1. ovb-online-de
  2. Rosenheim
  3. Region Rosenheim Land

„Was macht die Kirche denn überhaupt noch für die Jugendlichen?“ Ärger in Flintsbacher Gemeinderat

Erstellt:

Von: Volkhard Steffenhagen

Kommentare

Die Gemeinden Flintsbach und Brannenburg unterhalten seit Jahren einen Jugendtreff in den Räumen der Diakonie. Nun verlangt die kirchliche Einrichtung Miete.
Die Gemeinden Flintsbach und Brannenburg unterhalten seit Jahren einen Jugendtreff in den Räumen der Diakonie. Nun verlangt die kirchliche Einrichtung Miete. © steffenhagen

Die Gemeinden Flintsbach und Brannenburg unterhalten seit Jahren einen Jugendtreff in den Räumen der Diakonie. Nun verlangt die kirchliche Einrichtung 900 Euro Miete. Das stößt vielen sauer auf.

Flintsbach – Seit vielen Jahren beitreiben die beiden Nachbargemeinden Flintsbach und Brannenburg in den Räumen der Brannenburger Diakonie, ein Wohlfahrtverband der evangelischen Kirche, einen Jugendtreff. Hier werden durch geschulte Mitarbeiter insbesondere Jugendliche betreut, die nicht in den Ortsvereinen integriert sind. Der Jugendtreff, der dreimal wöchentlich von Nachmittag bis zum frühen Abend geöffnet ist, steht allen Jugendlichen ab 12 Jahren während und nach Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten zur Verfügung.

„Professionelle Betreuung“

„Ich bin froh darüber, dass wir so ein Jugendtreff haben, wo Jugendliche, die in anderen Vereinen keine Heimat gefunden haben, professionell in einem geordneten Umfeld betreut werden“, sagte Flintsbach Bürgermeister Stefan Lederwascher (CSU) und blickte auf eine langjährige Erfolgsgeschichte des Jugendtreffs zurück. Die beiden Gemeinden teilen sich bislang die Neben- und die Personalkosten proportional. Ein Drittel davon übernimmt Flintsbach, zwei Drittel Brannenburg. Bislang konnten die Räume für die Jugendarbeit mietfrei genutzt werden. Steigende Kosten haben nun die Diakonie veranlasst, die beiden Gemeinden, um eine Kostenbeteiligung zu bitten. Diese soll in Form einer Mietzahlung in Höhe von 900 Euro pro Monat erfolgen, die sich die beiden Gemeinden im gewohnten Verhältnis teilen sollen.

„Als Alternative könnten wir uns nach anderen Räumlichkeiten umschauen oder in der Gemeinde selber Räume errichten. Fraglich ist nur, ob wir dann mit den angebotenen 900 Euro pro Monat hinkommen“, sagte Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher. Für ihn sei es auch wichtig, dass die Jugendlichen sich dort aufhalten, wo sich das Leben abspielt. Daher kommen für ihn als Alternative auch keine Räume in Frage, die sich außerhalb des sozialen Umfelds der Gemeinde befinden.

Mehr aus der Region:

Für Gemeinderätin Marlen Sanftl (CSU) ist der Wunsch der Diakonie nicht nachvollziehbar und so stellte sie sich die Frage: „Was macht die Kirche denn überhaupt noch für die Jugendlichen, wenn wir schon seit Jahren für die Nebenkosten und für das Personal des Jugendtreffs aufkommen?“ Sie appellierte an den sozialen Auftrag der Kirche. Lederwascher machte deutlich, dass es sich bei dem Jugendtreff explizit sich nicht um ein originäres Angebot der Diakonie, sondern um ein Angebot im Auftrag der beiden Gemeinden, handelt. So würde die Diakonie für dieses Angebot lediglich die Räume zur Verfügung stellen. „Genau für die Jugendlichen, die nicht in Vereinen integriert sind und Unterstützung brauchen, genau für die sollte eigentlich die Kirche da sein und sich verantwortlich fühlen“, pflichtete Gemeinderat Bernhard Pichler (CSU) seiner Amtskollegin bei.

Mietverhältnis auf drei Jahre befristet

In Ermangelung zeitnah umsetzbarer Alternativen beschloss der Gemeinderat schließlich einstimmig, dem Wunsch der Diakonie nachzukommen, und wird den gewünschten Mietbeitrag in Höhe von 300 Euro monatlich zahlen. Allerdings soll das Mietverhältnis auf drei Jahre befristet werden. So habe man genug Zeit Alternativen zu prüfen.

Auch interessant

Kommentare