Seit dem jüngsten Wochenbericht mit Stand 2. Juni wurden dem Gesundheitsamt 1959 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis Rosenheim lag am Freitag, 17. Juni, bei 338,5 und in der kreisfreien Stadt Rosenheim bei 265,5.
Laut Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes, hat die 7-Tage-Inzidenz seit dem 30. Mai unterm Strich zugenommen. Das Infektionsgeschehen habe wieder Fahrt aufgenommen, die täglich gemeldeten Fallzahlen stiegen trotz der jahreszeitlich verminderten Übertragungsrate langsam aber stetig an. „Es gibt Anzeichen dafür, dass das ‚Sommerloch‘ bereits jetzt schon vorbei ist“, sagt Hierl.
Vom Sommerurlaub wollen sich viele Menschen in der Region Rosenheim durch Corona offenbar nicht abschrecken lassen. Zwar sorgte die neue Untervariante zunächst vor allem in dem klassischen Urlaubsland Portugal für hohe Infektionszahlen. Doch noch beeindruckt BA.5 die Menschen nicht besonders, hat etwa Rainer Preuss vom Reisenbüro Beller & Preuss in Rosenheim festgestellt. „Eher dämpft die allgemeine Unsicherheit mit dem Krieg in der Ukraine und der Inflation die Stimmung.“
Auch Wolfgang Hierl stellt fest, dass Corona in der allgemeinen Wahrnehmung in den Hintergrund getreten sei. Die derzeit hohen Ansteckungszahlen seien „zum großen Teil der Sorglosigkeit der Bürgerinnen und Bürger bei den sozialen Kontakten geschuldet“, sagt Hierl und nennt Frühlingsfeste sowie Masken- und Abstandslosigkeit auch in stark frequentierten Innenräumen als Beispiele. „Es ist zu befürchten, dass mit Ende der Pfingstferien die Infektionszahlen noch einmal deutlich ansteigen werden.“
Auch Dr. Hanns Lohner, Chefarzt Neurologie bei Romed und Pandemiebeauftragter, sagt: „Ja, wir steuern auf eine Welle zu. Wir wissen nur noch nicht, welches Ausmaß sie erreichen wird.“ Lohner betont auch, dass neben BA.5 weitere Varianten unterwegs sind. Kurz gesagt: Corona ist und bleibt für Überraschungen gut.
Die doch gedämpfte Einschätzung untermauert Hierl mit den Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Demnach sei der Anteil von BA.5 bei den Infektionen sprunghaft angestiegen, mittlerweile ist laut RKI jede vierte Ansteckung darauf zurückzuführen. Am 3. Juni hatte dieser Anteil noch bei 5 Prozent gelegen. Unsicher sei, ob sich diese Entwicklung auch bei den Zahlen der Krankenhausbelegung niederschlage, hält Hierl fest.
Anders als in Portugal scheint der Vormarsch von BA.5 noch keine schweren Auswirkungen auf die Verläufe zu zeitigen. Seit dem Bericht von Anfang Juni – wie berichtet, veröffentlicht das Gesundheitsamt seine Bulletins nur noch im Zwei-Wochen-Rhythmus – sind zwei Menschen an oder mit Corona gestorben, beide über 80 Jahre alt.
Weiterhin ereignen sich viele Infektionen in Heimen. Dabei ist der Anteil der vollständig geimpften und größtenteils geboosterten Bewohner und Mitarbeiter weiterhin sehr hoch. „Die Verlaufsformen sind in der Regel jedoch milde, es besteht eine nur sehr geringe Rate an Hospitalisierungen der Bewohner“, sagt Hierl. Allerdings, so fügt Lohner hinzu: Insgesamt sei die Rate der Covid-Patienten im Romed-Verbund mit Frühlingsbeginn weniger stark gesunken als in den beiden Vorjahren der Pandemie.
Was dennoch Mut macht: Die Belegungszahlen mit Covid-Patienten auf den Intensiv- und Normalstationen der Kliniken in Stadt und Landkreis Rosenheim sind seit dem letzten Wochenbericht in etwa gleich geblieben. Laut Hierl machen sich denn auch die gestiegenen Infektionszahlen derzeit bei den Hospitalisierungen noch nicht bemerkbar. Noch, das betont Lohner. Zwar mag Omikron in den meisten Fällen leichtere Verläufe nach sich ziehen. Je stärker die Ansteckungszahlen insgesamt steigen, desto stärker steigt auch die absolute Zahl von schweren Erkrankungen.
Derzeit besteht aufgrund eines Ausbruchsgeschehens ein angeordneter Aufnahmestopp für Patienten auf einer Station einer Landkreisklinik. In den vergangenen eineinhalb Wochen wurde dem Gesundheitsamt außerdem eine Gruppenschließung in einer Kita gemeldet.