Folgen der geplanten Tunnel-Eingänge in Innleiten
Pläne des Brenner-Nordzulaufs: Weitere Trinkwasser-Quelle in Gefahr
- VonSylvia Hampelschließen
Die Pläne der Bahn gefährden die Trinkwasserversorgung von weiteren 100 Haushalten. Nicht nur der neue Brunnen in Stephanskirchen ist unter Druck, auch der Wasserverein Obernburg fürchtet um seine Quelle.
Stephanskirchen - Der Trinkwasserbrunnen, der die ganze Gemeinde mit eigenem Wasser versorgen soll, ist durch die neue pinke Trasse des Brenner-Nordzulaufs (BNZ) in Gefahr. Ein anderer Brunnen, der seit 70 Jahren einen kleinen Teil des Gemeindegebietes, ein Teil von Bad Leonhardspfunzen, versorgt, ist ebenfalls vom BNZ bedroht, sowohl durch die Trasse pink als auch durch die violette Variante: Der Verein für Wasserversorgung Obernburg e.V. (einst Wassergenossenschaft Obernburg) hat seinen Brunnen in unmittelbarer Nachbarschaft zur St. Leonhardsquelle.
Allerdings werden fast ausschließlich Haushalte auf Pruttinger Gemeindegebiet versorgt – etwa 100 in Haidbichl, Obernburg und Niedernburg. „Lediglich wir hier in Bad Leonhardspfunzen werden als Stephanskirchener mit versorgt. Also im Prinzip waschen wir uns mit Leonhardsquelle“, formuliert es Oliver Siebert. Er ist einer von einer Handvoll Stephanskirchener Mitglieder des Vereins für Wasserversorgung Obernburg. Die von Stephanskirchens Bürgermeister Karl Mair erwähnten Grundwasserströme und Quellen im Bereich der Hochebene östlich des Inns ziehen sich laut Siebert mehr oder weniger parallel zum Inn von Bad Leonhardspfunzen über Innleiten, die Hofau bis Hofleiten. „Die geplanten Tunneleingänge in Innleiten gefährden also noch eine weitere Trinkwasserversorgung massiv“, so Siebert.
Der Verein habe selbstverständlich Einspruch gegen die Pläne der Bahn eingelegt, so der Vorsitzende Dr. Mathias Huber. Viel mehr könne man aber nicht tun. Außer zu hoffen, dass die Innquerung doch mittels eines Tunnels erfolge. Denn der liege so tief, dass er die Schichtwasserquelle im Hang wohl nicht betreffe. „Das riesige Tunnelportal ist doch der reine Wahnsinn“, so Huber.
Linken-Abgeordneter nennt CSU-Verhalten „falsches Spiel“
„Falsches Spiel“ wirft Ates Gürpinar, der Rosenheimer Bundestagsabgeordnete der Linken, der CSU in Sachen BNZ vor: „Die CSU hat 12 Jahre den Verkehrsminister im Bund gestellt (Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer; Anmerkung der Redaktion) und stellt ihn noch immer im Land.“ Der damalige CSU-Bundesverkehrsminister hätte, so Gürpinar, eine gute, umfassende Trassenplanung mit Ertüchtigung der bestehenden Strecke inklusive Lärmschutz in Angriff nehmen können.
„Und dann wäre ein Trassenverlauf, wie zum Beispiel der bei Stephanskirchen durch ein beantragtes und wichtiges Trinkwasserschutzgebiet, nie geplant worden.“ Der Versuch der CSU, sich jetzt vor Ort als Anwältin der Betroffenen zu geben, sei „schlicht verlogen“. Sie war in Berlin und sei in München immer noch mitverantwortlich für die bisherigen Planungen der Trassenverläufe, sagt Gürpinar.
CSU-Abgeordnete kontert: Vorwürfe gehen ins Leere
Daniela Ludwig, die heimische CSU-Bundestagsabgeordnete, kontert: „Die Vorwürfe der Linken gehen ins Leere. Ohne den Einsatz der Bundesverkehrsminister der CSU gäbe es keinen Planungsdialog, und schon gar keine Tunnellösungen und mehr Lärmschutz an der Bestandsstrecke. Wir lehnen den Brennernordzulauf nicht ab, sondern Teile der Planung. Was daran verlogen sein soll, erschließt sich mir nicht.“
Verlogen sei vielmehr, mehr Güter auf die Schiene verlagern zu wollen, aber dann, wie die Linke, Tunnelbauten in einer dichtbesiedelten Region wie unserer abzulehnen. Eine Zulaufstrecke ohne Tunnel wäre aber ein enormer Schaden für die Landwirtschaft und die Gesamtregion, so Ludwig. „Die CSU vertritt eine klare Position: Wir bringen uns seit Jahren in die Planungen ein und sagen Ja zu einem Neubau, wenn die Bundesregierung 2025 den Bedarf nachweisen kann.“
Die Fraktionen von CSU und Freien Wählern im Landtag brachten am 24. November einen Antrag durch, in dem es unter anderem heißt, dass der BNZ die Verkehrsbelastung für die Region zwischen München und Kiefersfelden erhöhe. In diesem Bewusstsein müssten die für Mensch und Umwelt bestmöglichen Lösungen gefunden werden.
Landtagsfraktionen setzen auf Tunnel
Die Staatsregierung solle sich auf Bundesebene unter anderem für eine unterirdische Querung des Inns nördlich von Rosenheim, eine möglichst unterirdische Lösung für den Trassenverlauf in den Gemeinden Riedering und Rohrdorf und für eine bergmännische Verknüpfungsstelle im südlichen Inntal einsetzen. Als Auftraggeber verfüge der Bund hier über die entsprechenden Möglichkeiten, diese Ziele gegenüber der DB Netz AG durchzusetzen.