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Jenseits der Rosenheim-Cops: Rainer Pastätter verrät seine Vorstellungen für die Zukunft der Stadt

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Von: Jens Kirschner

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„Handel ist Wandel“, findet Rainer Pastätter, der neue Vorsitzende des Rosenheimer City-Managements.
„Handel ist Wandel“, findet Rainer Pastätter, der neue Vorsitzende des Rosenheimer City-Managements. © Sautter

Er will die Stadt über mehr definieren als über Eishockey und die Rosenheim-Cops. Mit diesen markigen Worten stellte sich Rainer Pastätter als Vorstandsvorsitzender des Rosenheimer City-Managements zur Wahl. Der gebürtige Rosenheimer sieht in der Stadt Potenzial, das es auszuschöpfen gilt.

Rosenheim – Der Franchisegastronom und Unternehmensberater Rainer Pastätter steht nunmehr seit einem Monat dem Rosenheimer City-Management vor. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen verrät der Unternehmer, welche Ideen er gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen für die Stadt verwirklichen will und welche Außendarstellung er sich künftig für Rosenheim wünscht, damit die Stadt weiter floriert.

Als Nachfolger Paul Adlmaiers treten Sie als Vorsitzender des Rosenheimer City-Managements in große Fußstapfen. Was reizt sie an diesem Ehrenamt?

Rainer Pastätter: Vor etwa sechs Jahren ist Paul Adlmaier auf mich zugekommen und fragte, ob ich mich nicht ehrenamtlich engagieren möchte. Das schöne bei der Vorstandsarbeit am City-Management ist: Man kann sich mit überschaubarem Aufwand für Rosenheim einbringen und seinen Teil dazu beitragen, die Stadt mitzugestalten. Hinzu kommt: Ich liebe Rosenheim einfach sehr und bin schlichtweg daran interessiert, dass die Stadt moderat wächst und sich weiter entwickelt.

Gibt es denn schon erste Vorstellungen, was man in der Zeit nach Corona machen könnte?

Pastätter: Mit unseren neuen Projekten wollen wir durchaus im Bereich Kultur bleiben. Wir sehen ja: Das Sommerfestival der Stadt wie auch unser Rosenheimer Spektakel kommen bei den Menschen gut an.

Also will sich das City-Management auf den Bereich Kultur konzentrieren.

Pastätter: Nicht nur. Wir wollen auch den Bereich Sport und Bewegung fördern und hierfür mit den Vereinen in Kontakt treten. An den Bereichen Sport Kultur, aber auch Einkaufsstadt wollen wir dran bleiben. Dazu gehören auch die vier verkaufsoffenen Sonntage in Rosenheim. Wir wollen aber auch den Studenten in Rosenheim etwas anbieten. Die Studenten brauchen nicht nur eine Gastro- und Kneipenkultur, sondern auch eine gewisse Aufenthaltsqualität.

Stichwort Aufenthaltsqualität. Derzeit können sich die Anwohner der Wein- und Adlzeitreiterstraße dazu äußern, ob dort eine neue Fußgängerzone entsteht. Welche Meinung vertreten Sie in dieser Sache?

Pastätter: Ich habe hier eine eigene Position, die aber noch nicht mit dem Vorstand abgestimmt ist. Man sieht es am Ludwigsplatz. Dort war seinerzeit auch strittig, ob man hier eine Fußgängerzone einrichten soll. Aber man sieht ja: An Ende sind doch alle happy – nicht alle, aber die meisten.

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Sehen Sie Rosenheims Innenstadt denn künftig autofrei?

Pastätter: Das nicht. Hier vertrete ich den Ansatz: Lasst alle leben. Viele Dinge werden sich von alleine ergeben. Allein durch die Verkehrssituation und die Staus in Rosenheim wird wohl der ein oder andere darüber Nachdenken, ob er das Auto in der Innenstadt nutzt oder nicht. Aber man braucht in einem Landkreis wie Rosenheim mit seinen rund 300 000 Einwohnern durchaus die vier großen Straßen, welche die Leute in die Stadt bringen. Diese muss man mit ihren Fahrzeugen dann auch unterbringen: an der Loretowiese und in den Parkhäusern. Ich bin auch für freies Parken auf der Loretowiese.

Ihr Vorgänger mahnte, die Innenstädte nicht vorzeitig für tot zu erklären und neben Geschäften und Gastronomie auch Ärzte und Dienstleister in die City zu locken. Teilen Sie diese Auffassung?

Pastätter: Ich bin grundsätzlich ein Gegner von Leerstand. Natürlich können leere Flächen nicht allesamt mit Handyläden und Gastronomie gefüllt werden. Es braucht einen Mix. Aber: „Handel ist Wandel.“ Hier wird es neue Konzepte geben. Gott sei Dank hat Rosenheim hier einen Vorteil gegenüber anderen Städten: Wir sind immer noch in der Situation, dass leere Flächen nicht allzu lange ohne Mieter bleiben. Dennoch: Es braucht eine Mischung aus stationärem Handel und Versand.

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Das bedeutet konkret?

