Verbesserung der öffentlichen Anbindung
Grüne diskutieren Beitritt der Rosenheimer Region zum Münchner Verkehrsverbund
- VonJohannes Thomaeschließen
Der Ortsverband der Grünen Rosenheim sprach auf seiner Veranstaltung über das Thema: „Rosenheim im MVV – ein Beitrag zur Verkehrswende“. Um die Konkurrenzfähigkeit öffentlicher Verkehrsmittel gegenüber dem Auto zu verbessern, sei ein einheitliches Tarifsystem und aufeinander abgestimmte Fahrpläne nötig.
Rosenheim – Spezialistenwissen und Personaldecke – das sind für den Grünen Landtagsabgeordneten Dr. Markus Büchler, der auch Mobilitätssprecher der Landtagsfraktion ist, zwei entscheidende Stichworte, die für einen Beitritt der Region zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) sprechen. Er war Gast bei einer Veranstaltung des Ortsverbandes Rosenheim der Grünen mit dem Thema „Rosenheim im MVV – ein Beitrag zur Verkehrswende“.
Einheitliches Tarifsystem und aufeinander abgestimmte Fahrpläne
Für den Abgeordneten ist der Dreisatz klar: Eine Verkehrswende weg von privaten Fahrzeugen, hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es in der Region nur, wenn er attraktiver als heute ist. Das heißt unter anderem ein einheitliches Tarifsystem und aufeinander abgestimmte Fahrpläne. Das aber sind, wie er sagte, hochkomplexe und herausfordernde Aufgaben, die nur von großen Zusammenschlüssen wie dem MVV zu bewältigen sind, die das nötige Personal und vor allem die entsprechenden Spezialisten haben. „Die wenigen Leute, die Stadt und Landkreis dafür bereitstellen könnten, können das nicht stemmen.“ Um eine bessere Vorstellung vom Istzustand und damit auch vom Umfang der Verbesserungsmaßnahmen zu geben, die nötig wären, nahm Victoria Broßart von den Grünen, die rund vierzig Besucher der Veranstaltung zu Beginn auf eine virtuelle Reise von der Rosenheimer Rechenauerstraße nach Amerang. Viele verschiedene Transportunternehmen wie Busse und Bahn, immer wieder neue Fahrkarten und vor allem: Drei Stunden und 19 Minuten Fahrzeit, für eine Strecke, die mit dem Auto etwa in einer halben Stunde zurückzulegen ist. Die Dauer vor allem verursacht, weil die Fahrpläne nicht aufeinander abgestimmt sind, dass es immer wieder zu langen Wartezeiten kommt.
Konkurrenzfähigkeit zum Auto verbessern
„Gäbe es eine Fahrplan-Abstimmung, wäre die Fahrtdauer auf eine dreiviertel Stunde reduziert – und damit finge die Sache an, gegenüber dem Auto konkurrenzfähig zu werden“. Ein Ziel, das über einen Beitritt zum MVV und dem Zugang zum dortigen Wissen und der vorhandenen „manpower“ zu erreichen wäre, wie Büchler und Broßart meinen. Sie machten allerdings auch deutlich, was sich durch einen Beitritt nicht automatisch verbessern würde: Es gäbe nicht mehr Fahrzeuge, auch kein schnellerer Austausch durch neue, barrierefreie Busse und auch die Taktfrequenz auf den einzelnen Busstrecken würde sich nicht von vornherein erhöhen. Diese Punkte aber sind wesentlich für die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs.
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„Gibt man infolge eines Beitritts nicht viel Geld aus, ohne in entscheidenden Bereichen eine Verbesserung zu erreichen?“, ist eine Frage, die viele Skeptiker eines Beitritts umtreibt, auch im Stadtrat wie Sonja Gintenreiter, dort Fraktionssprecherin der Grünen, in einem Redebeitrag erläuterte. Für Broßart und Büchler ist das zu kurz gedacht. Ihrer Meinung nach wird der Beitritt zum MVV nicht sofort in allen Problembereichen Verbesserungen ermöglichen, aber die Voraussetzungen dafür schaffen, dass in Zukunft auch diese Punkte erfolgreich angegangen werden können. Der öffentliche Nahverkehr in Bayern sei über viele Jahre hinweg zum Teil sehr stiefmütterlich behandelt worden, meinte Büchler. Dass Verbesserungen, die lange unterblieben seien, jetzt Geld kosteten, sei klar. Aber es mache eben viel mehr Sinn, dieses Geld im Rahmen eines großen und schlagkräftigen Verbundes auszugeben und damit grundsätzlich angehen zu können, anstatt auf regionaler Ebene auf Einzelmaßnahmen beschränkt zu bleiben.
Allerdings scheint bislang nicht klar, wie viel Geld allein die Grundlage, also der Beitritt zum MVV, kostet. Ein genaues und belastbares Zahlenwerk erwartet man im Stadtrat im Laufe des Dezembers, wie Gintenreiter sagte. Eine Abstimmung über den Beitritt könne damit voraussichtlich zu Beginn des neuen Jahres erfolgen. MG