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„Wie auf einem Schiff“: Beben ließ Wände auf Zypern wackeln - eine Stephanskirchnerin berichtet

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Von: Paula L. Trautmann

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Im Haus von Heidi Trautmann auf Zypern haben während der Erdbeben in der Türkei und Syrien (Symbolbild unten rechts) die Bilder an der Wand gewackelt. Hilfsorganisationen in der Stadt der Stephanskirchnerin sammeln bereits Lebensmittel und Kleidung für die Krisenregion.
Im Haus von Heidi Trautmann auf Zypern (Bild links) haben während der Erdbeben in der Türkei und Syrien die Bilder an der Wand gewackelt. Hilfsorganisationen auf der Mittelmeerinsel sammeln bereits Lebensmittel und Kleidung für die Krisenregion (Bild oben rechts). Das Bild unten rechts zeigt ein zerstörtes Gebäude in der türkisch-syrischen Grenzregion, wo das Epizentrum des Bebens lag. © Montage: Trautmann/dpa/ap/picture alliance/Khalil Hamra

Fast 5000 Tote und mehr als 23.000 Verletzte: Die Zahlen nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien steigern sich jede Stunde. Wie eine Stephanskirchnerin und ihre Bekannten das Beben auf Zypern - rund 500 Kilometer vom Epizentrum entfernt - zu spüren bekamen.

Zypern/Stephanskirchen - Es ist halb vier Uhr nachts. Die Wände beben, die Bilder an der Wand klappern und Heidi Trautmann schreckt auf. „Eine Bewegung wie auf einem Schiff“, sagt sie. Die Journalistin aus Stephanskirchen lebt seit über 23 Jahren auf Zypern, ist sechs Jahre lang mit ihrem Mann Karl im Mittelmeer umher gesegelt und hat diese Zeit auf dem Schiff gewohnt. Niedergelassen haben sich die beiden auf dem türkischen Teil der Insel - rund 500 Kilometer entfernt vom Epizentrum der Zerstörung nach den vielen Erdbeben in der Türkei und Syrien am Montag, 6. Februar 2023. 

Bilder an den Wänden wackeln

„Ich dachte, das Haus bricht zusammen. Ich war sicher, es ist das Ende der Welt”, sagt Trautmann. Sie habe ihren Freunden geschrieben, um zu erfahren, was passiert ist. Ihre Künstlergruppe, mit der sie viel Zeit verbringt, habe ähnliche Erlebnisse geschildert: Panik, Angst und schließlich Erleichterung. Denn allen ging es gut. 

Doch bei vielen anderen Bürgern sitzt der Schock nach den Erdbeben in der Türkei und Syrien tief - auch bei Erdal, der Heidi Trautmann das Trinkwasser bringt. Seine 76 Jahre alte Mutter habe ihr Haus verloren. Er schildert Szenen wie aus einem Film. Es habe geregnet und geschneit - inmitten der Trümmer. Erdal habe seine Mutter gebeten, nach Zypern zu kommen, wo sie sicher sei. Das habe sie nicht gewollt. Seine Mutter wollte in der Nähe ihres Hauses bleiben, das nun nicht mehr existiert. Ihr ganzes Hab und Gut ist innerhalb von Sekunden zusammengefallen, berichtet Erdal. 

Sorge um Verwandte im Katastrophengebiet

„Man kann einen alten Menschen nicht verpflanzen, meine Mutter will ihr Zuhause nicht aufgeben”, sagt Erdal. Vielleicht finde sie noch etwas in dem Geröll, das ihr gehöre und wichtig sei. Doch viel wird davon wohl nicht mehr übrig sein. 

Inzwischen packen Hilfsorganisationen in Zypern und auf der ganzen Welt Pakete, die ersten Flugzeuge sind bereits gestartet. Die Freiwilligen unterstützen die Menschen in der Türkei und Syrien, packen Lebensmittel und Kleidung. „Wir danken allen, die dazu beigetragen und sich solidarisiert haben“, heißt es auf der Facebook-Seite der Gemeinde Nikosia.

Hilfsorganisationen sammeln auf Zypern

Die Gemeinde Kyrenia teilt auf ihrer Webseite mit: „Nach den Erdbeben, die sich heute Morgen in der Türkei ereignet und große Verwüstungen angerichtet haben, hat der Hilferuf der Gemeinde Kyrenia große Unterstützung erfahren.“ Hunderte von Bürgern hätten in den Morgenstunden Hilfspakete bei der Sozialabteilung abgegeben. Auch in Deutschland ist die Hilfsbereitschaft groß. 

Der Transparenz wegen, will die OVB-Redaktion offenlegen, dass die Autorin des Artikels die Enkelin von Heidi Trautmann ist. 

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