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Nach Schock-Moment: Warum sich der Flintsbacher Leon Vockensperger für die Blindenmission engagiert 

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Von: Paula L. Trautmann

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Der Flintsbacher Leon Vockensperger ist ein Weltcup-Snowboarder.
Der Flintsbacher Leon Vockensperger ist ein Weltcup-Snowboarder. © picture alliance/dpa/Angelika Warmuth

Leon Vockenspergers Welt dreht sich ums Snowboarden. Ein Schock-Ereignis im Februar hat ihm eine neue Perspektive eröffnet. Deshalb engagiert sich der Flintsbacher nun für die Blindenmission. Was dahinter steckt.

Flintsbach - „Das ist eigentlich recht easy“, sagt Leon Vockensperger auf die Frage, weshalb er Spenden für die Christoffel-Blindenmission sammelt. Anfang Februar hat er sich einen Augenhöhlenbruch bei einem Trainingssturz zugezogen. Vor seiner Verletzung sei er in seinem Zeitplan gefangen gewesen. „Ich habe die ganze Zeit nur trainiert, bin von A nach B.“ Dann sei auf einmal alles „auf Null gestanden“.

Schock im Krankenhaus

„Ganz am Anfang dachte ich: Oh shit, meine ganze rechte Gesichtshälfte ist kaputt“, erinnert sich Vockensperger. Er konnte nicht richtig sehen. Das geschwächte Sehvermögen hat er auf sein geschwollenes Gesicht zurückgeführt. Im Krankenhaus dann der Schock: Er brauchte eine Operation.

„Knick in der Optik“

Da hatte sich der Sportler das erste Mal Sorgen gemacht. Denn nach der Operation hatte er einen „Knick in der Optik“. „Das hat mich richtig fertig gemacht“, sagt Vockensperger. Er habe gemerkt, wie es ist, nicht richtig sehen zu können. „Ich war total eingeschränkt.“ Ein Gefühl, als sei ihm etwas weggenommen worden.

Zu dieser Zeit hat sich Vockensperger zurückgezogen. „Meine Eltern haben mir viel geholfen und mich immer wieder ermutigt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken“, sagt er. Auch mit seinem Sportpsychologen und seiner Psychologin habe er gesprochen. Nach außen hat der Snowboarder nicht kommuniziert, was passiert war: „Ich mag die Aufmerksamkeit und das Mitleid nicht.“ Weil die WM in Georgien anstand, seien aber viele Anfragen gekommen, weshalb er nicht im Kader ist. Da war es Zeit „mit offenen Karten zu spielen“.

„Ich kann mich damit identifizieren“

Der Snowboarder wollte die Aufmerksamkeit, die eine Verletzung generiert, für etwas Positives nutzen und ist auf die Christoffel-Blindenmission (CBM) gestoßen. Nach seiner Verletzung habe er sich in Selbstmitleid vergraben und immer wieder gefragt: „Warum ich?“ Die Arbeit des Vereins habe ihm eine neue Perspektive eröffnet und seine Ansicht geändert. „Uns geht es so gut. Die Probleme, die wir haben, sind so relativ.“ Nun schätze er seine Gesundheit und „normale Dinge“ mehr.

492 Projekte in 46 Ländern

Seit mehr als 110 Jahren unterstützt die Blindenmission Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Ländern der Welt. Mit ihren Partnern vor Ort sorgen die Mitarbeiter laut Sprecherin Esther Dopheide dafür, dass sich das Leben der Betroffenen dauerhaft verbessert - durch medizinische Hilfe und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe. „Ziel ist eine inklusive Welt, in der Menschen mit und ohne Behinderungen ihre Fähigkeiten einbringen können und niemand zurückgelassen wird“, sagt Dopheide. Im vergangenen Jahr förderte die CBM 492 Projekte in 46 Ländern.

Als sich Leon Vockensperger über die Blindenmission informiert hat, hat er erfahren, dass es eine heilbare Blindheit gibt - den Grauen Star. Die Organisation ermöglicht Operationen, bei denen die getrübte Linse durch eine künstliche Linse ersetzt wird. Für Erwachsene kostet eine Graue-Star-OP in einem CBM-geförderten Projekt 30 Euro. Für Kinder kostet die Operation 125 Euro, weil sie eine Vollnarkose benötigen.

Unterstützer können noch einen Monat spenden

Der Snowboarder will 1000 „Kids“ helfen. Deshalb hat er eine Spendenaktion auf seinem Instagram-Kanal gestartet. Das Ziel: 12.500 Euro. „Ich bin sehr optimistisch und mag es, Ziele hoch zu stecken“, sagt Vockensperger. Menschen in Dritte-Welt-Länder hätten oft keine oder wenig finanzielle Mittel. Ohne Organisationen wie die Blindenmission könnten sie sich dem Sportler zufolge keine Operationen leisten. Bisher haben 40 Unterstützer rund 700 Euro gespendet (Stand: 23. März, 17 Uhr). Die Aktion geht noch einen Monat.

Ein Unterschied fürs ganze Leben

„Leon Vockensperger dient als Vorbild und zeigt: Jeder von uns kann mit relativ geringem Einsatz viel Gutes bewirken“, sagt Esther Dopheide von der Blindenmission. Es helfe dem Verein, wenn bekannte Persönlichkeiten öffentlich auf die Situation von Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern und die Arbeit der Blindenmission aufmerksam machen. „Wenn ein Kind in einem unserer Projektländer dank einer Operation am Grauen Star wieder sehen kann, macht das einen Unterschied für sein ganzes Leben.“

Der Flintsbacher Weltcup-Snowboarder Leon Vockensperger in Aktion bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking.
Der Flintsbacher Weltcup-Snowboarder Leon Vockensperger in Aktion bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking. © picture alliance/dpa/Angelika Warmuth

Auch bei dem Snowboarder zeigt sich langsam ein Unterschied. Seinen Augen geht es besser, es sei alles verheilt. Doch einen leichten Knick habe er immer noch in der Optik. Er sehe Doppelbilder, wodurch sein Blickfeld unscharf erscheine. Dadurch sei es schwierig, Abstände einzuschätzen. „Was beim Snowboarden natürlich problematisch ist“, betont der Sportler - besonders bei schwierigen Tricks. Bei kleineren Tricks mit weniger Rotation habe er kein Problem. „Dafür bin ich schon echt dankbar.“ Dennoch hoff Vockensperger, bald wieder völlig normal zu sehen - und, dass viele Spenden für betroffene Kinder zusammenkommen.

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