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Ein Traum wird wahr

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Rupert Wagner, Vorsitzender des Trachtenvereins „Achentaler“ Rohrdorf und nun Theaterbesitzer.  Thomae
Rupert Wagner, Vorsitzender des Trachtenvereins „Achentaler“ Rohrdorf und nun Theaterbesitzer. Thomae © DC-X

Rohrdorf – Sein neues „Theaterhaus“, ein Anbau an das bestehende Heimathaus, stellt der Rohrdorfer Trachtenverein am Sonntag ab 10 Uhr allen Interessierten vor.

Wir sprachen vor diesem Fest schon einmal mit dem Vorsitzenden Rupert Wagner.

Herr Wagner, Laientheater, die sich gewissermaßen ein eigenes kleines Theaterhaus erstellen, gibt es sicher nicht viele. Wie kommt man auf so eine Idee?

Den Wunsch dazu hatten wir schon lange. Es ist halt einfach ein großer Vorteil, wenn man im „eigenen Heim“ spielen kann, anstatt auf fremde Säle ausweichen zu müssen. Nicht zuletzt, weil man sich dann auch das ganze Drumherum passend gestalten kann, das fängt bei den Räumen für die Requisiten an, die dann nicht mehr hin- und hergeschleift werden müssen, und hört bei vernünftigen, auch barrierefreien Toilettenanlagen auf. Und im Jahr 2015, nach dem großen Gautrachtenfest, das wir ausgerichtet hatten, hatten wir dank der vielen Eigenleistung eine gehörige Summe beisammen, die wir auch wieder vernünftig ausgeben mussten. Bei einem gemeinsamen Vereinsausflug nach Südtirol auf einem Spaziergang rund um den Pragser Wildsee war dann plötzlich die Idee da: Mit dem Geld pack ma`s jetzt.

Am Ende ein schnell gefasster Entschluss also – ging es denn dann auch so schnell weiter?

Am Anfang schon. Natürlich war uns klar, dass die hunderttausend Euro, die wir alles in allem selber aufbringen konnten, nicht reichen würden. Also war die entscheidende Voraussetzung, dass uns die Gemeinde helfen würde.

Gab es da Zweifel?

Eigentlich nicht. Wir haben immer gewusst, dass wir uns auf unsere Gemeinde verlassen können, komme, was da wolle. Und das war auch hier so. Bürgermeister Praxl hatte aber schon beim ersten Gesprächstermin im Herbst 2015 ein offenes Ohr. Wir sollten uns um einen Kostenvoranschlag bemühen, sagte er, mit dem würde er dann in den Gemeinderat gehen. Hunderttausend Euro, so meinte er, wären aber ein Betrag, von dem er sich vorstellen könnte, dass der Gemeinderat ihn bewilligen werde.

Und damit war die Finanzierung dann gesichert?

Leider nicht, denn schon der erste Kostenvoranschlag belief sich auf 350 000 Euro. Glücklicherweise aber ist unser Brauchtumswart Simon Hofstetter auf die Möglichkeit einer LEADER-Förderung, also auf eine Förderung, aus europäischen Mitteln, gestoßen. Und Gwendolin Dettweiler von der LEADER Arbeitsgemeinschaft Mangfalltal-Inntal hat schon beim ersten Gesprächstermin gesagt, dass ihrer Meinung nach eine Förderungschance von 99 Prozent besteht.

Und wann kam sie mit dem entsprechenden Geldkoffer wieder?

Das hat gedauert. Es musste ja erst mal ein Vorantrag gestellt werden, bei dem man das Vorhaben vorstellt. Nachdem der grünes Licht bekommen hat, kam der eigentliche Antrag. Das waren dann über 100 Seiten, die wir ausfüllen und erstellen mussten. Das Ganze hat insgesamt vielleicht ein halbes Jahr in Anspruch genommen, war aber ein Aufwand, der sich wirklich gelohnt hat, denn am Ende haben wir eine Förderung von gut 190 000 Euro bekommen.

Da hatten sie bei der Kostenschätzung von 350 000 Euro ja sogar noch Geld über?

Wenn‘s dabei geblieben wäre. Aber im Bauverlauf stellte sich heraus, dass der Seeton, auf dem der Anbau steht, tiefgründige Fundamente erfordert, zugleich waren aufwendige Sicherungen des bestehenden Hauses notwendig, weil der Neubau ja eben ein Anbau ans alte Haus war – da soll sich beides möglichst nicht setzen oder sonstwie bewegen.

Aber auch das haben sie gemeistert.

Ja, weil die Gemeinde ihren Zuschuss auf 200 000 Euro erhöht hat und wir so viel Eigenleistung einbrachten, wie nur irgend möglich. Insgesamt haben unsere Vereinsmitglieder da über 3000 Arbeitsstunden investiert.

Wenn man das umrechnet auf einen Arbeitstag von acht Stunden und eine Fünf Tage Woche, dann stecken in dem Bau also ganze eineinhalb Jahre eigener Arbeitsleistung. Was, wenn man das Bruttodurchschnittsgehalt im Baugewerbe ansetzt, guten 70 000 Euro entspricht?

Ja, viele von uns waren in der Zeit nicht oft daheim.

Wann hatten Sie zum ersten Mal das Gefühl: Wir haben‘s tatsächlich geschafft.

Als im vergangenen Winter die Staubwand zwischen dem Alt- und dem Neubau entfernt wurde. Da hat man zum ersten Mal den Raum als komplette Einheit gesehen. Und da ist uns auch noch einmal so richtig deutlich geworden, wie viele Möglichkeiten wir in Zukunft tatsächlich haben werden.

Möglichkeiten übers Theaterspielen hinaus?

Ja, natürlich. Das fängt schon bei der Jugendarbeit an, die jetzt auch ganz andere Voraussetzungen hat. Wir denken aber auch an Vorträge und Konzerte. Momentan läuft hier bei uns im Obergeschoss ja noch die Ausstellung zur Rätezeit „Literatur zwischen Krieg und Revolution“. Solche Ausstellungen können wir in Zukunft noch deutlich aufwerten.

An was denken Sie dabei genau?

Um beim Beispiel der jetzigen Ausstellung zu bleiben: In Zukunft wäre da als Ergänzung ein Abend mit Musik aus den Zwanzigern möglich, oder auch Lesungen zu den in der Ausstellung vorgestellten Autoren. Kurz: Wir möchten die Möglichkeiten, die wir jetzt haben, die auch die Gemeinde jetzt hat, wirklich voll und ganz ausschöpfen.

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