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Rosenheim vor neuem Tiefpunkt der Corona-Krise? Das große Bangen vor dem Lockdown

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Von: Michael Weiser

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Rosenheim: Eine Kundin verpackt in einem Lebensmittelgeschäft ihre Einkäufe an der Kasse und trägt eine Maske als Mund- und Nasenschutz. Die wieder steigenden Corona-Infektionszahlen verunsichern nach Ansicht der GfK-Experten die Verbraucher in Deutschland und dämpfen die Konsumfreude wieder etwas.
Mund-Nase-Schutz an einer Kasse in Rosenheim: Reichen die aktuellen Maßnahmen noch aus, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu halten? © Tobias Hase/dpa

Die Region bangt dem Lockdown entgegen: Nach dem drastischen Anstieg der 7-Tagesinzidenzen wächst in Stadt und Landkreis Rosenheim die Angst vor einem erneuten Stillstand des öffentlichen Lebens. Rosenheim verzeichnet derweil den dritthöchsten Wert an Neu-Infektionen in Bayern.

Rosenheim – Harte Ausgangsbeschränkungen hatten zuvor die Landkreise Berchtesgadener Land und Rottal-Inn verhängt, nachdem ihre Inzidenzwerte auf Zahlen jenseits der 250 gestiegen waren. Die Stadt Rosenheim war am Dienstag (27. Oktober) bei 217 angekommen – das entspricht einer Verdreifachung innerhalb von sieben Tagen. Man berate und tausche sich intensiv mit dem Gesundheitsamt aus, sagte Sprecher Christian Schwalm. Die Maßnahmen, die der Freistaat für Risiko-Regionen vorgebe, habe man bereits eingeleitet. An Spekulationen über eine Verschärfung des Katalogs wolle man sich nicht beteiligen.

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Rosenheim wieder sehr stark betroffen

Nur noch sieben freie Kreisstädte, beziehungsweise Landkreise Bayerns sind unterhalb der Warnmarke von 50 Neuinfektionen innerhalb einer Woche, hochgerechnet auf 100.000 Einwohner. Oberbayern hat sich zur Gänze alarmrot eingefärbt.

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Für Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein Anlass zu „höchster Besorgnis“. Allerhöchster Alarm für tiefrot gefärbte Hochrisiko-Regionen: Neben den bereits erwähnten Landkreisen Berchtesgadener Land und Rottal-Inn ist dies beinahe der gesamte südöstliche Saum des Freistaats, allerdings mit der Kreisfreien Stadt Rosenheim an dritter Stelle.

Dabei liegt die Zahl der in der vergangenen Woche positiv Getesteten in der Region erneut ein Mehrfaches über der Zahl der Patienten mit schweren Verläufen. Derzeit werden nach Auskunft von Romed 25 Patienten stationär behandelt, aber niemand mehr auf der Intensivstation. Ein Mensch ist nach Angaben des Landratsamtes seit vergangenem Freitag in Zusammenhang mit Covid-19 verstorben.

Rosenheim in der Statistikfalle

Warum aber liegt die kreisfreie Stadt Rosenheim regelmäßig haushoch über der 7-Tages-Inzidenzzahl des Landkreises? Weil die Anzahl der Neuansteckungen innerhalb einer Woche auf 100.000 Einwohner hoch- oder heruntergerechnet wird. In einer kleinen Kommune wirkt sich die selbe Zahl der Infektionen also viel sichtbarer aus als in einer großen.

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Der Landkreis beispielsweise zählt 261.000 Einwohner, seine Fallzahl wird daher ungefähr durch 2,61 geteilt. Bei seiner Inzidenzzahl von 144 hatte am Dienstag hatte der Landkreis also rund 375 Fälle. Die Zahlen der Stadt mit ihren 63.000 Einwohnern hingegen werden mit 1,6 multipliziert – macht nur ungefähr 135 Fälle, aber einen Inzidenzwert von 217. Heißt: Es genügen – Stand Dienstag – vermutlich nicht einmal 30 Fälle, und Rosenheim liegt über der Berchtesgadener Corona-Grenze.

Allerheiligen in Sicherheitsversion

Die hohen Infektionszahlen haben bereits Folgen fürs gesamte öffentliche Leben, und das Gesundheitsamt könnte die Zügel noch härter anziehen. Bislang gilt Sperrstunde um 21 Uhr. Ein Lockdown aber bedeutet eine Zwangspause für die Gastronomie.

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Die meisten Veranstaltungen wären untersagt, Allerheiligen und Gräbersegnung können am kommenden Sonntag ohnehin nur unter strengen Auflagen begangen werden. Das Erzbischöfliche Ordinariat gibt Gegenden mit hohem Infektionsgeschehen eine Empfehlung nach Berchtesgadener Beispiel. Dort findet die Segnung der Gräber im Rahmen einer liturgischen Feier statt, jedoch zu einem nicht veröffentlichten Zeitpunkt, um größere Menschenansammlungen zu vermeiden. Die übliche Gedenkfeier mit Gebet, Predigt und Musik entfällt.

Strenge Regeln bei Krankenbesuchen

Die am meisten gefährdeten Menschen sind im Krankenhaus zu finden. Für Besuche bei ihnen gelten seit dem Wochenende strenge Auflagen. So muss für die Dauer des stationären Aufenthalts eine bestimmte Besuchsperson festgelegt werden. Der Besucher füllt schon vor dem Besuch online oder beim Eintreten einen Fragebogen aus. Jeder Besucher hat eine halbe Stunde beim Patienten, in den Zimmern dürfen sich zugleich höchstens zwei Besucher aufhalten. Wer Symptome wie Fieber hat, unter Quarantäne steht oder in der Zeit bis zwei Wochen vor dem Besuch Kontakt mit einem Corona-Infizierten hatte, darf gar nicht rein.

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