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"Jodl-Grab" muss aufgelöst werden

Obwohl Alfred Jodls Name auf dem Grabstein steht, ist er nicht auf der Fraueninsel begraben.  ARCHIV THÜMMLER
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Obwohl Alfred Jodls Name auf dem Grabstein steht, ist er nicht auf der Fraueninsel begraben. ARCHIV THÜMMLER

Unter strengster Geheimhaltung wurde in den Morgenstunden des 17. Oktober 1946 die Asche eines Archibald K.

Struther, Major der US-Army, an der Sendlinger Maria-Klausenbrücke in die Isar gestreut. Den Soldaten erzählte man, Struther sei an einer ansteckenden Krankheit gestorben - doch in Wahrheit wurden hier die sterblichen Überreste von Generaloberst Alfred Jodl verstreut. Noch erinnert ein Grab auf der Fraueninsel an den Kriegsverbrecher.

Chiemsee - Jodl, einer der engsten militärischen Berater Hitlers, Mitinitiator des berüchtigten "Kommissarbefehls" zur Liquidierung von Juden und Partisanen, und dem "Führer" bis zum Ende treu ergeben, war am 1. Oktober 1946 bei den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrecher zum Tode verurteilt und gehenkt worden. Seine Leiche wurde am Ostfriedhof eingeäschert, dann in den Seitenarm der Isar gestreut.

Dass auf dem Friedhof der Fraueninsel ein Jodl-Grabmal steht, hat familiäre Gründe. Ein Onkel Jodls besaß einst in Gstadt - mit Blick auf die Fraueninsel - eine Villa, in der sich Jodls erste Frau oft aufhielt. Als sie 1944 starb, wurde sie dort bestattet. Nach dem Tod Jodls kam auch sein Name auf den Grabstein, den es in dieser Form seit 1953 gibt, nach ihrem Tod 1998 dann auch Jodls verstorbene zweite Ehefrau, die er noch 1945 geheiratet hatte.

Dass hier, neben dem Eingang zum vielbesuchten Inselmünster, an einen Kriegsverbrecher erinnert wird, hat lange niemanden gestört. Ausnahme: Inselbewohner Georg Wieland, ein Architekt, der das Grabmal einen "sicher nicht sachgerechten Umgang mit der NS-Zeit" nannte und anregte, auf dem Friedhof der Gemeinde wenigstens eine erläuternde Tafel anzubringen.

"Grabstätte wird 2018 zu beseitigen sein"

Lange geschah nichts, doch nun hatte Wieland Erfolg: Nach einer Petition an den bayerischen Landtag wies das Innenministerium zwar darauf hin, dass die Gemeinde bei der Gestaltung des Friedhofs Eigenverantwortung besitze und hier nichts angeordnet werden könne. Dennoch befasste sich auch der Gemeinderat von Chiemsee in nichtöffentlicher Sitzung mit der Eingabe, wie Bürgermeister Georg Huber auf Nachfrage bestätigt. Demnach wird das Grabnutzungsrecht, das ein nicht näher bekannter Angehöriger der Familie Jodl innehat, nicht mehr verlängert. Das Nutzungsrecht, heißt es in einer Stellungnahme des bayerischen Innenministeriums, bestehe noch bis zum 25. Januar 2018, "sodass die Grabstätte nach diesem Zeitpunkt zu beseitigen sein wird".

Insel-Bürgermeister Huber betont, dass es hier keine Sonderbehandlung gibt. Nachdem der Platz auf dem Friedhof der Fraueninsel begrenzt ist und für die Insulaner benötigt wird, werden schon seit Jahren keine Grabstellen an Auswärtige vergeben und auslaufende Nutzungsrechte solcher Gräber grundsätzlich nicht mehr verlängert - im Einklang mit der Friedhofssatzung. "Hier wird niemand anders behandelt", so Huber. dw/ku

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