- vonSylvia Hampelschließen
Deutschland hat viel zu bieten, weiß Stefan Jenuwein. Denn seit Jahren erkundet er mit dem Rennrand immer wieder neue Ecken. Von Schloßberg an den Strand ist für ihn fast normal. Und doch war auch für Jenuwein 2020 coronabedingt vieles anders.
Stephanskirchen – Urlaub in Deutschland. Bis Frühjahr 2020 spießig, seitdem der Renner. Von Borkum bis Berchtesgaden, von Ravensburg bis Rügen. Deutschland ist schön. Das weiß Stefan Jenuwein seit Jahren. Das hat er erfahren, mit dem Rennrad. Von Schloßberg an den Strand ist für ihn fast normal.
Und doch war auch für Jenuwein 2020 vieles ganz anders. Coronabedingt. Das Rennrad blieb zuhause, kein Platz fürs Zelt. Stattdessen Trekkingrad mit Anhänger. „Da nimmt man die Landschaft mehr wahr, weil das Tempo nicht so hoch ist“, sagt er. 100 Kilometer am Tag waren‘s dann aber meist doch.
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Urlaub auf dem Fahrrad ist Jenuweins Leidenschaft. Nicht nur kreuz und quer durch Deutschland, aber hier bevorzugt. Jugendherbergen? Fielen im Corona-Sommer als Quartier aus, Pensionen auch. „Auch auf den Campingplätzen durfte ich oft nicht bleiben“, erzählt Jenuwein. Also schlug er sein Zelt unter Hopfenstangen und an Rainen auf. Tipp für Nachmacher im Sommer 2021: Im Idealfall war ein Gewässer nicht weit.
Imbissbudenals Infobörse
Noch eine Empfehlung des radurlauberprobten Jenuwein: Imbissbuden anlaufen, ob auf einen schnellen Kaffee oder zur Mittagsrast, vor allen, wenn dort viele Kennzeichen aus der Region vertreten sind. Denn dann gibt‘s da nicht nur anständige Verpflegung, sondern meist auch Kontakt zu den Einheimischen und damit Hinweise auf besonders schöne und/oder interessante Ecken in der Umgebung. Ob am Rennsteig, auf dem Brocken oder im Land unter den Inseln.
Stefan Jenuwein, zuhause im Südosten Bayerns, liebt Norddeutschland, „es ist so überragend schön“. Überhaupt ist die Ostsee seins. „Ich brauche keine Tropen. Gib mir den Sonnenuntergang irgendwo am Darß und ich bin glücklich“, schwärmt der 50-jährige geradezu.
Aber der kürzeste Weg wäre ja langweilig. Also ging es erstmal an Würzburg vorbei nach Hessen, an die Edertalsperre. Berufliches Interesse an Deutschlands zweitgrößtem Stausee? „Nein, da ist es einfach sehr schön“, sagt der Wassermeister der Gemeinde Stephanskirchen. Genau wie entlang der Weser oder in der holsteinischen Schweiz. Letzteres hat Jenuwein auf seiner zweiten Radtour in den Norden – von Greifswald entlang der Ostsee bis an die dänische Grenze, rüber an die Nordsee und diese Küste entlang bis Emden – für sich entdeckt und war begeistert.
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Das ist er immer wieder, denn auf seinen Radtouren findet Jenuwein abseits der allseits bekannten Feriengebiete immer wieder schöne Flecken wie das Weserbergland oder die Lüneburger Heide, Wismar oder Quedlinburg. Das Fachwerkstädtchen konnte ihn aber nicht mit dem Harz drumherum versöhnen, „der schaut schlimm aus, riesige Waldflächen sind tot. Das macht richtig traurig.“
Und manchmal, da kann man auch auf ausgetretenen Pfaden sein blaues Wunder erleben: „In Rothenburg ob der Tauber war kein Mensch unterwegs. Und dann ist es dort wirklich sehr, sehr hübsch“, sagt Jenuwein und grinst.
4000 Kilometeran 34 Tagen
4000 Kilometer, 34 Tage, zwei Urlaube, war Stefan Jenuwein 2020 vom Schloßberg bis zum Strand unterwegs mit dem Fahrrad und Zelt durch Deutschland. Ein tolles Urlaubsland, findet er, ob mit oder ohne Corona. Und auch im kommenden Sommer wird er wohl wieder auf Entdeckungsreise per Fahrrad gehen. Ein Stopp ist heute schon klar: Der Sonnenuntergang am Ostseestrand.