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Hakenkreuze und rechte Parolen: Unbekannte beschmieren in Rohrdorf mehrere Objekte

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Von: Anna Heise

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In Rohrdorf und Lauterbach wurden Wände, Bänke und Mülleimer von bislang unbekannten Personen mit Hakenkreuzen beschmiert.
In Rohrdorf und Lauterbach wurden Wände, Bänke und Mülleimer von bislang unbekannten Personen mit Hakenkreuzen beschmiert. © Gemeinde Rohrdorf

Unbekannte haben in der Gemeinde Rohrdorf ein Denkmal, einen Kindergarten und Tischtennisplatten mit Hakenkreuzen und rechten Parolen beschmiert. Bürgermeister Simon Hausstetter wendet sich mit deutlichen Worten an die Täter. Die Polizei ermittelt.

Rohrdorf/Lauterbach - Für Simon Hausstetter ist es eine traurige Premiere. Der Bürgermeister der Gemeinde Rohrdorf wollte am Dienstag, 23. Mai, ein Foto von der neu aufgestellten Tischtennisplatte in Lauterbach für die Gemeindezeitung machen. Dabei fielen ihm antisemitische Äußerungen und rechtsextreme Symbole auf, die in die Platte geritzt worden waren. Er habe Fotos gemacht, die Polizei informiert und Anzeige erstattet.

Auf eine Tischtennisplatte in Lauterbach haben unbekannte Täter gleich mehrere Nazi-Parolen geritzt.
Auf eine Tischtennisplatte in Lauterbach haben unbekannte Täter gleich mehrere Nazi-Parolen geritzt. © Simon Hausstetter

Wenige Stunden später - um 22.30 Uhr - erhielt er einen Anruf der Polizeiinspektion Brannenburg. Bislang unbekannte Täter hätten mit pinker Farbe eine Gedenksäule und das Hauptgebäude des Naturkindergartens in Rohrdorf besprüht. Unter anderem mit Hakenkreuzen. Im Polizeibericht wird später stehen, dass sich der Vorfall zwischen 17.15 und 20.30 Uhr ereignet hat. Die Täter haben, so die erste Vermutung der Polizei, eine Sprühdose von einer nahe gelegenen Baustelle entwendet und damit gleich mehrere Objekte besprüht.

„Der Naturkindergarten musste deshalb am Dienstag geschlossen bleiben“, sagt Simon Hausstetter. Seit den Morgenstunden seien die Mitarbeiter des Bauhofes mit den Reinigungsarbeiten beschäftigt, in der Hoffnung, dass ein Großteil der Schmierereien bis Donnerstag, 25. Mai, entfernt werden kann, damit die Eltern ihre Kinder wieder in den Kindergarten bringen können.

Unverständnis über Tat bleibt

Was auch dann noch bleiben wird, ist das Unverständnis über die Tat. Hausstetter steht im stetigen Austausch mit der Polizei, hat die Zeit nach dem Vorfall genutzt, um gleich mehrere Mails zu verfassen. Neben seinen Gemeinderäten und Landrat Otto Lederer hat er auch die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias), Florian Rieder von der Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus, die Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus sowie den Verein „Gesicht zeigen - Rosenheimer Bündnis gegen Rechts“, informiert.

„Oft erleben wir, dass solche Vorfälle bagatellisiert, nicht ernst genommen und mit anderen Schmierereien mit weniger hasserfülltem Inhalt gleichgestellt werden“, sagt Judith Schäfer, Vorsitzende des Vereins „Gesicht zeigen“ auf OVB-Anfrage. Indem solche Taten ignoriert werden, toleriere man sie, und der Hass verbreite sich. „Es entsteht eine Art Plattform der Normalität. Man öffnet damit die Tür zur Mitte der Gesellschaft und schlimmere Taten und Aussagen finden dort ihren Platz“, ergänzt ihre Stellvertreterin Ricarda Krüger.

Rassismus und Antisemitismus wird nicht geduldet

Hausstetter ist es wichtig, deutlich zu machen, dass Vorfälle dieser Art in Rohrdorf nicht geduldet werden. Aus diesem Grund denkt der Bürgermeister darüber nach, eine Art Kundgebung zu organisieren. Die Idee: Zeigen, dass Rassismus und Antisemitismus in seiner Gemeinde keinen Platz haben und „99,5 Prozent der Bürger“ die gleiche Meinung vertreten.

„Natürlich kann man jetzt sagen, dass man diesen Vorfällen keine Plattform geben soll. Aber das sehe ich anders“, sagt Hausstetter. Ihm sei es wichtig, die Tat öffentlich zu kommunizieren, zu kritisieren und zu verfolgen. „Ich hoffe sehr, dass die Ermittlungen erfolgreich sind“, ergänzt der Bürgermeister. Sollten die Täter gefasst werden, will Hausstetter sie zur Rede stellen.

Polizei vermutet Jugendliche hinter Tat

Aufgrund der zum Teil falschen Zeichnung der verfassungswidrigen Kennzeichen geht die Polizeiinspektion Brannenburg von einer „jugendtypischen Tat“ aus. Wie hoch der entstandene Schaden ist, könne aktuell noch nicht abgeschätzt werden. Dass Fälle wie die in Rohrdorf und Lauterbach immer wieder vorkommen, zeigt ein Blick nach Rosenheim. So gab es laut der Medienbeauftragten der Polizei, Johanna Heil, im Jahr 2022 acht Fälle mit Hakenkreuz-Schmierereien, heuer seien es bereits zwei gewesen.

„Die Kollegen sichern jetzt gerichtsverwertbare Spuren und überprüfen, ob es Ähnlichkeiten mit anderen Graffiti gibt und ob eventuell Tags zu finden sind“, sagt Alexander Huber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Im Moment würden die Ermittlungen bei der Polizeiinspektion Brannenburg bleiben. Sollte allerdings ein Zusammenhang mit anderen, vergleichbaren Taten auftauchen, gehe der Fall an die Staatsschutzgruppe des Präsidiums.

Zeugen gesucht

Die Polizeiinspektion Brannenburg hat ein Strafverfahren zur Ermittlung der Tatverdächtigen eingeleitet. Zeugen werden gebeten sich bei der Polizeiinspektion Brannenburg unter Telefon 08034/9068-0 zu melden.

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