Positiver oder negativer Rekord?
Andere Gemeinden sind stark verschuldet - So sieht es in Stephanskirchen aus
- VonSylvia Hampelschließen
Stephanskirchen stellt dieses Jahr einen Rekord auf, denn so hat der Haushalt noch nie ausgesehen. Der Kämmerer hat eine eindeutige Meinung dazu.
Stephanskirchen – „Ordentlich“, sagt der Kämmerer. „Sehr, sehr solide“, sagt der Bürgermeister. Und die 45 anderen Gemeinden im Landkreis Rosenheim dürften angesichts von 18 Millionen Euro Rücklagen, 0 Euro Schulden und einer freien Finanzspanne von 2,7 Millionen grün vor Neid werden. Stephanskirchen geht es hervorragend.
Die gute finanzielle Lage wird sich, so das Fazit von Kämmerer Philipp Brück nach der Vorstellung seines fünften und letzten Haushalts im Haupt- und Finanzausschuss, auch mittelfristig nicht ändern. Denn die beiden wichtigsten Einnahmequellen, der Anteil der Gemeinde an der Einkommenssteuer und die Gewerbesteuer – die knapp die Hälfte der Gesamteinnahmen der Gemeinde ausmachen –, sprudeln auch in den nächsten Jahren kräftig weiter, so Brücks Einschätzung.
Rekordhaushalt mit 36,8 Millionen Euro
Der Haushalt 2022 ist ein Rekordhaushalt, mit gut 36,8 Millionen Euro übertrifft er das Vorjahr um rund 4,75 Millionen. Der Verwaltungshaushalt steigt gegenüber dem Vorjahr um etwa 12 Prozent auf knapp 28,8 Millionen Euro, der Vermögenshaushalt sogar um über 25 Prozent auf gut acht Millionen.
Auch der Vermögenshaushalt ist damit rekordverdächtig. Wofür das Geld ausgegeben wird, das steht seit 2009 auf einer Prioritätenliste, die jeweils Anfang des Jahres aktualisiert wird. Dieses und nächstes Jahr ganz vorne mit dabei: Umbau und Erweiterung der Otfried-Preußler-Schule. Sechs der acht Millionen Euro kommen aus dem Verwaltungshaushalt und aus den Rücklagen – Zuschüsse sind da noch gar nicht eingerechnet.
Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer hat der Kämmerer mit kapp unter sechs Millionen Euro angesetzt. Die wurden im letzten Jahr trotz Pandemie erreicht. „Unsere Unternehmen sind krisenrobust“, so Brück. Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine seien noch überhaupt nicht abzusehen. Er gehe aber davon aus, dass steigende Energie-, Lebensmittel- und Baupreise sowie weltweite Lieferschwierigkeiten sich über kurz oder lang auch in der Gemeinde bemerkbar machen werden.
Drei Millionen kommen aus der Rücklage
Trotz gut drei Millionen Euro, die Brück vom gemeindlichen „Sparbuch“ nehmen will, hat Stephanskirchen auch Ende dieses Jahres noch Rücklagen von voraussichtlich 15 Millionen Euro. „Wir können mittelfristig mit einer Rücklage in zweistelliger Millionenhöhe rechnen“, so Brück. Und eine Neuverschuldung sei bis mindestens 2025 nicht nötig. Seine Nachfolgerin Susanne Wittmann, aktuell Amtsleiterin der Stadtkasse Rosenheim, entspannte angesichts dieser Zahlen zusehends.
Nicht nur sie. Hubert Lechner (Parteifreie) gestand, „ich fühle mich heute viel wohler als vor zwei Jahren.“ Corona habe die Gemeinde nicht so zurückgeworfen, wie befürchtet. Petra Schnell (UF) meinte, „eigentlich müssten wir angesichts der Zahlen in Jubel ausbrechen“, so aber könne man trotz Pandemie und Krieg finanziell relativ beruhigt sein.
Polster nötig für künftige Vorhaben
Janna Miller (Die Grünen) hielt fest, dass die komfortable finanzielle Situation der Gemeinde so sei, wie es „angesichts der anstehenden Vorhaben auch sinnvoll ist.“ Da sprach sie Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie) aus der Seele, der sagte „Wir brauchen das Polster, weil wir vor einem Jahrzehnt des Bauens stehen.“
Der Haupt- und Finanzausschuss empfahl dem Gemeinderat einstimmig, den Haushalt 2022 in seiner Sitzung am kommenden Dienstag ab 18.30 Uhr als Satzung zu verabschieden.