- vonJohannes Thomaeschließen
55 Meter hoch, direkt an beliebten Badeseen und mitten im Landschaftsschutzgebiet – so stellt sich Vodafone seinen neuen Mobilfunkmast in Rohrdorf vor. Die Gemeinde will den Mast nicht. Die Chance, den Mast zu verhindern, tendiert gegen Null.
Rohrdorf – „Wir wollen den Funkmast nicht“ – die Entscheidung im Gemeinderat fiel fast einstimmig. Und dennoch ist unwahrscheinlich, dass der Ratsbeschluss die gewünschten Folgen haben wird.
Es geht um einen 55 Meter hohen Mobilfunkmast, für den der Netzbetreiber Vodafone bereits im Spätsommer erstmals einen Bauantrag gestellt hatte, diesen dann aber vorübergehend zurückstellte, weil das Unternehmen schlichtweg vergessen hatte, die Gemeinde in die Planung einzubeziehen.
Zustimmung stand nicht zur Debatte
Ursprünglich war in dieser Frage auch eine ausführliche Bürgerinformation vorgesehen, die jedoch coronabedingt nicht stattfinden konnte; über den Antrag wurde deshalb gleich im Gemeinderat entschieden. Bei der Diskussion ging es weniger um die Frage, ob man den Antrag ablehnen oder stattgeben solle, als vielmehr darum, inwieweit eine Ablehnung überhaupt Aussicht auf Erfolg habe.
Ablehnung hat kaum Aussicht auf Erfolg
Hier stehen, wie Bürgermeister Simon Hausstetter (Bürgerblock) einräumen musste, die Chancen schlecht. Das Bauvorhaben sei eines der Telekommunikation und als solches privilegiert und die letztendlich entscheidende Behörde das Landratsamt Rosenheim.
Gericht gibt Betreiber Recht
Zwar sei dort bereits einmal ein Funkmast abgelehnt worden, weil er, wie es auch in Rohrdorf der Fall ist, in einem Landschaftsschutzgebiet geplant war. Gegen diese Entscheidung klagte der Betreiber jedoch und bekam vor Gericht recht. Das Fazit des Bürgermeisters deshalb: Eine Ablehnung ist möglicherweise ein rein symbolischer Akt.
Gemeinderäten war Symbolik wichtig
Genau um diese Symbolik ging es den Gemeinderäten jedoch. Schließlich handele es sich bei diesem Funkmast, der nördlich des Hochstrasser Sees aufgestellt werden soll, nicht um einen einzelnen zusätzlichen Masten.
Mast Teil einer Perlenkette für autonomes Autofahren
Er wird, so berichtete der Bürgermeister aus einem Gespräch mit dem Netzbetreiber, vielmehr Teil einer ganzen Perlenkette von Masten sein: Sie sollen entlang der Autobahnen und in der Folge auch Bundesstraßen ein flächendeckendes Funknetz schaffen, das die Voraussetzung für autonomes Autofahren schaffen würde. Die Abstände der Masten werden dann vom Gelände abhängen, in ungünstigen Fällen wäre, so Simon Hausstetter, unter Umständen alle zwei Kilometer mit einem Masten zu rechnen.
Floriansprinzip hier kein Argument
Vor diesem Hintergrund konnte Sebastian Hauser (CSU) mit seinem Argument, dass es hier wie immer sei, jeder wolle ein Handy mit möglichst optimalem Empfang, aber keiner die dazu nötigen Masten, nicht durchdringen.
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Gemeinderat gegen Verspargelung der Landschaft
Die ganz große Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder sah es geradezu als zwingend an, ihre Ablehnung gegen diesen einen Masten deutlich zu machen und damit gewissermaßen jetzt schon gegen die befürchtete zukünftige Verspargelung der heimischen Landschaft einzutreten. Der Bauantrag wurde deshalb mit 18 Stimmen gegen eine Gegenstimme abgelehnt.
Bürgermeister schließen sich kurz
Rupert Stocker (Bürgerblock) regte zusätzlich an, dass wegen der Dimension des zukünftigen Ausbaus ein Zusammenschluss aller betroffenen Gemeinden, zumindest aber ein Austausch über die Planungen und die Reaktionsmöglichkeiten wichtig sei. Bürgermeister Hausstetter sicherte zu, das Thema bereits bei den nächsten Gesprächen mit seinen Amtskollegen anzusprechen.