Auszeit zum Wiesntrubel
Markus Söder zu Besuch in Rosenheim - Warum das Erntedankfest auch zum Nachdenken angeregt hat
- VonAnna Heiseschließen
Nach einer zweijährigen Pause hat am Sonntag, 4. September, in Rosenheim wieder das Erntedankfest stattgefunden. Hunderte Gläubige nahmen an der Messfeier im Mangfallpark Süd und dem anschließenden Festzug zur Loretowiese teil – darunter auch Ministerpräsident Dr. Markus Söder.
Rosenheim – Eine Mass Bier, ein Lebkuchenherz oder die Freude, die auf der Wiesn zu spüren ist: Jahr für Jahr bedient sich Dekan und Domkapitular Daniel Reichel neuer Symbole und Eigenschaften, die er auf dem Herbstfest entdeckt und in seine Predigt einfließen lässt.
Fotos vom Erntedankfest in Rosenheim am 4. September (Teil 1)




„Heuer habe ich mich für die Geisterbahn entschieden, weil ich glaube, dass uns vieles in der gegenwärtigen Zeit erschreckt und Angst macht“, sagte der Geistliche. Er erinnerte an die Pandemie, sprach von Krisen bei der Energie, in Wirtschaft, Klima, Kirche und Bildung. „All das und noch vieles mehr schwingt mit, wenn wir heute Erntedank feiern und für die Gaben Gottes danken“, sagte Reichel.
Über 30 Vereine und Hunderte von Zuschauern
Gemeinsam mit den beiden Pfarrern Sebastian Heindl und Andreas Maria Zach sowie Dekanin Dagmar Häfner-Becker zelebrierte er die Messfeier im Mangfallpark. Hier versammelten sich über 30 Vereine, Musikkapellen sowie Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft – all jene, die zuvor an dem Kirchenzug vom Max-Josefs-Platz aus kommend teilgenommen hatten.
Angeführt von der Stadtkapelle Rosenheim zogen Schornsteinfeger, Imker, die Riederinger Böllerschützen, die Vorstandschaft des Wirtschaftlichen Verbands sowie das Bauernehepaar Magdalena und Josef Paul aus Neubeuern die Rathausstraße entlang.
Fotos vom Erntedankfest in Rosenheim am 4. September (Teil 2)




Seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Prozession sind zudem die Teilnehmer aus Erl, die das „Erler Kreuz“ tragen, sowie die Vertreter der Landjugend Vogtareuth und Prutting, welche die Erntekronen für das Erntedankfest binden. Diese sollen an die Gaben Gottes erinnern, aber auch an die Ernte der Landwirtschaft, die im Herbst eingefahren wird.
Ein Moment zum innehalten
Alle Teilnehmer rief Dekan Reichel dazu auf, innezuhalten und sich bewusst zu machen, wie abhängig sie von dem sind, was sie dem Schöpfer verdanken. „Erntedank ist nicht nur ein Fest des Dankens. Es ist auch ein Fest, das uns zu denken gibt“, sagte Reichel. Er appellierte daran, über den sprichwörtlichen Tellerrand hinauszuschauen auf die Teller derer, die „nur sehr dürftig gefüllt oder gar leer sind“.
Ein Teil der Dreieinigkeit
Der Heilige Geist sei mehr als nur eine mythische Kraft. In der Bibel werde er als Person erklärt, als Teil der Dreieinigkeit. Jesus habe ihn unter anderem als Tröster angekündigt, in anderen Bibelstellen werde er als Beistand, Ermutiger, Ratgeber, Fürsprecher und als Geist der Wahrheit beschrieben.
„So ist auch Erntedank ein Fest des Heiligen Geistes, des Trösters, des Geistes der Liebe, der Versöhnung und des Friedens“, sagte Reichel.
Fotos vom Erntedankfest in Rosenheim am 4. September (Teil 3)




Alles andere als selbstverständlich
„Wir sagen Danke, dass wir das Leben, das Lebensnotwendige, das Lebenserhaltende geschenkt bekommen. Das ist alles andere als selbstverständlich“, ergänzte die evangelische Dekanin Dagmar Häfner-Becker.
Zwischen den Predigten gab es Lesungen von Kreisbäuerin Katharina Kern, musikalisch untermalt von der Musikkapelle Am Wasen. Es folgten die Kollekte für die „Aktion für das Leben – Rosenheim“, die Kommunion, das Totengedenken sowie der Wettersegen, den die vier Geistlichen gemeinsam spendeten. Nach der Bayernhymne machten sich die Zelebranten gemeinsam auf dem Weg zur Loretowiese, begleitet von den Pferdegespannen der beiden Rosenheimer Brauereien – unter den Blicken zahlreicher Zuschauer.
Besuch der beiden Bierburgen
Nachdem sich der Festzug an der Herbststraße aufgelöst hatte, besuchten Söder, Landrat Otto Lederer, Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig, Oberbürgermeister Andreas März sowie weitere politische Vertreter die beiden Bierburgen, um bei einer Brotzeit das Erntedankfest ausklingen zu lassen – und wieder in den Trubel der Wiesn einzutauchen.