Polizeipräsident Manfred Hauser ist von der „hervorragenden Sicherheitsarbeit beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd“ überzeugt; und weiter: „Für Ihr Recht auf ein Leben in Freiheit und Sicherheit in unserer traumhaft schönen Gegend werden sich [meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter] mit ihrer ganzen Kraft und ihrem gesamten Sachverstand einsetzen.“