Wirtsfamilie nimmt Proben
War es der Wolf oder doch ein Greifvogel? Tier-Attacken bei Brannenburg sorgen für Aufregung
- VonSylvia Hampelschließen
Durch den Tod einer Sikahirschkuh sowie eines Hundes bei Brannenburg erhält die Angst vor dem Wolf im Inntal derzeit neue Nahrung. Doch die Angriffe könnten von anderen Jägern gekommen sein.
Brannenburg/Bergen – Ein Wolf bei Brannenburg? Der eine Sikahirschkuh im Gehege des Berggasthof Kogl und einen Hund in der Nähe des Ponyhofs in Gembachau gerissen hat? Das Gerücht hält sich derzeit im Inntal.
Josef Mühlbacher, Chef der Polizeiinspektion Brannenburg, ist baff: Der letzte Fall eines Verdachts auf einen Wolfsriss sei schon Wochen her. In der Nacht zum 18. Dezember sei der Hund - ein strubbeliger Cairn-Terrier-Mischling - in Gembachau gemeldet worden. Da ein aufgerissener Hals erwähnt wurde, habe die Polizei den zuständigen Jäger, die Fachstelle für große Beutegreifer, das Landratsamt und das Landesamt für Umwelt (LfU) informiert. Letzteres kam bei seinen Untersuchungen zu dem Schluss, dass ein Wolfsriss eher auszuschließen sei. Der Verdacht fiel, da Cairn-Terrier nur sechs bis acht Kilo schwer und 25 bis 30 Zentimeter groß werden, auf einen nachtaktiven Raubvogel, vermutlich eine Eule. „Ich verstehe nicht, dass man die Sache mit dem Hund Wochen später wieder aufgreift“, wundert sich Mühlbacher.
Bei der toten Sikahirschkuh schaltete die Wirtsfamilie Kümmerle das LfU ein. Da das Tier nach Ansicht des LfU-Mitarbeiters nicht aufgrund seiner Verletzung, sondern eventuell aus Altersgründen starb, verzichtet das LfU nach eigenen Angaben möglicherweise auf eine Obduktion. Auch hier gerieten Raubvögel in Verdacht.
Da ist aber, wie Kreisbäuerin Katharina Kern weiß, das letzte Wort noch nicht gesprochen, denn die Besitzer haben eine Probe für einen unabhängigen Gutachter genommen. „Wir raten unseren Bauern, das auf eigene Kosten zu tun, wenn sie den Verdacht haben, es könnte sich um einen Wolf handeln“, so Kern. Noch hat Familie Kümmerle die Probe nicht abgeschickt, will abwarten, was eventuell noch vom LfU kommt.
Der rund um Brannenburg streifende Wolf ist derzeit ein unbestätigtes Gerücht. Im Gegensatz zum Wolf bei Bergen. Dessen Erschießung hatte das Verwaltungsgericht München am Freitag gekippt. Ob das Tier ungeschoren davon kommt, ist fraglich. „Die Regierung von Oberbayern hält die Entnahme des Wolfs weiterhin für erforderlich“, so deren Sprecher Wolfgang Rupp. Die Regierung werde die Entscheidungsgründe jetzt eingehend prüfen und sehr schnell entscheiden, ob Rechtsmittel eingelegt werden.