Einstimmiger Beschluss des Gemeinderates
Die Gemeinde Flintsbach bekommt neue Heultöne
- VonVolkhard Steffenhagenschließen
Der Gemeinderat von Flintsbach beschließt einstimmig, dass die beiden im Gemeindegebiet vorhandenen Sirenen ausgetauscht und eine weitere installiert werden soll. Das neue Warnsystem hat deutlich mehr Möglichkeiten. Es besitzt sogar einen Batteriepuffer für 72 Stunden
Flintsbach – In der jüngsten Gemeinderatssitzung beantragte Gemeinderat Jörg Benkel (CSU) die im Gemeindegebiet vorhandenen alten Sirenen auszutauschen. Tatsächlich sind diese mittlerweile in die Jahre gekommen und technologisch nicht dafür geeignet, Signale zur Bevölkerungswarnungen abzusetzen. Außerdem steht 2023 durch die Einführung der digitalen Alarmierung die Modernisierung des Steuerungssystems ohnehin auf dem Programm.
Neue Sirenen haben mehr Möglichkeiten
Jörg Benkel, der auch gleichzeitig Erster Feuerwehrkommandant in Flintsbach ist, erläuterte seinen Antrag. Mit Sirenenanlagen der neuen Generation könnten nicht nur die gewohnten Heultöne zur Alarmierung der Feuerwehr, sondern auch die Töne zur Bevölkerungswarnung sowie Durchsagen ausgesendet werden. Die Anlagen verfügen über eine 72-stündige Batteriepufferung und sind vom Stromnetz unabhängig. Außerdem soll eine dritte Sirene neuen Typs an einem weiteren Standort in Unterflintsbach installiert werden.
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„Zielsetzung ist die Verbesserung der Warninfrastruktur. Im Gegensatz zu digitalen Lösungen wie WarnApps oder Rundfunk stellen Sirenen die einzige Warninfrastruktur dar, die nicht ausgeschaltet oder weggelegt werden kann und zudem auch nachts wahrgenommen wird“, sagte Benkel.
Die Beschaffung wird durch den Freistaat beziehungsweise den Bund gefördert. Für das Haushaltsjahr 2021 wurden dem Freistaat vom Bund bereits 6,5 Millionen Euro zur Förderung von elektronischen Sirenenanlagen nebst Ansteuergeräten zugewiesen. Für das Haushaltsjahr 2022 werden voraussichtlich weitere 6,8 Millionen Euro hinzukommen, teilt der Landesfeuerwehrverband mit. Die Anschaffungskosten pro Sirene liegen nach Herstellerangaben zwischen acht- und zehntausend Euro. Hinzu kommen Montagekosten. Die genauen Kosten werden derzeit ermittelt. Die Förderhöhe, die zwischen rund 11 000 und 17 000 Euro liegt, ist von der Montageart abhängig.
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Viele Jahre wurde das Warnsystem vernachlässigt. Erst im September 2020 wurde erstmals nach rund 30 Jahren wieder ein „Warntag“ wegen der zunehmenden Anzahl der Naturkatastrophen und anderer Bedrohungslagen, eingeführt. Allerdings entpuppte sich dieser wegen technischer und organisatorischer Mängel selbst als Katastrophe.
Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal mit ihrer zu späten Warnung der Bevölkerung veranlasste die Bundesregierung, ein Förderprogramm aufzulegen, um wieder für ausreichende Sirenenalarmierung zu sorgen.
Probealarm wurde einst abgeschafft
Ein Rückblick: Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Sirenen in Deutschland neben der klassischen Feuerwehralarmierung die Aufgabe die Bevölkerung bei Feuergefahr, Katastrophen oder einem militärischen Angriff zu warnen. Die letzte Aufgabe entfiel nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990. Bis dahin wurde zweimal im Jahr (im Frühjahr und im Herbst) ein Probealarm flächendeckend durchgeführt.
Den gängigen Warn-Apps fehlt übrigens eine wesentliche Funktion, nämlich der „Weckeffekt“ der Bevölkerung. Derartige Apps existieren erst seit 2012. Damals wurd die Warn-App „KATWARN“. Später kam dann als zweite APP „NINA“ dazu.
Auch deshalb beschloss der Gemeinderat von Flintsbach nun einstimmig, dass die beiden im Gemeindegebiet vorhandenen Sirenen ausgetauscht und eine weitere installiert werden soll.