Flötzinger Brauerei als Vorreiter
Kleine Werkstatt für Reparaturen: Rosenheim bekommt fünf weitere Fahrradservicestationen
- VonAnna Heiseschließen
Luft aufpumpen, Schrauben festdrehen oder Reifen wechseln: Die Radservicestation an der Herzog-Heinrich-Straße bietet Möglichkeiten für kleine Reparaturen. Jetzt sollen fünf weitere Stationen im Stadtgebiet aufstellt werden – und das, obwohl die Verwaltung eigentlich andere Pläne hatte.
Rosenheim – Manche Dinge brauchen Zeit. Davon ist Franz Lukas überzeugt. Und anders könnte sich der Grünen-Stadtrat wohl auch nicht erklären, warum es fast acht Jahre dauerte, bis man in der Stadt erkannt hat, dass es Radservicestationen braucht. „Wir haben bereits im März 2014 einen Antrag gestellt“, sagte Lukas während einer Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsauschusses.
Doch passiert ist seitdem nichts. Bis die Flötzinger Brauerei um Geschäftsführer Lorenz Stiglauer die Sache selbst in die Hand genommen hat und direkt vor der Brauerei eine Radservicestation aufgestellt hat. Fast acht Monate später zieht der Geschäftsführer ein durchweg positives Fazit: „Die Fahrradstation wird sehr gut angenommen. Viel mehr als ich erwartet habe.“ Und zwar von allen Altersklassen. Er spricht von Schulkindern und Senioren, die kleinere Arbeiten an ihrem Rad vornehmen, und Eltern, die ihre Kinderwagenreifen aufpumpen.
Antrag im September
Weil auch Abuzar Erdogan, Fraktionsvorsitzender der SPD und Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU, von der Station begeistert sind, stellten sie im September einen Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) und setzen sich dafür ein, dass weitere Radservicestationen aufgestellt werden.
Anteil des Radverkehrs erhöhen
„Rosenheim hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil des Radverkehrs innerhalb der nächsten Jahre deutlich zu erhöhen“, heißt es in dem Antrag. Neben der Integration gut ausgebauter Radwege müssten hierzu auch Maßnahmen im Bereich „Service und Infrastruktur“ ergriffen werden. Radservicestationen seien hier ein erster Schritt. Zumal sich die Flötzinger Brauerei laut Antrag bereit erklärt hatte, weitere fünf Anlagen zu finanzieren und diese Rosenheim zur Aufstellung im Stadtgebiet zur Verfügung zu stellen.
Verschiedene Modellvarianten ausgewählt
„Wir haben den Antrag geprüft und die Aufstellung von Fahrradservicestationen generell für sinnvoll befunden“, heißt es aus dem Rathaus. Wichtig sei der Verwaltung dabei vor allem die Gestaltung, die einen „großen Einfluss auf das Stadtbild“ habe.
In Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt habe man nicht nur verschiedene Modellvarianten ausgewählt, sondern sich auch auf eine Farbe geeinigt. „Die Korpusgrundfarbe ist anthrazit, vorzugsweise umbragrau, die Schriftfarbe soll in Weiß gehalten werden“, teilt die Verwaltung mit. Wie der Sponsoringhinweis letztendlich aussehen soll, müsste noch mit der Flötzinger Brauerei abgestimmt werden.
Caritas kümmert sich um Wartung
Um die Wartung der Anlagen will sich die Caritas kümmern. Die konkreten Rahmenbedingungen und sich daraus ergebenden Kosten stünden noch nicht fest. Vorstellbare Standorte seien am Bahnhof oder Riedergarten. Während der Sitzung schlug die Verwaltung vor, eine Servicestation an einem dieser beiden Standorte aufstellen zu lassen und zu testen, wie sie von der Bevölkerung angenommen wird. In diesem Zusammenhang würde man auch einen Eindruck davon bekommen, ob Vandalismus zum Problem wird.
„Ich verstehe nicht, warum wir einen Test zum Test machen müssen“, sagte Herbert Borrmann. Auch das Vandalismus-Argument sei für ihn nicht ausschlaggebend. „Sonst könnten wir in der Stadt überhaupt nichts mehr machen. Ein gewisses Risiko ist immer da.“
Keine Spur von Vandalismus
Zumindest bei der Service-Station vor der Flötzinger Brauerei gibt es hier keinerlei Probleme. „Vandalismus erschöpft sich bisher im gelegentlichen Abstellen einer leeren Bierflasche zu später Nachtstunde auf der Station. Ansonsten hat sie keinen einzigen Kratzer“, sagt Lorenz Stiglauer.
Drei Säulen in der Innenstadt
Auch Erdogan hatte für die Argumentation der Verwaltung wenig Verständnis. Zumal man am Beispiel der Brauerei sehe, dass die Station angenommen werde. Er schlug vor, drei Säulen in der Innenstadt aufzustellen, auch der Mangfall- und Inndamm seien als Standort sinnvoll. Stationen rund um die Schulen, gegenüber vom Lokschuppen oder am Stadtjugendring wären laut Borrmann auch keine schlechte Idee.
Fairtrade-Ziele als Gestaltungsoption?
Judith Kley-Stephan (Grüne) regte an, darüber nachzudenken, ob man nicht auch Automaten mit Fahrradschläuchen an den Stationen anbringen könnte. Beate Burkl (Freie Wähler/UP) wünschte sich zudem, dass auf den Säulen die Nachhaltigkeitsziele der Fairtrade-Stadt angebracht werden.
Einstimmig sprachen sich die Stadträte letztendlich dafür aus, dass die Verwaltung – anders als vorgeschlagen – selber fünf Vorschläge erarbeitet und dem Gremium bekannt gibt. Die Umsetzung soll noch in diesem Jahr erfolgen.