Hoargarten
Die kernigen Mannsbilder des Reischenharter Viergsangs können auch zärtlich klingen.
© Janka
Die pandemiebedingte Auftritts-Abstinenz hat auch bei der Volksmusik Spuren hinterlassen: Das Kultur- und Kongress-Zentrum beim alljährlichen Sänger-und-Musikanten-Hoagarten des Trachtenvereins Rosenheim I Stamm war nur schütter besetzt und auch die Sänger und Musiker gestanden, etwas nervös zu sein beim ersten Auftritt nach zwei Jahren.
Rosenheim - Ganz freigespielt und gesungen hatten sie sich erst nach der Pause und endgültig bei den gerne gewährten Zugaben. Etwas erkältet brummelte sich mit tiefdunklem Bass der Sprecher Karl Heinz Fürst durchs Programm.
Fünf Gruppen hatte die Organisatorin Monika Fackeldey angeworben. Kurzfristig eingesprungen war die fünfköpfige Kieferer Stubnmusi, es gibt sie zwar schon seit 1975, sie hat sich aber seit einigen Jahren wiedergegründet hat und trat in wirklicher Stubnmusi-Besetzung an mit Zither, Hackbrett, Harfe, Gitarre und Kontrabass. Ein bisschen angestrengt schauten sie beim Spielen der Polkas, Walzer und eines Menuetts, und etwas gleichförmig waren deren Rhythmen.
„Zsammgschaut – und scho wissn, wias laft!“ So charakterisierte sich selber die Gruppe des ausrichtenden Vereins, die Stamm I Musi mit Siamak Golshani an der Ziach und Andi Brunner an der Gitarre. Und so war auch ihr Spiel: Gut aufeinander eingespielt sind sie, frisch und rhythmisch schwungvoll waren die Rhythmen, unter denen auch ein Zwiefacher war.
Der eigentümliche Name des SteiBay-Dreigsangs rührt daher, dass zwei bayerische Dirndl und ein steirischer Mann sich zusammengefunden haben. Der Ausseer See und der Ammersee haben so gleichsam fusioniert. Fein aufeinander abgestimmt ist ihr Dreigsang, grundiert von dem füllig-warmen Bariton des Steirers Gerhard Syen in den Liedern von der Liab und vom Jagern, einmal mit einem jubelnden Jodler abgeschlossen
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Näher wohnt der Reischenharter Viergsang, richtige Mannsbilder mit verwegenen Hüten, die G’schichten vom Frühling, von der Liebe und natürlich vom Jagen singen. Kernig-lebendige und männlich-zärtliche Stimmen zeigen sie in „Wann der warme Wind kimmt“, eine Liebesgeschichte im Kleinen ist „A schees Büschei kaf i dir“ mit einem sanften Jodler am Ende, kunstvoll verschränkt ist ihr Jodler in „‘S Dirndl is wunderschee“ und immer fröhlicher-erotisch werden ihre Lieder, wie zum Beispiel das kärntnerische „Ins Gailtal eini geh i‘s jagern“.
Eine echte Wirtshausmusi ist die sechsköpfige Tanzlmusi-Gruppe mit dem lustigen sprechenden Namen „Pilsisaus-Musi“ aus dem Tegernseer Tal. Rhythmisch federnd gespannt wie ein musikalisches Trampolin und oft schneidig waren ihre Rhythmen mit dem gestrichenen Kontrabass, ob Polkas, Walzer oder Boarische, souverän war ihr Auftritt, wendig die Ziach und herrlich weich die Blechbläser: Diese Musik ging ins Blut und in die Füße.