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Vom Schulweg-Chaos bis zur Unfallserie: Das waren die Verkehrs-Aufreger 2022 im Mangfalltal

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Von: Mathias Weinzierl

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Von der Straße bis zur Trasse: Verschiedene Verkehrsthemen beschäftigten 2022 die Bürger im Mangfalltal. Beispielsweise die Blockabfertigung (links), die Planungen zum Brenner-Nordzulauf (oben rechts), hier präsentiert von Dieter Müller (links) und Matthias Neumaier von der Deutschen Bahn, sowie die Unfallserie auf der Staatsstraße 2080 bei Ostermünchen (unten rechts).
Von der Straße bis zur Trasse: Verschiedene Verkehrsthemen beschäftigten 2022 die Bürger im Mangfalltal. Beispielsweise die Blockabfertigung (links), die Planungen zum Brenner-Nordzulauf (oben rechts), hier präsentiert von Dieter Müller (links) und Matthias Neumaier von der Deutschen Bahn, sowie die Unfallserie auf der Staatsstraße 2080 bei Ostermünchen (unten rechts). © dpa/Peter Kneffel, Stefan Hadersbeck

Verkehrschaos vor der Schule, eine Unfallserie an der Bahnunterführung und Widerstände gegen die Bahntrasse: In puncto Verkehr lief nicht alles im Mangfalltal flüssig. Was im Jahr 2022 passiert ist, wo‘s Diskussionen und Probleme gab.

Mangfalltal – Die Blockabfertigung bei Kufstein, die dafür gesorgt hat, dass Verkehrsteilnehmer zwischen Irschenberg und Bad Aibling auf der A8 teilweise stundenlang im Stau gestanden haben. Die Planungen zum Brenner-Nordzulauf, die vor allen in Ostermünchen bei Tuntenhausen Gefühle zwischen Hoffen und Bangen ausgelöst haben. Und der Bau der Westtangente zwischen Rosenheim und Kolbermoor, der nach und nach Formen annimmt. Doch in puncto Verkehr und Fortbewegung gab‘s im Mangfalltal auch kleinere Themen, die für große Aufmerksamkeit gesorgt haben. Ein Überblick über die Aufreger und Entscheidungen in den Mangfalltal-Kommunen:

Die Kurstadt Bad Aibling sollte eigentlich für Entspannung und Erholung stehen. In puncto Verkehrsfluss steht sie bei vielen Autofahrern aber eher für Stillstand und Stress. Beispiel Aiblinger Kreuzung (Ellmosener Straße, Thürhamer Straße, Dieselstraße), die sowieso schon unter starken Verkehr ächzt, mit der Entwicklung von Wohnbebauung aber an ihre Grenzen der Belastbarkeit stoßen könnte. Die Stadt hatte daher ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben und will eine mögliche Kreisverkehr-Lösung im Auge behalten, wie in der Oktober-Sitzung des Stadtrats deutlich wurde. Der Baustart sei nach Angaben der Verwaltung frühestens im Jahr 2024 denkbar.

Dicht an dicht: Zum Schulstart im September hatte die Verkehrsführung an der Großbaustelle an Marienplatz und Kirchzeile in Bad Aibling für Unmut bei Verkehrsteilnehmern geführt.
Dicht an dicht: Zum Schulstart im September hatte die Verkehrsführung an der Großbaustelle an Marienplatz und Kirchzeile in Bad Aibling für Unmut bei Verkehrsteilnehmern geführt. © Eva Lagler

Ein gestörter Verkehrsfluss war auch Ausgangspunkt für Beschwerden von Verkehrsteilnehmern rund um die Bauarbeiten am neuen Lichtspielhaus mitten im Herzen der Kurstadt. Pünktlich zum neuen Schuljahr im September wurd‘s nämlich beispielsweise für die Schulbusfahrer ziemlich eng. Aufgrund der Vorarbeiten für den Abriss des Gebäudekomplexes an der Kirchzeile und am Marienplatz wurde die Verkehrsführung geändert. „Ich brauche eine halbe Ewigkeit, um von der Luitpoldschule zum Bahnhof zu kommen“, beschwert sich damals Schulbusfahrer Schorsch Nieder vom Busunternehmen Prechtl. Die Fahrspuren seien zu eng, der zickzackartige Verlauf problematisch. Die Stadt versprach daraufhin, nachzubessern – eine Flut an Beschwerden blieb danach aus.

