- vonKarheinz Riegerschließen
120 Helfer in 42 Fahrzeugen haben sich am Samstagnacht auf den Weg nach Kroatien gemacht, um den Opfern des schweren Erdbebens Ende Dezember zur Seite zu stehen. Innerhalb weniger Tage hatte die Wasserburger Feuerwehr die Hilfsaktion, an der sich viele Wehren beteiligten, auf die Beine gestellt.
Video: Der Hilfskonvoi aus der Region Rosenheim kommt in Kroatien an
Wasserburg/Rosenheim – Wie aus einer winzigen Idee eine riesige Hilfsaktion werden kann, haben jetzt die Feuerwehren im Landkreis Rosenheim gezeigt: In Windeseile hatte sich innerhalb weniger Tage ein Aufruf verbreitet, den Menschen im kroatischen Erdbebengebiet zu helfen. Das Ergebnis: Bereits am gestrigen Sonntagmittag kam ein Hilfskonvoi aus 42 Fahrzeugen, besetzt mit 120 Helfern aus der Region, im Krisengebiet an, um die Betroffenen dort mit Hilfsgütern zu versorgen.
„Hilfe ist grenzenlos!“ Das wurde am Samstag an der Wasserburger Kirche St. Konrad einmal mehr unter Beweis gestellt. In einer Welle außerordentlicher Solidarität mit den kroatischen Erdbebenopfern wurde hier, nach vorangegangenen Aufrufen im Internet, fast im Minutentakt Paket um Paket mit den unterschiedlichsten Hilfsgütern abgegeben und von zahlreichen Händen, unterstützt von der Wasserburger Feuerwehr, koordiniert von Feuerwehrmann Josip Zilic, in diverse Transporter geladen. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich zudem über den Jahreswechsel hinweg aus der ursprünglichen lokalen Idee eine Hilfsaktion von zahlreichen Feuerwehren im gesamten Landkreis Rosenheim entwickelt.
„Gelebte Solidarität“
Ein kleiner Hilfstransport sollte ursprünglich in die vom Erdbeben besonders betroffene un- und unterversorgte kroatische Region rund um die Ortschaft Petrinja (siehe Kasten) als besonderes Zeichen der Hilfsbereitschaft aus Wasserburg abgehen. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte sich allerdings aus der Idee von Stijepa Feljan und Tadija Špionjak, Mitglieder der kroatischen Community in der Region, eine landkreisweite Aktion der Freiwilligen Feuerwehren, unterstützt von Kreisbrandrat Richard Schrank, für den diese Spontanhilfe ein „besonderes Beispiel für gelebte Solidarität“ bedeutete.
Facebook-Post tritt die Welle los
Bereits kurz nach dem Erdbeben hatte Anita Arz, Mitoganisatorin des Hilfstransports, einen Facebook-Post geteilt, in dem die Bevölkerung dazu aufgerufen worden war, dringend benötigte Hilfsgüter zu spenden.
Beigefügt war eine lange Liste benötigter Hilfsgüter, verbunden mit der Bitte, alles am Samstag im Wasserburger Stadtteil Burgerfeld bei der Kirche St. Konrad abzugeben. Ziel: Den vom Erdbeben betroffenen Kroaten, Serben, Bosniern und anderen Minderheiten unbürokratisch zu helfen.
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Der Aufruf verbreitete sich anschließend in Windeseile im gesamten Landkreis – so auch in der Whatsapp-Gruppe der Wasserburger Feuerwehr. Dort wurde dann spontan der Beschluss gefasst, den Erdbebenopfern zu helfen. Über die Kreisbrandinspektion bat man um Unterstützung. Und so stapelten sich bereits im Laufe der Woche schnell Hilfsgüter im Feuerwehrhaus, darunter auch mehrere Paletten mit größeren Lebensmittelspenden und 5000 Quadratmeter Abdeckfolie.
In wenigen Stunden breitete sich die Welle der Solidarität von Wasserburg aus im gesamten Landkreis und darüber hinaus aus. Fast 20 Feuerwehren aus der Region sowie das Bayerische Rote Kreuz in Haag und das Technische Hilfswerk in Rosenheim sammelten weitere Hilfsgüter in ihren Kommunen. So kamen alleine in Großkarolinenfeld binnen zwei Stunden 664 Kartons mit Lebensmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln zusammen. Für die fleißigen Helfer spendete Bürgermeister Bernd Fessler eine Brotzeit. „Das war ein besserer Jahresbeginn, als jede Rakete in der Silvesternacht“, freute sich Fessler über das Engagement seiner Bürger.
42 Fahrzeuge, 120 Ehrenamtliche
Die Hilfsbereitschaft in den einzelnen Kommunen war so groß, dass die Zahl der benötigten Transportfahrzeuge am Samstag, 2. Januar, sprunghaft angestiegen war. Letztlich machte sich ein aus 42 Fahrzeugen bestehender Konvoi – darunter drei 40-Tonner – mit 120 Helfern von Bernau aus ins rund 600 Kilometer entfernte Katastrophengebiet auf, wobei im Vorfeld noch kurzfristig mit dem Rosenheimer Gesundheitsamt ein Corona-Hygienekonzept ausgearbeitet worden war.
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Rosenheims Landrat Otto Lederer ließ es sich nicht nehmen, den Helfern vor der Abfahrt persönlich die besten Wünsche mit auf den Weg zu geben. Ihn freute vor allem, dass zwar in Zeiten von Corona körperlicher Abstand gehalten werden müsse, die Bevölkerung angesichts der großen Hilfsbereitschaft aber offensichtlich stärker zusammenrücke. Lederer: „Es ist mit der Aktion ein starkes Zeichen der Solidarität über Grenzen hinweg gesetzt worden.“
Ins gleiche Horn stieß bei einer Besichtigung der Hilfsgüter auch Bürgermeister Michael Kölbl, der angesichts der riesigen Mengen sichtlich stolz auf seine Wasserburger war. Kölbl: „Das gewohnte Engagement der Feuerwehr ist hier bei Weitem überschritten“, lobte das Stadtoberhaupt.
Militärpolizei begleitet den Konvoi
Am Sonntagmorgen, 3. Januar, hatten die Helfer dann mit dem Übertritt der kroatischen Grenze ein Etappenziel erreicht, ehe es in Begleitung der dortigen Militärpolizei – teilweise auf schneebedeckter Straße – weiter direkt ins Erdbebengebiet ging. Gegen 14 Uhr wurden die 120 Ehrenamtlichen dann an der Kleinstadt Petrinja herzlich und dankbar von Mitgliedern der dortigen Feuerwehr begrüßt, die das „große Herz“ der Helfer aus dem Raum Rosenheim betonten. Gemeinsam erfolgte anschließend die Aufteilung des Konvois in drei Züge, um die Hilfsgüter an verschiedene Orte zu bringen, die besonders stark von den Zerstörungen betroffen sind.
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