Pastätter: Etwas, von dem ich selbst am besten reden kann: Wir wären heute ohne Lieferservice tot. Früher hatte dieser einen Anteil von zehn Prozent meines Umsatzes ausgemacht. Heute sind es schon mehr als 30 Prozent. Ein Lieferservice wird auch für den Handel nicht mehr wegzudenken sein. Das betrifft auch die kleinen Geschäfte. Zumal man wohl künftig für das Onlinegeschäft nichts mehr selbst entwickeln musst. Hierfür gibt es Dienstleister, die einen Webshop betreuen, die Waren im Geschäft abholen und teilweise innerhalb von 30 Minuten zum Kunden bringen.

Wofür braucht es dann noch den stationären Handel?

Pastätter: Die Leute wollen ja trotzdem flanieren und die Waren im Geschäft anschauen, um sie drei Tage später zu bestellen. Deswegen wird die Stadt nicht sterben, aber man muss darauf achten, dass die Innenstadt eines Tages nicht nur aus Gastronomie besteht. Ich glaube, dass die Flächen in der Rosenheimer Innenstadt attraktiv bleiben.

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Paul Adlmaier wünschte sich zum Abschied von Rosenheims Verwaltung und Politik mehr „Mut zur Veränderung“. Er monierte zum Beispiel Bebauungspläne, die schon seit mehreren Jahrzehnten unangetastet geblieben seien. Auf der anderen Seite gibt es Kritik, Rosenheim lasse zu viele Bauprojekte zu, die nicht in die Quartierte passten. Wo sehen Sie hier einen Mittelweg?

Pastätter: Grundlegend glaube ich, dass Rosenheim wachsen muss. Wir haben eine neue politische Situation mit einer Koalition aus CSU und SPD im Stadtrat. Beide Fraktionen standen sich früher jahrelang gegenüber. Nun steht man beieinander. Auch mit der neuen Führung unter Andreas März wird sich in der Stadtverwaltung etwas ändern. Und dort muss sich in der Tat etwas ändern.

Was konkret?

Pastätter: Stadtverwaltung und politische Führung müssen zusammenkommen. So hat unserer Geschäftsführerin immer mal wieder den Eindruck, dass neue Ideen zwar willkommen sind, sich deren Umsetzung aber meist eher schwierig gestaltet, weil sich später Vorbehalte gegen einzelne Punkte herauskristallisieren. Dies müssen wir aufbrechen, das ist unsere Aufgabe. Hier sehe ich mich als Mittler.

Um auf die vermeintlichen Bausünden in Rosenheim zurückzukommen. Gibt es denn überhaupt einen Kompromiss?

Pastätter: Das wird schwierig. Nehmen wir mal ein neues Rosenheimer Quartier, das ich mir jüngst angeschaut habe: das Kathrein-Viertel. Historisch ist das Areal sicher bedeutend, aber die Ideen, die ich gesehen habe, sind zu befürworten. Mit den notwendigen Parkplätzen, die es auch oberirdisch braucht, nicht nur in Tiefgaragen. Ich glaube, dass solche Quartiere der Stadt Rosenheim schon am Ende des Tages helfen. Sicherlich haben wir in der Stadt auch ein paar Bausünden. Fairerweise muss man aber auch sagen: Alles lässt die Stadt Rosenheim nicht zu. Das hat man am Mittertor gesehen, wo eine Aufstockung nicht genehmigt wurde. Ich glaube, dass Stadtverwaltung und Politik am Ende doch aufpassen, dass nicht zu viele Bausünden entstehen.

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Als Sie sich als neuer Vorsitzender vorstellen, sagten Sie, Rosenheim solle sich nicht nur über die Rosenheim-Cops oder Eishockey definieren. Wie denn sonst?

Pastätter: Das Sommerfestival wie auch das Rosenheimer Spektakel sind hierfür gute Beispiele. Auch das Rosenheimer Stadtfest, das zwar bekannt ist, jedoch nicht über die Stadtgrenzen hinaus. Hier wird die Aufgabe des City-Managements sein, solche Veranstaltungen auszubauen. Auch über eine Förderung der Hochschule sollte Rosenheim als Studentenstadt bekannter werden. Kulturell will ich jetzt nicht Freiburg oder Bamberg haben. Es braucht ein moderates Wachstum. Sonst werden die Bürger das am Ende des Tages auch nicht mitmachen.

Welches Gesicht würde Rosenheim also stehen?

Pastätter: Rosenheim sollte bekannt sein als Kultur-, Einkaufs-, Studenten- wie auch Sportstadt. Diese vier Säulen sollte man hervorheben.

Was gilt es nun,zuerst anzupacken?

Pastätter: In dieser Woche haben wir unsere konstituierende Vorstandssitzung, anschließend gehen wir zwei, drei Tage in Klausur. Dort machen wir uns Gedanken: Was können wir anders, was können wir besser machen? Und: Welche Ideen gibt es, um über das Jahr 2022 hinwegzuschauen? Derzeit kann man ja noch nicht mit großen Aktionen planen, aber wir wollen uns zumindest gemeinsam überlegen, wie wir die Zukunft gestalten wollen. Und diese sehen wir eher 2023, wenn wieder eine gewisse Normalität eingetreten ist.

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