- vonElisabeth Kirchnerschließen
Einst gehörte der Kiebitz zu den geläufigen Vogelarten, heute ist sein Bestand extrem gefährdet. Darum hatte Eggstätts Bürgermeister Christian Glas (FB) Gemeinderätin Katharina Weinberger (Grüne) telefonisch Werbung für Rücksichtnahme auf ausgewiesene Vogel- und Bodenbrüterschutzgebiete zugesichert.
Eggstätt – Weinberger hatte sich diesbezüglich Anfang Januar in einem dreiseitigen Schreiben an die Verwaltung gewandt. Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung richtete der Bürgermeister einen ersten mündlichen Appell an das Gremium und die Öffentlichkeit.
Regierung von Oberbayern unterstützt Artenschutz von Bodenbrütern
In dem Antrag, unterzeichnet von den drei Grünen-Fraktionsmitgliedern Jakob Illi, Christoph Stöger und Katharina Weinberger, heißt es unter anderem, dass die Regierung von Oberbayern als höhere Naturschutzbehörde die Artenschutzbemühungen rund um die Bodenbrüter mit Förderungen für die Landwirtschaft seit einigen Jahren unterstützt. Der Kiebitz stehe aufgrund seiner Gefährdung dabei im Vordergrund.
Lesen Sie auch:
In Wasserburg wird für den Kiebitz gebaggert
Gemeinsames Projekt läuft seit 2019
Denn seit 2019 gibt es das landkreisübergreifende BayernNetzNatur-Projekt „Netzwerke für den Kiebitz“ der teilnehmenden Landkreise Altötting, Rosenheim und Traunstein. Eggstätt, „umgeben von vielen ehemaligen und intakten Mooren“, sei „ein beliebtes Brutgebiet für viele Wiesen und Feldbrüte“. Ziel des Projekts sei es, über die Entwicklung modellhafter Strategien eine dauerhafte Sicherung der lokalen Kiebitzbestände zu gewährleisten. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten können die Nester vor der Bewirtschaftung abgesteckt und bei der Bearbeitung ausgelassen werden.
Auch Spaziergänger und Hunde stellen Gefahr dar
Aber auch die Bevölkerung kann ihren Beitrag leisten. Denn den Projekt-Mitarbeitern bereitet auch der „steigende Freizeitdruck auf den sensiblen Feldflächen, die zu den letzten Rückzugsgebieten der Eggstätter Kiebitze gezählt werden können“, Sorgen. Dabei geht es vor allem um die unbefestigten Feldwege, die von vielen Hundebesitzern als Auslauffläche genutzt würden.
Ebenfalls interessant:
Kiebitz-Schutz zeigt deutliche Erfolge
Gemeinde soll zu Rücksichtnahme aufrufen
Die Forderung des Antrags: Die Gemeinde solle zur Rücksichtnahme in der Zeit vom 1. März bis 31. August in den ausgewiesenen Vogel- und Bodenbrüterschutzgebieten aufrufen. Die dafür aufgestellten Hinweistafeln geben Auskunft darüber, wie Spaziergänger sich verhalten sollen: Ruhe bewahren und sich nur auf befestigten Wegen bewegen.
Hunde an die Leine, Glöckchen für Katzen
Graswege, Felder, Äcker, Feldraine sollten nicht betreten und Hunde an einer kurzen Leine geführt werden. Zum Schutz der bedrohten Kiebitze sollten idealerweise auch Katzen in dieser Zeit mit einem Glöckchen ausgestattet und deren Freigang bei Dunkelheit eingeschränkt werden.
Ein Beschluss des Gremiums wurde nicht gefasst.
Auch das könnte Sie interessieren:
Tierschutzverein kündigt Eggstätt den Vertrag zur Fundtier-Pauschale
Über den Kiebitz
Noch vor 50 Jahren war der Kiebitz auf Feldern und Wiesen in Deutschland häufig anzutreffen. Heute ist er laut Landesverband für Vogelschutz (LBV) aus der intensiv genutzten Agrarlandschaft weitgehend verschwunden und gehört zu den bedrohten Arten. Zwischen 1975 und 1999 ist der Kiebitzbestand um die Hälfte geschrumpft. Der Kiebitz wird auf den Roten Listen Deutschlands und Bayerns als stark gefährdet eingestuft. Im Landkreis Rosenheim ist er vom Aussterben bedroht. Seit einigen Jahrzehnten nistet der Kiebitz vermehrt in Maisäckern. Dort hat er nur geringen Bruterfolg, weil viele Gelege bei der Maiseinsaat zerstört werden und die Küken in gespritzten Maisfeldern nicht genügend Nahrung finden.