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Kliniken in der Region wappnen sich gegen Corona-Welle: „Sind ungleich besser aufgestellt“

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Von: Michael Weiser

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Die Corona-Sommerpause ist blasse Erinnerung, Deutschlands Pandemiekarte färbt sich alarmrot. Auch in der Region Rosenheim steigen die Ansteckungszahlen rasant. Warum Ärzte und Klinikbetreiber dennoch Zuversicht äußern.

Rosenheim – Beim Robert-Koch-Institut ging am Donnerstag (22. Oktober) nichts mehr. Die Internetseite mit den aktuellen Corona-Zahlen war mehrere Stunden lang nicht aufzurufen. Zu viele Menschen versuchten, auf das Online-Angebot zuzugreifen, alarmiert vom deutschen Rekord: 11 300 Neuansteckungen innerhalb 24 Stunden. „Die Homepage ist down“, sagte ein RKI-Mitarbeiter auf Anfrage, „Server überlastet“.

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Dammbruch also beim Robert-Koch-Institut, zum Glück nur im Online-Auftritt. Gegen den Absturz der Gesundheitsversorgung sehen sich die Romed-Kliniken in Stadt und Landkreis Rosenheim gerüstet. „Damals hat uns die Welle überrollt“, sagt Dr. Hanns Lohner über die Pandemie in März und April. Ende des Jahres werde das nicht mehr geschehen: „Der Anstieg wird weitergehen, aber es ist nicht mit dem Frühling zu vergleichen.“ Lohner fasst für den Herbst 2020 zusammen: „Wir sind ungleich besser aufgestellt.“

Krisenrunde tritt wieder zusammen

Die Stadt Rosenheim ist in Deutschland längst nicht mehr Spitzenreiter, die Covid-19-Landkarte des RKI färbt sich vielmehr allenthalben rot. Nichtsdestotrotz stiegen die Zahlen auch in der Region stark an, genauer: die Zahlen der 7-Tages-Inzidenz, des Index‘ der Neuansteckungen innerhalb einer Woche also, hochgerechnet auf 100 000 Einwohner. Die Stadt bewegt sich stramm der Marke 100 entgegen.

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Immerhin bleibt der Verlauf bislang überraschend mild. „Die Inzidenz beschäftigt uns seit vielen Wochen“, sagt Jen Deerberg-Wittram, Geschäftsführer der Romed-Kliniken. „Aber sie schlägt nicht durch.“ Zumindest nicht in einer Stärke, die den Klinikverbund an die Grenze bringt. Derzeit – Stand Donnerstagmittag – versorgen die Romed-Kliniken zehn Patienten stationär, davon einen auf der Intensivstation.

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Angesichts der wachsenden Zahl an Infektionen steigt auch der Abstimmungsbedarf. Hanns Lohner und seine Mitstreiter. Pandemiebeauftragte in anderen Kliniken der Region, im Landkreis nahmen bereits in der vergangenen Woche ihre regelmäßigen telefonischen Beratungen wieder auf, das erste Mal seit dem offiziellen Ende des Katastrophenfalls Mitte Juni. Dr. Michael Städtler moderiere die Runde, sagt Lohner. Städtler war seinerzeit Leiter der Koordinierungsgruppe im Katastrophenfall in den Landkreisen Rosenheim und Miesbach. Den K-Fall hat man eben noch nicht. Aber vorbereitet will man sein.

Mehr Material als in der ersten Welle

Ein weiterer Unterschied zur Lage von März und April: Seinerzeit war Improvisationstalent gefragt. Jetzt hilft Routine. Denn im Frühling drohten zum Beispiel Engpässe etwa bei Schutzausrüstung. Dagegen haben sich die Romed-Kliniken gewappnet: Man habe ein Pandemielager für wichtige Materialien eingerichtet, heißt es von Seiten der Klinik. Auch wenn noch immer unklar ist, wer für die Mehrkosten aufkommt. Es sei nicht auszuschließen, dass Stadt und Landkreis als Träger auf den Kosten von über 3 Millionen Euro sitzenbleiben, die während der ersten Welle aufgelaufen sind, sagt Jens Deerberg-Wittram.

Kein Impfschutz vor dem Frühling?

Dessen ungeachtet plant man für längere Zeit, sagt Hanns Lohner. Bis zum Frühjahr werde die Pandemie die Menschen sicherlich beschäftigen. „Es sind keine dramatisch neuen Medikamente in Aussicht“, sagt Lohner. Man trete der Herausforderung mit Routine und Wissen entgegen: „An Erfahrung haben wir deutlich zugelegt.“

Auch die Abläufe seien klarer geregelt und verinnerlicht. Intensivpatienten würden künftig früher in andere Kliniken verlegt, sagt Lohner, um die Kapazitäten des ersten Anlaufpunkts Rosenheim zu erhalten.

Erfahrung und dünne Haut

Material und Maschinen sind vorbereitet. Doch wie sieht es mit den Menschen aus? Was Romed-Geschäftsführer Jens Deerberg-Wittram mehr Sorgen macht als Organisation und Material sind die Menschen, die Krankenhäuser am Laufen halten. Vor allem Pfleger und Ärzte. Die seien teilweise ausgelaugt, sagt er. „Das Hauptproblem ist, dass die Menschen noch nicht in die Normalität zurückgekehrt sind.“ All die Überstunden, das Arbeiten in unsichern Zeiten, das mache man einmal, aber das zweite Mal werden es schon schwer, sagt er. Kurz: „Die Haut ist dünn.“

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