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Auf Du und Du mit den Karpfen: Wie Kevin Pommerenke (29) zum Fischzüchter wurde

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Von: Sylvia Hampel

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Kevin Pommerenke hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und sich mit einer Fischzucht selbstständig gemacht.
Kevin Pommerenke hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und sich mit einer Fischzucht selbstständig gemacht. © Sylvia Hampel

Wie kommt ein 29-Jähriger auf die Idee, eine 32 Hektar große Fischzucht zu betreiben? „Weil mich mein Nachbar mit zehn Jahren zum Angeln mitgenommen hat“, sagt Kevin Pommerenke und lacht.

Raubling-Wasserwiesen - Das Angeln mit zehn war die Einstiegsdroge. Endgültig um Kevin Pommerenke geschehen war es drei Jahre später. Nach einer Doku im Fernsehen verkündete der 13-Jährige seinen Eltern: „Ich werde Fischzüchter“.

Nochmal drei Jahre später zog er von zuhause aus, trat seine Ausbildung in Obervolkach am Main an. Und wusste schnell: „Das ist meine Berufung. Ich liebe die Verbindung zu den Tieren und zur Natur, die intensive Beobachtung. Das erfüllt mich einfach.“ Dafür nimmt er auch lange Tage und wenig Freizeit in Kauf.

Der Schwager ist Schuld

Der Fischwirtschaftsmeister machte sich zunächst in Hessen selbstständig, pachtete eine sieben Hektar kleine Karpfenzucht. Und bald noch eine weitere Anlage dazu. Eines Tages las sein Schwager zufällig die Abschiedsanzeige vom Hofladen in Wasserwiesen. Und Pommerenkes Lebensgefährtin wollte ohnehin gerne Richtung Heimat, Richtung Ostermünchen.

Die Fische haben hier den Raum, den sie brauchen. 

Fischwirtschaftsmeister Kevin Pommerenke

Also ab ins Auto, von Hessen nach Wasserwiesen gefahren und dann mit der Freundin die vielen, vielen Teiche dort umrundet und alles ganz genau angeschaut. „Ich war begeistert. Die Fische haben hier den Raum, den sie brauchen. Ich wusste sofort, dass ich hier her will.“ Die beiden aufmerksamen „Spaziergänger“ fielen Bernhard Geschwendtner auf. Ihm und Christa Höhensteiger gehört die Fischzucht in Wasserwiesen und in Innleiten in der Gemeinde Stephanskirchen.

Eigentümer überlassen ihm die Verantwortung

Das Gespräch mit Kevin Pommerenke findet im Wintersonnenschein auf einer Bank mit Blick auf einige Fischteiche statt. Gschwendtner kommt in dem Moment vorbei, klopft Pommerenke auf die Schulter, lacht ihn an und sagt: „Das war eine sehr günstige Fügung. Der macht das toll!“ Noch ist der Fischwirtschaftsmeister als Betriebsleiter angestellt, aber die drei sind sich einig, dass Pommerenke die Fischzucht in absehbarer Zeit in Eigenregie übernimmt. Die Verantwortung überlassen ihm Gschwentner und Höhensteiger jetzt schon, packen aber kräftig mit an. „Die Christa ist die schnellste Fischsortiererin, die ich je erlebt habe - der Wahnsinn!“ erzählt Pommerenke vergnügt.

Ansteckende Begeisterung und viel Wissen

Bei einer Tour durch die Anlage ist Pommerenkes Begeisterung für seinen Beruf zu spüren. Sein Wissen sprudelt nur so aus ihm heraus. Er kann sich daran erfreuen, dass - je nach Pegelstand des Flüsschens - alle Teiche einzeln mit dem Wasser der in der Nähe vorbeifließenden Kalten gefüllt werden können. Er erzählt vom Wildkarpfen, der schlanker, agiler und widerstandsfähiger ist, als der verbreitetere Spiegelkarpfen („die verhalten sich wie Wildschwein zu Hausschwein“), vom Amur, dem Graskarpfen, der tatsächlich mit dem Schnittgut der umgebenden Wiesen gefüttert wird. Erzählt von den 2000 frischgeschlüpften Karpfenbabies, die auf einen Esslöffel passen. Und von den Rotfedern, Moderlieschen und Bitterlingen, die sich zwischen den vielen Karpfen, Wallern, Hechten, Schleien und Zandern tummeln.

Die Zander machen ihm echten Kummer: Da muss er die Mini-Fische mittlerweile im „Hochsicherheitstrakt“, wie Pommerenke es schmunzelnd nennt, bis zu einer gewissen Größe heranziehen. Denn Zander sind die Leibspeise der Fischotter. Über die Hälfte des Laichfischbestandes hat Pommerenke im vergangenen Jahr eingebüßt. „Und dann hat mein zweieinhalbjähriger Sohn von seiner Oma einen Schlafanzug bekommen, der über und über mit Fischottern bedruckt ist. Ausgerechnet!“ seufzt Pommerenke und muss dann selber lachen.

Aber selbst die Fischotter oder die explodierenden Getreidepreise, die das Zusatzfutter für die Vegetarier unter seinen Fischen fürchterlich teuer machen, können dem Fischwirtschaftsmeister die Freude an seinem Beruf nicht verderben. Und ihm die Pläne für die Zukunft nicht vermiesen. Denn wenn erstmal die Technik in der Hütte an der vorbeiführenden Staatsstraße wieder reibungslos läuft, dann schließt sich für Pommerenke ein Kreis. Dann will er den Hofladen, dessen Schließung ihn vor gut einem Jahr nach Wasserwiesen brachte, wieder eröffnen. Ganz bald.

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