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Corona-Lage spitzt sich zu: Massiver Anstieg der Fallzahlen in der Region Rosenheim

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Von: Rosi Gantner

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Die Entwicklung der Corona-Lage in der Region Rosenheim.Klinger
Die Entwicklung der Corona-Lage in der Region Rosenheim.Klinger © -

Die Corona-Lage in der Region Rosenheim scheint sich in einen Flächenbrand zu verwandeln. Weg von kleineren Hotspots, die sich lokalisieren und nachverfolgen ließen. Das Gesundheitsamt spricht von einem exponentiellen Anstieg, der besorgniserregend sei. Die Kliniken sind in Alarmbereitschaft.

Rosenheim – „Die Lage spitzt sich zu, wir befinden uns aktuell mitten in der zweiten Welle und sehen eine rasante Ausbreitung des Infektionsgeschehens wie im März dieses Jahres“, mahnt Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim.

Stadt und aktuell (Stand 30. Oktober) auch der Landkreis liegen deutlich über der Inzidenz-Schwelle von 200. Weshalb seit Freitagabend um 21 Uhr (30. Oktober) der Lockdwon für Rosenheim, ab Montag, 2. November, der Zapfenstreich für den gesamten Landkreis gilt.

681 neue Corona-Fälle

Seit Ende vergangener Woche meldete das Gesundheitsamt 681 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim. Die 7-Tage-Inzidenz stieg seither von 115 in der Stadt und 65 im Landkreis (23. Oktober) auf zuletzt 247 und 200 (Stand 30. Oktober). Bisher sind insgesamt 4633 Fälle von Covid-19 in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis 3588, Stadt 1045).

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Regionale Hotspots sind neben der Stadt Rosenheim mit einem Zuwachs von 157 neuen Corona-Fällen binnen einer Woche die Städte Bad Aibling (+43) und Kolbermoor (+38) sowie die Gemeinden Kiefersfelden (+39) und Oberaudorf (+36). Ebenfalls deutliche Anstiege sind aus den Gemeinden Rohrdorf (+32) und Stephanskirchen (+28), aus Prien (+27), Riedering (+22), Söchtenau (+20) und Feldkirchen-Westerham (+21) zu vermelden.

Diese Gemeinden sind schwer betroffen

Zweistellige Zuwächse gibt es seit Ende vergangener Woche zudem in Schechen (+16), Großkarolinenfeld und Bad Endorf (jeweils +14), Bruckmühl (+12), Brannenburg (+11), Eggstätt und Wasserburg (je +10).

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Eine einstellige Zahl an Neuinfektionen hatten im Verlauf der Woche: Nußdorf, Prutting, Bad Feilnbach und Bernau (jeweils +8); Edling (+7); Vogtareuth, Flintsbach und Neubeuern (+6); Fradorf, Samerberg, Tuntenhausen und Rott (+5). Hinzu kommt eine ganze Reihe Gemeinden mit weniger als fünf Neumeldungen.

Die meisten Neuinfizierten unter 60 Jahre

Seit Juni liegt im Gegensatz zum Beginn der Pandemie der Schwerpunkt der Altersstruktur der positiv Gemeldeten bei Jugendlichen und Erwachsenen bis 60 Jahren. Personen ab 80 Jahren sind bislang laut Gesundheitsamt in der Region noch kaum betroffen. Mittlerweile wurde bei mindestens 3321 Personen eine Genesung dokumentiert.

Neue Todesfälle

Seit dem Lagebericht vor einer Woche sind vier weitere Personen im Landkreis mit einer Covid-19-Infektion verstorben. Insgesamt sind nunmehr 229 Personen an und mit Covid-19 gestorben (Landkreis 206, Stadt 23). 150 Verstorbene (+2 im Vergleich zur Vorwoche) waren über 80 Jahre alt.

Infektionsherde: privates Umfeld und Schulen

Die Infektionsherde macht das Gesundheitsamt überwiegend im privaten Umfeld und in Schulen aus. „Es kommt aber auch vereinzelt zu Superspreading-Ereignissen zum Beispiel durch private Feiern“, ergänzt Behördenleiter Hierl.

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Aus Sicht des Gesundheitsamtes sind die Schulen keine „Treiber der Pandemie“. Trotzdem komme es in Schulen zu einer Vielzahl von Infektionen mit Folgefällen. Zuletzt musste die Behörde an der Berufsschule 2 in Rosenheim kurzen Prozess machen – und aufgrund eines „unkontrollierbaren Ausbruchsgeschehens“ die Einrichtung schließen. Bis 15. November ist nun Distanzunterricht, also Heimunterricht, angeordnet. „Die Schulschließung war das einzig geeignete Mittel, um das Infektionsgeschehen zu stoppen“, so Hierl.

So steht es um die Nachverfolgung

Ist die Nachverfolgung der vielen Einzelfälle überhaupt noch möglich? Es falle zunehmend schwerer, die Quelle einer Ansteckung zu ermitteln und die Infektionsketten nachzuverfolgen, bekennt die Behörde. Trotz des Anstiegs versuche man, die Fälle weiterhin tagesaktuell telefonisch und schriftlich zu informieren und die Infektionsschutzmaßnahmen anzuordnen. „Es wird jedoch immer schwieriger, daran anschließend die engen Kontaktpersonen zeitnah zu kontaktieren.“ Das Personal des Gesundheitsamtes soll dazu in nächster Zeit aufgestockt werden.

„Überlastung der Kliniken vermeiden“

„Das Gesundheitsamt stemmt sich mit aller Macht gegen diese zweite Welle und versucht, durch weitere deutliche Aufstockung des Personals eine weitere unkontrollierte Ausbreitung für die Region zu verhindern“, betont Hierl. Und weiter: „Wir gehen davon aus, dass durch die von der Regierung beschlossenen Maßnahmen das Infektionsgeschehen deutlich abgebremst werden kann.“

Senioren und Pflegeheime schützen

Ziel muss es nach den Worten des Behördenleiters sein, Erkrankungen von Senioren und das Eindringen von Infektionen in Pflegeheime mit der Folge schwerster Erkrankungen und weiterer Todesfälle zu verhindern. „Wir müssen zwingend eine Überlastung der Krankenhäuser vermeiden. Das gelingt aber nur, wenn sich alle Bürger streng an die Hygieneregeln halten.“ Neben den Abstandsregeln und dem Tragen von Alltagsmasken rät Hierl dazu, in geschlossenen Räumen „auf regelmäßiges Lüften zu achten“.

Die Corona-Lage in den Kliniken:

Die Alarmbereitschaft an den Romed-Kliniken Rosenheim steigt. Noch sei die Lage ruhig, erklärte gestern Chefarzt Dr. Hanns Lohner, Pandemiebeauftragter im Klinikum, im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch: Man beobachte die Entwicklung mit einer gewissen Sorge, insbesondere mit Blick auf die Stadt Augsburg, wo zuletzt 100 Covid-19-Patienten stationär und 25 auf Intensivstation behandelt wurden. „Das besorgt uns etwas“, sagt Lohner.

Vorsorglich habe man zur neuen Woche alle wenig dringlichen Behandlungen abgesagt. Zudem wird eine zweite Covid-Station eingerichtet. Im Klinikum Rosenheim wurden Stand Freitag 21 Covid-Patienten stationär, einer auf Intensivstation behandelt. In einem ersten Schritt könnte die Kapazität der Intensivbetten laut Klinikum auf 18, im Katastrophenfall auf bis zu 87 Beatmungsplätze hochgefahren werden.

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