Eine positive Entscheidung in puncto ÖPNV hatte der Bad Aiblinger Stadtrat hingegen in seiner September-Sitzung getroffen. Die Bad Aiblinger Senioren ab einem Alter von 65 Jahren können den sogenannten Moorexpress auch weiterhin kostenfrei nutzen. Zudem wurden Rufe nach einem Rufbussystem laut. Doch ob derartige Überlegungen irgendwann Wirklichkeit werden, steht zunächst in den Sternen.

Um den Stau durch die Lkw-Blockabfertigung zu vermeiden, waren noch im ersten Halbjahr 2022 zahlreiche Lkw-Fahrer bei Bad Feilnbach abgefahren und hatten sich dann durch die Gemeinde Richtung Inntal geschlängelt. Im Sommer hatte die Staatsregierung dann ein Abfahrverbot verhängt.
Um den Stau durch die Lkw-Blockabfertigung zu vermeiden, waren noch im ersten Halbjahr 2022 zahlreiche Lkw-Fahrer bei Bad Feilnbach abgefahren und hatten sich dann durch die Gemeinde Richtung Inntal geschlängelt. Im Sommer hatte die Staatsregierung dann ein Abfahrverbot verhängt. © dpa/Peter Kneffel

Was Staus und Blechlawinen anging, konnten die Bürger der Gemeinde Bad Feilnbach 2022 wenigstens ein bisschen aufatmen. Denn waren bei Lkw-Blockabfertigungen bei Kufstein durch die Tiroler Behörden zunächst viele Lkw- und Autofahrer noch bei der Anschlussstelle Bad Aibling abgefahren und hatten sich dann über Bad Feilnbach ihren Weg in Richtung Inntal gebahnt, schob der Freistaat Bayern dem Ausweichverkehr einen Riegel vor und Verbot Lkw, die dort nicht ihr Ziel hatten, abzufahren.

Als „abgefahren“ betrachteten mit Sicherheit einige Verkehrsteilnehmer auch die neue Verkehrsregel in der Ortsmitte von Bruckmühl. Denn dort wurde im Mai im Bereich Georg-Dorrer-Straße im Osten über die Sonnenwiechser Straße bis zur Einmündung in die Kirchdorfer Straße sowie im Süden von der Bahnhofstraße über den Wimmerweg und Am Eichold bis zur Georg-Dorrer-Straße und im Norden von der Rathausstraße bis zur Albert-Schweizer-Straße und dem nördlichen Ast der Sonnenwichser Straße sowie Pfarrweg und Krankenhausweg ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich eingeführt. Dort gilt seitdem nicht nur durchgängig Tempo 30, sondern auch „rechts vor links“.

Schilder machen auf die seit 1. Mai 2022 geltenden neuen Verkehrsregeln im Zentrum von Bruckmühl aufmerksam.
Schilder machen auf die seit 1. Mai 2022 geltenden neuen Verkehrsregeln im Zentrum von Bruckmühl aufmerksam. © re

Die Verkehrslenkung im Bereich der Heufelder Schule haben dagegen größtenteils Schulweghelfer übernommen, da es im Herbst zu chaotischen Zuständen und gefährlichen Situationen für die dortigen Schüler gekommen war. Grund: Durch Bauarbeiten war die Zufahrt zur Schule über die Bruckmühler Straße versperrt, weshalb sich der ganze Verkehr durch die schmale Oskar-Maria-Graf-Straße geschlängelt hatte. Mittlerweile hat sich dort die Situation etwas entspannt. Vielleicht hatten sich einige Eltern auch den Appell von Schulleiterin Arabella Quiram sowie der Polizei zu Herzen genommen, ihre Kinder, wenn möglich, nicht mit dem Auto zur Schule zu bringen.

Auf der Staatsstraße 2078 bei Feldkirchen-Westerham ist in der Regel immer viel Verkehr. Eine Umgehungsstraße ist aber vom Tisch.
Auf der Staatsstraße 2078 bei Feldkirchen-Westerham ist in der Regel immer viel Verkehr. Eine Umgehungsstraße ist aber vom Tisch. © Manfred Merk

Ebenfalls um zu viel Verkehr ging es in Feldkirchen-Westerham bei der Abstimmung über eine Südumgehung. Die breite Öffentlichkeit hatte sich allerdings klar dagegen ausgesprochen, nachdem seitens des Staatlichen Bauamts Rosenheim eine etwaige Nordumgehung oder eine Tunnelllösung abgelehnt worden war. Und auch der Gemeinderat setzte in seiner Oktober-Sitzung ein klares Zeichen gegen die Umgehungsstraße – und lehnte das Vorhaben einstimmig ab. Die Gemeindeverantwortlichen wollen nun dafür kämpfen, dass die Verbesserungen für die Bürger über Maßnahmen an der Staatsstraße 2078 erreicht werden.

