Mit dem Transporter nach Katowice
Zuflucht in Brannenburg - wie sich ein Pärchen für Kriegs-Flüchtlinge einsetzt
Ann-Kathrin Ißle und ihr Freund Maximilian Minhardt aus Brannenburg waren mit unter den Ersten, die sich nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine auf den Weg Richtung Krisengebiet gemacht haben. In Eigeninitiative lieferten die beiden Brannenburger Hilfsgüter an Notunterkünfte und nahmen Geflüchtete mit zurück in ihre Heimat.
Brannenburg – Zehn Menschen haben dank Ißle und ihrem Freund derzeit eine Bleibe in Brannenburg gefunden. Für Ißle, die selbst Sozialarbeiterin ist, war von Anfang an klar, dass sie den Menschen die aus der Ukraine fliehen helfen will. Ihr Freund Maximilian Minhardt hatte dann die Idee, einen Transport mit Hilfsgütern zu organisieren. Gemeinsam sammelten sie bei Freunden und Bekannten Spenden in Form von Hygieneartikeln und Babynahrung sowie Geld, um die Reisekosten zu decken.
Voll beladen nach Polen
Innerhalb von vier Tagen war der Transporter gefüllt und startklar – das Ziel die Stadt Katowice in Polen. Dort wollten Ißle und Minhardt ihre Hilfsgüter abliefern und ukrainische Geflüchtete, die in Polen ankommen mit nach Brannenburg nehmen. Über Facebook hatte Ißle vor der Reise Kontakt mit einer ukrainischen Mutter mit drei Kindern aufgenommen. Der Plan war, dass die kleine Familie mit einem Bus aus der westukrainischen Stadt Riwne nach Katowice kommen. Von dort würden Ißle und ihr Freund sie ins oberbayerische Brannenburg bringen.
Eine Unterkunft vor Ort hatte Ißle, dank ihrer Mutter, auch schon organisiert. Ißles Mutter hat als temporäre Bleibe eine Wohnung ihrer Firma zur Verfügung gestellt. Dies sei für die Flüchtlinge am Besten, da sie hier wirklich die Chance haben zur Ruhe zu kommen, so die Brannenburgerin.
Im polnischen Katowice angekommen, lieferten die beiden zunächst ihre Pakete ab. „Da es in Katowice keine zentrale Sammelstelle für Hilfsgüter gibt, mussten wir die Pakete bei der Touristeninformation abgeben“, sagt die 33-Jährige. Von dort werde dann die Verteilung an die Notunterkünfte koordiniert. „Die Hilforganisationen konzentrieren sich hauptsächlich auf die Flüchtlingslager an der Grenze, was dazu führt ,dass die Unterkünfte in den polnischen Städten oft vergessen werden“, erklärt Ißle.
Lange Wartezeiten an Grenze
Nach der Ablieferung der Hilfsgüter ging es an den katowicer Busbahnhof. Um 18 Uhr sollte die geflüchtete Frau und ihre Kinder dort ankommen. „Die Anreise hat sich jedoch aufgrund von langen Wartezeiten an der polnisch-ukrainischen Grenze verzögert“, erinnert sich Ißle. Und so musste das Paar aus Brannenburg kurzerhand eine Nacht in Katowice verbringen.
Um sechs Uhr morgens am nächsten Tag kam die Familie dann endlich an. Ißle berichtet von emotionalen Momenten, besonders als die Geflüchteten aus dem Bus ausstiegen und den Helfern in die Arme fielen. „Da standen uns auch die Tränen in den Augen“, erzählt die 33-Jährige.
Neben der Mutter mit ihren drei Kindern, war auch eine alleinstehende Freundin der Mutter mitgekommen. Damit waren im Transporter aber noch zwei Plätze frei.Die Brannenburger entschieden sich daher, noch zum Bahnhof der Stadt zu fahren, um die zwei freien Plätze zu füllen. Ein Dolmetscher vor Ort vermittelte den Beiden eine schwangere Frau mit einem 6-jährigen Kind. Ohne lange zu zögern, nahmen die Helfer die Mutter mit ihrem Kind in ihrem Bus mit nach Brannenburg.
Unterstützung von allen Seiten
Knapp zwei Wochen sind seitdem vergangen und die Frauen und ihre Kinder haben sich in Brannenburg gut eingelebt. „Vor allem Ruhe ist nach den Schrecken der letzten Wochen wichtig“, sagt Ißle. Sie und ihr Freund, sowie eine Vielzahl an Freunden und Bekannten unterstützen die Frauen tatkräftig im Alltag. „Sie werden begleitet bei Behördengängen, Antragsstellungen sowie bei Arztbesuchen“, berichtet die Brannenburgerin.
Vergangenes Wochenende kamen noch drei weitere Personen aus der Ukraine mit dem Zug in Brannenburg an. Es sind die Enkelkinder der alleinstehenden Frau, denen Ißle mit einem Zugticket ermöglicht hat ihrer Oma zu folgen.
Die Flüchtlinge dürfen nun erst einmal auf unbestimmte Zeit in der Wohnung bleiben, sagt Ißle. Solange bis sie entweder wieder in ihre Heimat zurückkehren können oder bereit sind in Deutschland auf eigenen Beinen zu stehen.
Landratsamt koordiniert die Hilfe.
Auch Brannenburgs Pfarrgemeinderätin Barbara Weidenthaler zeigt sich erfreut von der großen Hilfsbereitschaft und lobt die Menschen, die sich bereit erklären privaten Wohnraum zur Verfügung stellen. Dies sei ein schneller und unbürokratischer Weg den Menschen eine Unterkunft zu bieten Sie rät aber dennoch dazu, sich vor der Aufnahme genau zu informieren um eventuelle Komplikationen zu vermeiden. „Sehr wichtig ist außerdem, sich mit den Helferkreisen der jeweiligen Gemeinde in Verbindung zu setzen, um eine möglichst koordinierte Unterstützung zu ermöglichen. So können gezielte Hilfen gegeben und Kontakte zu Landsleuten hergestellt werden“, erklärt Weidenthaler.