Keine Ablehnung, sondern eine klare Zustimmung seitens des Stadtrats gab‘s in Kolbermoor für die Umwidmung der Friedrich-Ebert-Straße in eine Fahrradstraße. In seiner November-Sitzung hatte das Gremium bei nur einer Gegenstimme grünes Licht für die Maßnahme gegeben. Anfang April 2023 sollen die Umbauarbeiten starten, im Spätsommer oder Frühherbst 2023 dann abgeschlossen sein. Dann können motorisierte Autofahrer nicht mehr von der Ludwigstraße sowie von der Brückenstraße in die Friedrich-Ebert-Straße einfahren. In den Straßenzügen dazwischen können sich Autofahrer und Co. aber weiterhin frei bewegen und auch die Friedrich-Ebert-Straße nutzen, um in eine der Seitenstraßen einzufahren. „Wichtig sind vor allem die Durchgangssperren an der Ludwigstraße und an der Brückenstraße, damit wir den Durchgangsverkehr raushalten“, begründete Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo (SPD) im November die Maßnahme.

Der Kreuzungsbereich der Ludwigstraße zur Friedrich-Ebert-Straße in Kolbermoor: Hier soll in Zukunft keine Einfahrt von Autos mehr möglich sein.
Der Kreuzungsbereich der Ludwigstraße zur Friedrich-Ebert-Straße in Kolbermoor: Hier soll in Zukunft keine Einfahrt von Autos mehr möglich sein. © Matthias Riediger

Nicht zwingend aufs Fahrrad, aber ins Boot geholt hat die Stadt Kolbermoor die Bürger in puncto Verkehr mit der 2022 ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „Mobil vor Ort“. Per Fahrrad oder Bus konnten sich Interessierte dabei gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung auf den Weg durchs Stadtgebiet machen, um über Problemstellen zu diskutieren und Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Einige davon wurden mittlerweile auch umgesetzt, wie Mobilitätsmanagerin Veronika Winkler gegenüber dem Mangfall-Boten bestätigte. So wurden beispielsweise am sogenannten Huberberg Absenkungen an den Bordsteinen verbreitert, um Radlern, gehbehinderten Menschen oder Familien mit Kinderwagen das Leben zu erleichtern. An der Pauline-Thoma-Schule hat die Stadt auf Wunsch der Bürger zudem zwei enge Kurven entschärft.

Entschärft – ein Stichwort, dass auch in Tuntenhausen in puncto Straßenführung im Jahr 2022 eine wichtige Rolle gespielt hatte. Denn in Weiching bei Ostermünchen war es Anfang Oktober zu einer Unfallserie gekommen, die die Polizei sowie andere staatliche Behörden auf den Plan gerufen hatte. Binnen einer Woche waren auf der Staatsstraße 2080 drei von Aßling (Landkreis Ebersberg) kommende Autofahrer in einer langgezogenen Kurve von der Fahrbahn abgekommen und gegen die Mauer der dortigen Bahnunterführung geprallt.

Eine langgezogene Rechtskurve führt von Aßling kommend auf die Bahnunterführung hin. Binnen weniger Tage waren dort Mitte Oktober drei Fahrzeuge von der Fahrbahn abgekommen und gegen das Brückenbauwerk geprallt.
Eine langgezogene Rechtskurve führt von Aßling kommend auf die Bahnunterführung hin. Binnen weniger Tage waren dort Mitte Oktober drei Fahrzeuge von der Fahrbahn abgekommen und gegen das Brückenbauwerk geprallt. © Stefan Hadersbeck

Das Staatliche Bauamt Rosenheim, das für die Staatsstraße zuständig ist, ordnete daraufhin in Absprache mit der Polizei und dem Landratsamt ein Tempolimit von 70 km/h an und gab zudem ein Griffigkeitsgutachten in Auftrag, nachdem ein Teil der Strecke erst wenige Wochen zuvor saniert worden war. Ergebnis des Gutachtens: Es liegen keine baulichen Mängel vor. Unfälle hatte die Polizei dort seither keine mehr registriert.

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